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Sci-Fi-Film. D 1929
Alternativer Titel
Woman in the Moon
Regie Fritz Lang
Drehbuch Fritz Lang nach einer Story von Thea von Harbou
Produktion Fritz Lang
Musik Willy Schmidt-Gentner
Kamera Curt Courant, Oskar Fischinger, Konstantin Irmen-Tschet, Otto
Kanturek
Darsteller Willy Fritsch, Gerda Maurus, Klaus Pohl, Fritz Rasp, Gustl
Gstettenbaur,
Gustav von Wangenheim, Tilla Durieux, Margarete Kupfer, Alexa von Porembsky
Länge 162 Min.
D-Kinostart 15.10.1929
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 17.5.08
© Bilder Eureka,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Professor Georg Manfeldt (Klaus Pohl), der alleine mit seiner Maus in einer
kleinen Wohnung lebt, vermutet, dass es auf der dunklen Seite des Mondes Wasser,
Sauerstoff und Gold gibt. Für diese Theorie haben seine Wissenschaftskollegen
nicht viel übrig. Doch sie weckt das Interesse des Flugwerftbesitzers Wolf
Helius (Willy Fritsch). Mit dem Ingenieur Windegger (Gustav von Wangenheim) und
dessen Verlobter Friede Velten (Gerda Maurus) arbeitet Helius an der Rakete
"Friede", die ihn zum Mond bringen soll. Nun hat er dank Manfeldts Theorien
neuen Ansporn. Doch die Pläne fallen auch einer Organisation von
Gold-Spekulanten in die Hände, die den Ganoven Walt Turner (Fritz Rasp) auf
Helius ansetzen. Der erzwingt seinen Mitflug und so brechen Helius, Friede,
Windegger, Manfeldt, Turner und als blinder Passagier der kleine Gustav (Gustl
Gstettenbaur) auf Richtung Mond. Nach einer Bruchlandung auf dem Erdtrabanten
beginnt die Suche nach Wasser - und Edelmetall.
REVIEW
Da Fritz Lang 1931 mit seinem ersten Tonfilm "M"
nicht nur ein Meisterwerk, sondern seine beste Regiearbeit überhaupt vorlegte,
geriet der zwei Jahre davor entstandene "Frau im Mond" etwas ins Hintertreffen.
Das mag auch an der Qualität liegen, denn Langs letztem Stummfilm haftet das
Etikett der Belanglosigkeit an. Ein Weltraumabenteuer eben. Kann also nicht
tiefgründig sein. Und obwohl das tatsächlich auch teilweise zutrifft, so mindert
das in keinster Weise den Unterhaltungswert. Im Gegenteil: Für einen Sci-Fi-Fan
sollte diese liebevoll gestaltete und auch ganz ansehnliche Produktion durchaus
Pflichtprogramm sein. Bereuen wird man das Anschauen kaum und sei es nur, wegen
des historischen Aspekts.
Nicht filmhistorisch (das freilich auch), sondern historisch. Denn in "Frau im Mond" ist bereits vieles zu entdecken, was in der Raumfahrt dann 40 Jahre später tatsächlich zum Einsatz kam: Von der Stufenrakete bis hin zum Countdown. Den hat Lang tatsächlich erfunden. Vorher war das Rückwärtszählen 6..5..4..3..2..1 - Start! nirgends dokumentiert. Fortan war es jedoch Standard. Die fast schon prophetischen Aspekte des Films gehen auf Langs Berater zurück: die Raketenwissenschafter Willy Ley, Wernher von Braun und vor allem Hermann Oberth, dessen Buch "Die Rakete zu den Planetenräumen" Lang und Ehefrau Thea von Harbou zu dem Stoff inspirierte. Die erste Hälfte des Films ist daher selbst aus heutiger Sicht nicht kompletter wissenschaftlicher Unsinn - sieht man von Details ab wie dem Umstand, dass Lang kolportierte, die Schwerkraft würde erst in der Anziehungskraft des Mondes aussetzen, nicht bereits beim Verlassen der Erdatmosphäre.
Die zweite Hälfte ist utopischer. Obwohl die Wissenschaft auch damals schon wusste, dass es auf dem Mond keinen Sauerstoff gibt, manipuliert Lang den Erdtrabanten so, dass er für sein kleines Abenteuer passt. Also mit Sauerstoff, da es schwer realisierbar wäre, die Schauspieler stets in Raumanzügen zu zeigen. Für einen Stummfilm wäre es sogar fast unmöglich, schliesslich ist die exaltierte Mimik der Akteure zwingend, damit nicht alles per Zwischentitel gezeigt werden muss. Und exaltiert spielen sie - von Willy Fritsch über Langs Geliebte Gerda Maurus bis zu Fritz Rasp. Grosse Augen, übertriebene Gesten - ein Genuss. Die Qualität des Spiels einzuschätzen ist immer etwas schwierig bei Stummfilmen, denn das theatralische Element ist ja gewünscht. Insofern erledigen alle hier ihre Arbeit souverän. Das ist auch wichtig, weil die erste Filmhälfte auf der Erde spielt. Es geht um ein Liebesdreieck und einen Thriller. Das ist denn auch der langweilige Teil des Werks, den man hätte kürzen können, denn mit 162 Minuten (einige Prints waren noch länger) bringt "Frau im Mond" doch etwas zuviel Laufzeit auf die Waage. Das senkt den Spannungspegel.
Besser siehts dann auf dem Mond auf und auf dem Weg dahin. Die Sets der Lang-Veretanen Otto Hunte und Karl Vollbrecht sind eine Augenweide und verleihen den Designs von Georges Méliès' revolutionärem 1902er-Klassiker Voyages dans la lune ein paar neue Dimensionen. Manche Sets wie das Raumschiff im Sand sind richtige Ikonen geworden. Und Lang wertet die meisten Shots durch eine strenge Geometrie auf. Der Film an sich ist nicht expressionistisch, doch immer wieder sorgt der Kontrast aus Rundungen und Kanten, aber vor allem schräge Winkel für kurze Expressionismus-Momente. Und die verleihen dem Film dann das gewisse Etwas.
Ob der Film nun wirklich gut oder nicht so toll ist - als eines geht er allemal durch: als Klassiker. Lang sah vieles voraus, mit dem Countdown setzte er sogar einen Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte, und das Design entzückt noch heute. Trotz Überlänge ist "Frau im Mond" zudem stets flott erzählt und selten wirklich langweilig. Mir als Sci-Fi-Fan gefallen die Szenen auf dem Mond und beim Start der Rakete (die vielleicht virtuoseste Sequenz des ganzen Films - inklusive dem Herausfahren der Rakete, wie es heute noch gemacht wird) natürlich am Besten, daher mag ich den Film als Ganzes sogar etwas lieber als etwa Langs hochgelobte "Mabuse"-Filme, daher reichts nur haarscharf nicht für vier Sterne. Noch näher sind mir "M", "Metropolis" und "Die Nibelungen" - aber man muss ja nicht gleich jedes Werk mit absoluten Klassikern der Filmgeschichte vergleichen.
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