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Actionfilm. USA/D 2008
Alternative Titel
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Regie Andy und Larry Wachowski
Drehbuch Andy und Larry Wachowski
Produktion Andy und Larry Wachowski, Joel Silver, Grant Hill
Musik Michael Giacchino
Kamera David Tattersall
Darsteller Emile Hirsch, Christina Ricci, John Goodman, Susan Sarandon,
Rain, Matthew Fox, Roger Allam,
Benno Fürmann, Hiroyuki Sanada, Richard Roundtree, Kick Gurry,
Paulie Litt,
Cosma Shiva Hagen, Moritz
Bleibtreu
Länge 135 Min.
US-Kinostart
09.05.2008
CH-Kinostart 08.05.2008
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
© Text Marco,
molodezhnaja 29.4.08
© Bilder Warner Bros.,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Familie Racer hat das Rennfahren im Blut. Pops Racer (John Goodman) betreibt
sogar einen eigenen Rennstall. Sein einziger Fahrer ist Sohnemann Rex (Scott
Porter), der auf den futuristischen Rennbahnen der Welt von
einem Rekord zum nächsten rast. Doch er zerstreitet sich eines Tages mit Pops
und geht seinen eigenen Weg, nur um kurz darauf beim Überland-Rennen in einer
Eishöhle zu sterben! Die Familie ist am Boden - vor allem Rex' kleiner Bruder
Speed. Jahre später ist Speed Racer (Emile Hirsch) selbst ein aufsteigendes
Renn-Ass. Pops, Mom Racer (Susan Sarandon), Junior-Bruder Spurtle (Paulie
Litt), Mechaniker Sparky (Kick Gurry) und Haus-Affe Chim Chim sind unendlich
stolz auf ihn. Sein Erfolg ruft auch die grossen Rennfirmen auf den Plan. Am
penetrantesten versucht der steinreiche Royalton (Roger Allam), Speed für seinen
Rennstall anzuheuern. Als Speed den Versuchungen des grossen Geldes widersteht
und ablehnt, zeigt Royalton sein wahres, schurkisches Gesicht und verspricht
Speed, er werde ihn in Grund und Boden stampfen. Doch Speed siegt weiter. Zeit
für Royalton, zu illegalen Mitteln zu greifen. Doch was sind seine Pläne? Und
was haben die beiden Rennfahrer Racer X (Matthew Fox) und Taejo Togokhan (Rain)
mit Speed vor?
REVIEW
Der Film wird es schwer haben. Ein Grossteil des
Publikums dürfte keinen Zugang finden zu dieser hyperstilisierten, Bonbon-bunten
Kunst-Welt mit ihrer Anime-Ästhetik und ihren Anime-Regeln. Schon der dritte
"Matrix", der sich noch stärker als seine zwei Vorgänger von Animes inspirieren
liess, wurde völlig zu Unrecht von einer breiten Front von Zuschauern und
Kritikern abgelehnt. "Speed Racer" ist noch konsequenter, noch extremer, noch
radikaler. Was die Wachowski-Brüder hier geschaffen haben, wird das Actionkino
nicht annähernd so stark revolutionieren wie ihr Meisterwerk "The Matrix", aber
nur aus einem Grund: Kaum jemand wird sich so schnell getrauen, einen Film wie
diesen zu drehen!
Denn solch extrem künstliche Filme haben den Hang, zu floppen. Man denke an "Dick Tracy", dessen grelle Farbpalette gegen die von "Speed Racer" richtig matt wirkt. Oder man denke an "Tron", der erst später zum Kultfilm wurde. Gerade diese beiden Werke kommen beim Anschauen von "Speed Racer" in den Sinn - doch nicht nur sie. Ich musste die halbe Zeit an "2001 - A Space Odyssey" denken. Das soll nicht als Sakrileg gedacht sein, ich vergöttere Kubricks Meisterwerk und dieser Action-Trip kommt nicht annähernd daran heran, doch man stelle sich vor, das rauschhafte Finale von "2001" laufe im Zeitraffer ab und man schmeisst sich dazu LSD rein. Dann kommt man in etwa auf das, was einen in den extremsten Momenten hier erwartet. Wenn Speed etwa im letzten Rennen auf die Zielgerade einschwenkt, offenbart sich eine Bilderflut von noch nie zuvor gesehenem Ausmass, die Farben fliessen ineinander, Kulissen, Autos und Personen vereinen sich zu einem Kunstwerk sondergleichen. Ich sass mit offenem Mund da und staunte Bauklötze.
Das tut man eigentlich von Beginn weg, wenn das Warner-Logo in psychedelischen Farben, passend zur Anime-Vorlage aus den 60ern, erscheint. In der Folge halten sich die Wachowskis ans Farbschema von "Speed Racer" (alias "Mach Go Go Go"), der in Japan ab 1967 52 Folgen lang lief und beim Publikum auf wenig Interesse stiess. Erst in Amerika wurde er ein Hit und 1971 auch in Deutschland lanciert - als erste Anime-Serie am TV überhaupt. Doch Medien, Eltern und Politiker waren geschockt von diesem Werk (Spiegel: "Blut- und Karambolagenspektakel") und so setzte die ARD die Serie nach nur drei Folgen wieder ab. Pech für die Zuschauer damals, denn die Serie ist putzig. Bunt, rasant und ausgestattet mit einem herrlichen Titellied, dass es auch in diese Leinwandversion schaffte. Und eben nicht nur das Lied. Die Anime-typischen Tempo-Linien im Hintergrund, die extremen Close-ups, die verspielte Montage - alles ist hier auch, nur potenziert um den Faktor einhundert. Vor allem die Montage ist grandios, ein konstanter Fluss aus Farben und Bildern, berstend vor Energie.
