Stalin (Indien, 2006)

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Actionfilm. Indien. Telugu
Alternative Titel Stalin: Man for the Society; స్టాలిన్

Regie A.R. Murugadoss
Drehbuch A.R. Murugadoss
Produktion K. Nagendra Babu
Songs Mani Sharma
Kamera Chota K Naidu
Choreografie Raju Sundaram, Lawrence
Darsteller Chiranjeevi, Trisha Krishnan, Prakash Raj, Sharada, Khushboo, Suneel,
Mukesh Rishi, Brahmaji, Sriram L.B., Anushka, Hema, Riyaz Khan, Gangadhar Panday
Länge 168 Min.

Kinostart 20.9.2006
Box office classification Hit
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 16

Humor	Spannung	Action	Gefühl	Anspruch	Erotik
				.

STORY
Major Stalin (Chiranjeevi) wurde einst von seinem Vorgesetzten (Mukesh Rishi) nach einem heldenhaften Kampf entlassen. Nun kämpft der Major als Zivilist für das Gute. So hilft er jedem Menschen, wo er nur kann, und verlangt dafür keinen Lohn - nur das Versprechen, auch der Begünstigte würde nun drei Menschen etwas Gutes tun. Diese Kette solle das Land glücklicher machen. Doch wenns sein muss, lässt Stalin auch seine Fäuste sprechen. Das bringt ihm bald den Zorn des skrupellosen Innenministers Maddu Krishniah (Prakash Raj) ein, der seine Schergen auf Stalin ansetzt. Und nicht nur auf ihn: Auch seine Mutter (Sharada), seine Schwester Anika (Khusboo) und seine Freundin Chitra (Trisha Krishnan) geraten auf die Abschussliste.

REVIEW
Welcher Mensch mit etwas Taktgefühl nennt seinen Helden Stalin? Dass den Machern des Films der Name nicht gänzlich fremd ist, zeigt eine Szene, in der die Mama meint, sie habe ihn nach einem kommunistischen Führer benannt. Aha. Warum dann nicht Lenin? Oder Gorbatschow? Stalin klingt halt martialischer. Aber nennt mich altmodisch, ich entwickle nur zögerlich Sympathie für einen Helden, der benannt ist nach einem Mann, der Millionen von Menschen auf dem Gewissen hat. Oder kann sich jemand "Die Hard" mit einem Polizisten namens Adolf Hitler vorstellen? Oder "Lethal Weapon" mit Pol Pot? Nun, wir sind in Südindien, da geht alles. Also heisst der Held "Stalin" - und er kämpft fürs Gute.

Das macht er einerseits mit Gewalt, andererseits mit dem "Pay It Forward"-Prinzip. Catherine Ryan Hyde benutzte es in ihrem gleichnamigen Roman, der im Jahr 2000 zum Hollywood'schen Sentimentalitätskoloss mit Haley Joel Osment in der Hauptrolle adaptiert wurde. Doch Tollywoods Megastar Chiranjeevi (Jai Chiranjeeva) wäre natürlich nicht in seinem Element, wenn er nur dafür plädieren würde, Gutes zu tun. Nein, es braucht auch Action. Wenn er also fertig ist damit, behinderten Kindern zu helfen, drischt der Gutmensch mit Muckis drauf los und schleudert böse Politiker und deren Schergen in bester südindischer Masala-Tradition aus dem Weg. Will heissen: schamloser Trash mit gestelzten Schlägereien und wuchtiger Heldenmusik. Genau die fand ich ungeheuer geil. Das Leitmotiv, das schon im Vorspann erklingt, bringt das Blut in Wallung und läuft einem danach noch lange nach.

Das Stück passt bestens zur Zelebrierung des Helden, die mal wieder hart an die Grenze des Erträglichen geht. Da Stalin ja nicht nur kloppt, sondern auch jeder alten Frau über die Strasse hilft und jedem umgekippten Kind wieder auf die Beine hilft, schleicht sich Schmalz in den Plot und eine gewisse Übersättigung in die Figur. Ja, wir haben kapiert, Stalin ist toll - nun aber mal weiter mit dem Plot. Dass der tamilische Regisseur A.R. Murugadoss (Ghajini) die Geschichte nicht ganz auf Action reduziert, ist indes löblich, denn den ganzen Kampf-gegen-korrupte-Politiker-Schmonzes kennt man längst auswendig. Hier kriegt der Film durch das "Pay It Forward"-Prinzip einen leicht anderen Twist und verdient sich sogar die eine oder andere rührende Szene.

All das ist der Gewinn von Chiranjeevi. Der Megastar ist der unumstössliche Held hier, ein König der Massen, dessen Popularität zelebriert wird bis zum Gehtnichtmehr. Südindische Filmemacher sind oft derart darauf erpicht, ihren Star zum Hypergigasupermega-Event zu stilisieren, dass sie deshalb die Story vergessen, und das passiert auch hier hin und wieder, doch da Chiranjeevi im Unterschied zu seinem schärfsten Konkurrenten Rajnikanth immerhin Machismo hat, klappt das schon. Der Macho mit Herz braucht natürlich eine Frau an der Seite. Den Job übernimmt die zierliche Tamilin Trisha Krishnan (Nuvvostanante Nenoddantana), die mir zarten 23 Jahren etwas jung ist für den 51-jährigen Superstar. Aber die Glaubwürdigkeit wird nicht zu sehr strapaziert, da die Liebesgeschichte bestenfalls eine Randfunktion einnimmt und eigentlich gänzlich hätte gestrichen werden können. Aber da niemand freiwillig auf die süsse Trisha verzichten will, darf sie bleiben.

Prakash Raj wurde künstlich gealtert und ist solide. Er ist längst der Amrish Puri des südindischen Kinos und manchmal würde man sich zur Abwechslung einen anderen Überschurken wünschen. Sharada und Khushboo sind okay, der Comic Relief von Suneel hält sich in Grenzen. Spass kommt dafür aus dem Romantik-Plot zwischen Chiranjeevi und Trisha, ganz dem Masala-Konzept folgend wird die Sache hier denn auch nie zu ernst: Genügend Humor und Trash-Momente lockern auf. Und auch die Action, trotz des nervtötenden Editing-Gewitters und der abnormalen Massenprügeleien, hat ihre Momente - die eine Szene mit dem Benzinlastwagen ist wirklich noch schick.

Aussetzen kann man diesem Big-Budget-Formelfilm also viel. Inspirationsmangel vom "Pay It Forward"-Prinzip bis zum Logo in "Blade"-Schrift. 08/15-Rächerstory mit abgeschmackter Heldenzelebrierung. Unnützer Romantik-Plot, trashige Action, Überlänge, kitschiger Schluss, unnötige chauvinistisches Pakistan-Kriegs-Aufgewärme ... doch das trübt letztendlich den Spass nur marginal. "Stalin" ist eine Sause, mit charismatischem Helden, süsser Heldin, flottem Soundtrack, halbwegs gut gemeinter Botschaft, schmissigen Songs (vor Kulisse oder in Österreich) und einigen "da schwillt mir die Brust an"-Macho-Momenten, die im Kino für Jauchzen sorgen. So wünscht man sich doch südindisches Haudrauf-Kino.

MEINE DVD
KAD / iDream (USA), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Telugu 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * (Solide in Bild und Ton)

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