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Sci-Fi-Film. USA
Alternativer Titel -

Regie J.J. Abrams
Drehbuch Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof
Produktion J.J. Abrams, Roberto Orci, Alex Kurtzman, Damon Lindelof, Bryan Burk
Musik
Michael Giacchino
Kamera
Dan Mindel
Schnitt Maryann Brandon, Mary Jo Markey
Darsteller Chris Pine, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Simon Pegg, Zoe Saldana, Karl Urban, Jon Cho,
Anton Yelchin, Alice Eve, Peter Weller, Bruce Greenwood, Heather Langenkamp, Leonard Nimoy
Länge
132 Min.

Kinostart USA 17.5.2013
Kinostart CH 9.5.2013

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 2.5.2013
©  Bilder Paramount, Screenshots molodezhnaja


STORY
Die Crew der Enterprise ist daran, einen Vulkanausbruch zu stoppen, der ein primitives Volk auf einem fernen Planeten zerstören würde. Als Spock (Zachary Quinto) in dem Vulkan stecken bleibt und ihn der sichere Tod erwartet, verletzt Captain Kirk (Chris Pine) die oberste Direktive - und zeigt sein Raumschiff Enterprise den Ureinwohnern, um seinem Freund zu Hilfe zu eilen. Die Folgen: Spock lebt, aber für die "Heldentat" wird Kirk seines Kommandos Enthoben. Sein väterlicher Freund Pike (Bruce Greenwood) wird wieder Captain, Kirk sein erster Offizier. Da verübt der eiskalte Sternenflotten-Agent John Harrison (Benedict Cumberbatch) einen Terroranschlag in London und attackiert die darauf einberufene Krisenkonferenz in San Francisco. Pike stirbt und Admiral Marcus (Peter Weller) übergibt Kirk & Spock wieder die Enterprise - mit dem Auftrag, Harrison zu töten. Der Schurke hat sich auf dem klingonischen Heimatplaneten verschanzt. Es ist äusserste Vorsicht geboten, denn wenn die Enterprise-Mission auffliegt, droht Krieg mit den Klingonen.



REVIEW
Da habe ich mir glatt selbst die passende Einleitung geklaut, als ich beim Star Trek-Neustart im Jahr 2009 geschrieben habe "Die Drehbuchautoren haben The Wrath of Khan genau studiert, das merkt man". Nun ging das Studium ganz offensichtlich weiter, denn beim zweiten Teil der neuen Reihe, "Star Trek: Into Darkness", sind die Parallelen noch zahlreicher und noch deutlicher. Da man in einer ausführlichen Besprechung nicht umher kommt, einige davon auch aufzuzählen und deren Sinn und Zweck zu analysieren, sei hiermit eine Warnung vor Spoilern ausgesprochen. Geht ins Kino - der Film ist klasse, bietet enorm viel Action und nur einige Ungereimtheiten, die sich eben auch aus der Einordnung in den Trek-Kanon ergeben. Aber nun aufhören zu lesen, falls ihr jungfräulich bleiben wollt.

Dass überhaupt eine Spoiler-Warnung hin muss, ist die Schuld von J.J. Abrams. Der Mann muss sich einfach immer so geheimniskrämerisch geben, ja er und sein Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch logen sogar vor der Kamera, als sie betonten, er spiele nicht Khan sondern einen Mann namens John Harrison. Letzteres ist aber nur ein Alias, Cumberbatch ist in der Tat Khan, wie es seit Jahren gemunkelt wurde. Nun ist das an sich nicht ein Spoiler: Person X spielt Figur Y, das ist doch nichts Schlimmes. Aber weil Abrams sich in Geheimhaltung übte, wird es nun behandelt wie ein Staatsgeheimnis. Cumberbatch könnte auch General Knüppeldick spielen, es ist für den Plot an sich nicht immens wichtig. Aber dass er Khan spielt, rückt "Into Darkness" gleich mehrfach ins Schussfeld.

Da wäre der Vorwurf der mangelnden Originalität. "Star Trek" versuchte wenigstens, einen Plot zu erzählen, der nicht zuvor schon abgehandelt wurde. Diesmal jedoch bekommen wir die Resteverwertung mit dem Schurken aus einem vorherigen Film sowie weiteren Figuren aus demselben. Und dies eigentlich ohne echten Bedarf. Klar ist es cool, den besten Bösewicht des Trek-Universums wieder aufleben zu lassen, aber es ist auch etwas faul. Ausser man hat einen wirklich grandiosen Plot um ihn herum. Und der fehlt hier. So wird die Identität Khans etwa nach einer Stunde gelüftet und im Eilverfahren seine Genesis durchgegangen. Eine neue Bedrohung, die nie ganz glaubhaft ist, taucht auf.

Das zweite Problem ist jenes der Logik. Auch "Star Trek" war gespickt mit teils extremen Zufällen und strapazierte so die Glaubwürdigkeit. Diesmal geht es fundamental etwas tiefer, wollten die Macher doch New-Trek als alternative Zeitlinie sehen, nicht als Neustart. Doch in "Wrath of Khan" war der Bösewicht ein Asiate, gespielt von einem Mexikaner, jedenfalls kein hellhäutiger Brite. Und es soll derselbe Khan sein, das wird in einer kurzen Sequenz explizit deutlich gemacht. Der Khan, der die Enterprise-Crew rund 30 Jahre später bekämpft. Durch die Zerstörung des Planeten Vulkan ist diese Zeitlinie durcheinander gekommen, neu erwacht Khan früher und macht eben, was er nun böses macht. Aber warum dieser Khan komplett anders daherkommt als "Khan Prime" bleibt unerklärt.