Sobald sich mal nichts bewegt, sackt "Speed Racer" auch prompt ab. Die Welt aus leuchtenden Primärfarben ("Technocolor") erinnert etwas an den unsäglichen "Cat in the Hat" oder andere hyperbunte Kinderfilme, doch das sättigt die Augen nur bis zu einem gewissen Grad. Hat man sich daran mal gewöhnt, fragt man sich rasch, ob die Dialoge ("Familie", "Ehre", "Blabla") wirklich so viel Platz benötigt hätten. Die Bösewichter, vor allem der diabolische Roger Allam, haben ein paar gloriose Momente, etwa wenn er Speed entgegendonnert, er solle mit all dem Schmalz aufhören, doch generell gehören die Dialoge klar zu den Schwächen des Films. Alles andere hätte eh überrascht. Was dagegen wirklich überrascht ist, wie die Wachowskis manche Dialogszenen sogar noch zusätzlich ruinieren. Wie? Affe.
Chim Chim gehört zur Serie, ich weiss, doch in dieser Filmumsetzung gehört er erschossen. Dieses haarige Biest ruiniert beinahe im Alleingang den ganzen Film - nein, nicht ganz allein, mit ihm noch sein ständiger Begleiter Paulie Litt. Die beiden sind Pest und Cholera. In oben genannter Allam-Rede cutten die Wachowski dieses unsägliche Duo sogar noch bei jeder Gelegenheit dazwischen und alle Dramatik wird stets radikal gestoppt, wenn die beiden auftauchen. Ich habe sie hassen gelernt, abgrundtief hassen. Sie sind denn auch der absolut einzige Grund, warum "Speed Racer" keine vier Sterne kriegt. Der Rest ist grenzgenial, Kino, das man in dieser Form noch nie gesehen hat - aber Chim Chim und Spurtle strapazieren selbst die Nerven der geduldigsten Zuschauer. "Speed Racer" soll zwar ein Kinderfilm sein, aber auch Kindern sollte man nicht jeden Scheiss vorsetzen. Da, und nur da, hätten die Wachowskis die Serie links liegen lassen sollen und diese beiden Pestbeulen entfernen können, dann wäre die Lauflänge auch wieder auf brauchbaren zwei Stunden angelangt.
Es lohnt sich aber, über die zwei Nervensägen hinwegzusehen. Dann bekommt man den futuristischsten Actionfilm der letzten Jahre zu sehen. Der Look ist derart überladen und künstlich, dass kein Bild echt scheint, und doch passt alles perfekt zusammen. Von den halsbrecherischen Bahnen über die Land-Strecke bis zum pinken Helikopter von Trixie (Christina Ricci), Speeds Freundin. Alles ist hier überzeichnet und greift darum so brillant ineinander. Eine Prügelszene bei Schneefall, in der die Wachowskis ihre "Matrix"-Bullet-Time-Technik nutzen und in Anime-Sprache umsetzen können, ist ebenso grandios wie die teilweise chaotischen Rennszenen, bei denen Logik, Physik und Geographie ausser Acht gelassen werden und einzig das Ziel zählt, den Zuschauern den Atem zu rauben.
In diesem Bildergewitter gehen Schauspieler leicht unter - doch Emile Hirsch meistert die Rolle von Speed mit überraschender Leichtigkeit. Etwas unscheinbar, aber stets sympathisch. John Goodman ist toll als Pops, Susan Sarandon macht auch die klebrigen Szenen erträglich. Korea-Schnuckel Rain (I'm a Cyborg. But That's OK) überzeugt als rasender Japaner und Benno Fürmann gibt den Cop mit dem herrlichen Namen Inspector Detector. Die deutsche Fraktion ist dank Drehort Berlin und deutscher Co-Finanzierung gut vertreten, neben Fürmann treten in Mini-Rollen Moritz Bleibtreu (Fahrer Ghostrider), Cosma Shiva Hagen (Royaltons Assistentin) und Christian Oliver (Fahrer Snake Oiler) auf. Christina Ricci ist leider etwas unterverwertet; sie öfters in engen Latex-Anzügen zu sehen, hätte den Film noch etwas aufgewertet ...
Langer Rede kurzer Sinn: Viele werden "Speed Racer" hassen und ihn als überladenes, sinnentleertes Pseudo-Videogame für eine hyperaktive Jugend abtun. Das ist er. Ist er aber auch nicht. Für mich ist es die konsequenteste Anime-Realfilmadaption überhaupt, ein hochrasantes und stilistisch bahnbrechendes Actionspektakel für Kinder und Kind gebliebene, das sich nicht mit nebensächlichen Sachen wie Logik und Dialogen aufhalten, sondern über eine nie gesehene Montagetechnik, toll abstrahierte Tricks und vor allem einen Farben-Exzess der Superlative staunen können, der sich zu einem Film steigert, der aus allen sensorischen Rohren schiesst. Ein Werk wie diesen zu drehen, braucht ungeheuer viel Mut. Auf solchen Overkill zu setzen, braucht eine unerschütterliche Vision von einer Welt, in der Anime-Gesetze herrschen. "Speed Racer" ist auf seine Art darum genial. Ein Süsswarenladen in der Zentrifuge, ein Hochgeschwindigkeits-Trip von psychedelisch-kindlichem Geist. Der Affe und der Kleine sind eine Tortur, die Dialoge sind zu lang und zu kitschig - doch wer sich diesem in seiner Verbissenheit, Anime real werden zu lassen, einfach nur göttlichen Film hingibt, der bekommt den Trip des Kinojahres geliefert und holt sich danach die alte Carrera-Bahn vom Dachboden. Die dürfte einem nur sehr sehr langsam vorkommen.
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