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Thriller, Deutschland 1928
Alternativer Titel -
Regie
Fritz Lang
Drehbuch Thea von Harbou
nach ihrem eigenen Roman
Produktion UFA
Musik Werner Richard
Heymann
Kamera
Fritz Arno
Wagner
Darsteller Rudolf
Klein-Rogge, Gerda Maurus, Willy Fritsch, Paul Hörbiger,
Hertha von Walther, Fritz Rasp, Lien Deyers, Louis Ralph, Craighall Sherry
Länge 144 Min. (restaurierte Fassung).
Kinostart 22.3.1928
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 23.6.2011
© Bilder Eureka,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der reiche Haghi (Rudolf Klein-Rogge) führt eine Bank. Doch diese dient
lediglich als Kulisse für ein grosses Gangstersyndikat! Seine Schergen klauen
alles und haben selbst die Behörden unterwandert. Aktuell versucht die schöne
Sonja Barranikowa (Gerda Maurus), dem osteuropäischen Oberst Jellusič (Fritz
Rasp) Geheimnisse zu entlocken, weshalb Geheimdienstchef Jason (Craighall
Sherry) seinen Agenten No. 326 (Willy Fritsch) auf die Sache ansetzt. Als der
Agent und die Gangsterbraut sich ineinander verlieben, verweigert Sonja ihrem
Boss Haghi den Dienst. Der sperrt sie kurzerhand ein, und will sie erst wieder
freilassen, wenn sie dem japanischen Diplomaten Dr. Matsumoto (Lupu Pick) ein
Schutzabkommen entwendet.
REVIEW
Einer der temporeichsten und unterhaltsamsten Filme von Fritz Lang, wenn
auch visuell nicht gar so berauschend und in Sachen Einzigartigkeit eher
bescheiden: das ist "Spione". Manche Filmkritiker sind erpicht darauf, ihn als
grosses Vorbild für das Schaffen von Ian Fleming und Alfred Hitchcock
anzufeiern, um ihm so zu Klassiker-Ehren zu verhelfen. Und obwohl es tatsächlich
einige Vorreiter-Elemente in dem Agenten- und Gaunerthriller zu sehen gibt, so
war Lang keineswegs ein alleiniger Pionier in dem Metier. Man denke nur an all
die Serials des Franzosen Louis Feuillade ("Fantômas",
Les vampires, "Judex").
Aber Lang weiss auf jeden Fall, etliche der Elemente einzusetzen, die später in dem Genre zum Standard wurden. Da ist etwa der Bösewicht, der im Rollstuhl sitzend in einer Schaltzentrale zu hausen scheint, von der aus er per Telefon die Geschicke der Welt leitet. Da sind die technischen Spielereien, die nicht ganz den Sci-Fi-Charakter des Arsenals von Q erreichen, aber allemal eines Bondfilms würdig sind. Und da sind die vielen McGuffins wie Verträge und Papiere, deren Inhalt von immenser Wichtigkeit zu sein scheint, aber immer eben nur McGuffins bleiben. Hitchcock lässt grüssen. All das sind Genre-Spielereien, die wir heute zur Genüge kennen, und die hier sogar noch etwas verdichtet vorkommen dürften, doch sie in "Spione" zu sehen, macht Laune.
Lang war auch dringend auf Spielereien und Tempo angewiesen, denn die UFA legte ihm für die Produktion ziemlich enge Fesseln an: Weil der superteure "Metropolis" die Firma beinahe in den Ruin trieb, wurde der Regisseur dazu verdammt, sich in Sachen Budget zurückzuhalten. Um dies zu erreichen verzichtete Lang auf extravagante Bauten und Sets, und drehte stattdessen viele (kostensparende) Nahaufnahmen. Der Film wurde ein Grosserfolg und die Einschränkung für den nächsten Film Frau im Mond wieder aufgehoben. Mir persönlich gefällt der ausartende und expressionistische Lang etwas besser als der beschränkte Lang - weshalb ich auch nicht der allergrösste Fan von "Dr. Mabuse" bin, einer Art Vorreiter und Begleitwerk von "Spione". Doch auch im engeren Rahmen ist der Regisseur allemal ein Meister seines Fachs.
So holt er mehr Romantik aus seinen Closeups mit der schönen Gerda Maurus heraus, als er es in den meisten seiner anderen Filme schafft - kein Wunder vielleicht, hatte der mit Drehbuchautorin Thea von Harbou liierte Lang doch eine Affäre mit Maurus. Auch die Bildausschnitte sind wie immer ein Genuss und die manchmal überraschend sprunghafte Montage, die nicht den Hollywoodnormen einer flüssigen Erzählung folgt, sondern bisweilen unangekündigt von einem Setting zum nächsten wechselt, und dadurch angenehm verwirrt, verleihen dem Werk etwas Spezielles. Etwas Typisches für das Weimarer Stummfilmkino, besonders eben jenem von Lang.
Der Inhalt selbst bleibt indes etwas dünner. Selbst die Figurenzeichnung, die klar zwischen gut und böse trennt (bis auf Sonja, die als einzige überhaupt eine Entwicklung durchmacht), haut nicht vom Hocker. Kombiniert mit einer leichten Überlänge drängt sich der Wunsch auf, das Drehbuch hätte noch etwas dramatischer ausfallen dürfen. Doch diese Mankos hebt Langs manchmal virtuose Inszenierung auf. Ein Meisterstück etwa die rasant inszenierte Zug-Sequenz kurz vor der Zweistunden-Marke. Oder das mitreissende Finale. Da ist Lang im Element und montiert Action, Nahaufnahmen und Zwischentitel mit irrwitzigem Tempo und bestechender Präzision.
Für mich persönlich wird "Spione" kaum je zu den Lieblingsfilmen Fritz Langs gehören. Agenten- und Gangsterthriller waren schon mal nie mein Lieblingsgenre und mir fehlt über weite Strecken das Fieberhafte, das Opulente, das Spezielle. Doch in den Händen von Fritz Lang wird die romantisch-spannende Thrillerstory allemal zur packenden Massenunterhaltung, einer Art Mainstream-Blockbuster seiner Zeit, heruntergestutzt auf die zwingendsten Elemente des Genres und dann präsentiert mit Präzision und Leichtigkeit. Auf einen Fritz Lang ist nun mal eben Verlass.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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