Es ist Rappenspalterei, zu sehr darauf herumzureiten, aber die Macher setzen sich dem fast bewusst aus, indem sie sich einerseits von der alten Trek-Zeitlinie distanzieren und im gleichen Atemzug doch immer wieder auf sie zurückgreifen. Das äussert sich auch im Name Dropping, welches für Trek-Fans gedacht ist, aber eben auch manchmal kuriose Ausmasse annimmt. Carol Marcus ist dabei. Bekannte Zitate sind zu hören (wenn auch nicht immer aus demselben Mund). Das Finale wirkt wie ein Spiegel eines anderen Filmfinales. Und ein Tribble kommt vor. Hab die Crew diese Kreaturen nicht erstmals während ihrer 5-jährigen Raum-Mission gefunden (die erst nach diesem Film beginnt)? Es ist typisch für die Art von Drehbüchern, die Roberto Orci, Alex Kurtzman und Damon Lindelof schreiben. Viel Retro, viel Popkultur, viel Modernes, kurios vermischt zu einem immer unterhaltsamen, aber nicht bis ins Detail durchdachten Skript. Konzept scheint ihnen immer wichtiger als Detail.

Beklagen will ich mich nicht, denn ich mag die Orci-Kurtzmann-Lindelof-Sachen meistens erstaunlich gut. Und damit sei auch nochmals deutlich gesagt, dass auch "Star Trek: Into Darkness" sehenswert ist. Ja die oben genannten Probleme, dazu auch noch andere, werden Star-Trek-Fans alter Schule noch jahrelang beschäftigen und/oder ärgern, doch sie bleiben im grossen Kontext doch nur punktuell. Als Ganzes betrachtet haben wir es mit wuchtiger Sci-Fi-Unterhaltung erster Güte zu tun. Die Story reisst mit, und immer, wenn man sich kurz was fragen könnte, kommt der nächste Knall, in Action oder Handlung. Sie ist mal düster mal locker, und dabei jederzeit packend.

Abrams setzt sie im Stile seines ersten Trek-Ausflugs um, nur noch aufwendiger. Gleich blieben etwa die mittlerweile legendären Lensflare-Tricks, bei denen die Lichter auf der Brücke sich wunderbar in der Kameralinse brechen. Dazu auch mal die Kamera für einen Dutch Angle schräg stellen oder ein schneller Zoom eingesetzt. Immer immens schick, nah dran an den Ereignissen und doch episch im Look. Gleiches gilt für die Musik, die sich mit mittlerweile schon fast so eingebrannt hat wie die Scores der älteren Filme. Fast jedenfalls, denn die Tracks von Jerry Goldsmith, James Horner und Alexander Courage kennt man einfach länger und besser. Aber Michael Giacchino macht tolle Arbeit als Komponist.

Auch die Trickspezialisten leisten Bemerkenswertes. Und auf jeden Fall auch die Darsteller. Chris Pine ist nicht ganz auf William Shatners Charisma-Niveau, Zoe Saldana wirkt etwas austauschbar, Anton Yelchin und John Cho wohl auch. Aber sie alle sind gut eingespielt, Zachary Pinto gibt einen starken Spock ab und Benedict Cumberbatch ist ein Bösewicht, wie man ihn sich wünscht: Chargierend ohne lächerlich zu werden, ebenso kraftvoll wie intelligent. Die Figurenzeichnung dürfte indes etwas besser sein: Weniger Spässe mit Simon Pegg, weniger Pseudoromantik zwischen Saldana und Quinto. Mehr Karl Urban. Da wird wohl jeder Zuschauer seine eigenen Vorstellungen haben.

Dasselbe gilt für das eigentliche Trekking. Für einen Film namens Star Trek gibts kaum Sternen-Trekking, das beginnt, wie gesagt, erst am Ende des Films. Doch selbst das ist nicht mal so tragisch, entschädigt doch eine der genialsten Anfangssequenzen der letzten Jahre dafür, ebenso wie ein ausgewogener Mix aus Szenen von der Erde und dem mehr oder weniger nahen All. Ja die Enterprise düst nicht viel durchs All, aber der Film hat dennoch viel Abwechslung und beeindruckende Schauwerte. Am Ende freut man sich dann wie ein kleines Kind, wenn die Fortsetzung endlich dahin geht, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.

Will heissen: Am Ende von "Into Darkness" sind wir eigentlich nicht weiter als nach dem ersten "Star Trek". Aber für eine kurze Abzweigung, wenn man so will, ist dieser Film eine Wucht, und garantiert schon jetzt ein Kandidat für einen Top-5-Film dieses Jahres. Etliche Actionszenen bleiben in Erinnerung, etliche Auftritte auch, die Musik ringt lange nach, die kleinen Details werden die Filmforen für Monate füllen. Und J.J. Abrams kann frohen Mutes weiterziehen zur nächsten Sci-Fi-Serie: zu "Star Wars". Er hinterlässt "Star Trek" jedenfalls in bestem Zustand. Wer auch immer für ihn übernimmt, der sollte möglichst bald drehen, denn ich sehne mich nach mehr. Und er sollte das Niveau der JJ-Trecks halten. Dann haben wir Sci-Fi-Fans für die nächsten Jahre so einiges, auf das es sich zu freuen lohnt.

 

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