> molodezhnaja Hauptseite
> filme S

> SRPSKI FILM

 


 

Horrordrama. Serbien, 2010
Alternativer Titel A Serbian Film

Regie und Drehbuch Srdjan Spasojevic
Darsteller
Srdjan Todorovic, Sergej Trifunovic, JelenaGavrilovic, Katarina Zutic, Slobodan Bestic
Länge
99 Min.


 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 10.10.2011
©  Bilder contrafilm, Screenshots molodezhnaja


STORY
Milos (Srdjan Todorovic) war einst der gefragteste Pornostars Serbiens. Nun hat er sich zurückgezogen, mit seiner Frau und seinem Sohn. Nur an einem fehlt es ihm: Geld. Daher lässt er sich von seiner ehemaligen Co-Aktrice Lejla (Katarina Zutic) auch überreden, einen Produzenten zu besuchen. Der heisst Vukmir (Sergej Trifunovic) und schwärmt von Milos’ Leistung. Er heuert ihn für einen "Kunst-Porno" an, bei dem er als Hauptdarsteller das Drehbuch nicht kennt, sondern einfach auf die gebotene Situation reagiert. Weil er den Ruf hat, immer einen Ständer zu bekommen, ist er der ideale Mann dafür. Doch schon bei der ersten Szene wird Milos unwohl. Und bald wird ihm klar, dass er für immer widerliche Aktionen herhalten muss. Aber er kann nicht mehr aussteigen.

 

REVIEW
S
eit dem Fall der Mauer hat Osteuropa ungewollt ein leichtes Schmuddel-Image bekommen. Prostituierte aus Ungarn, Pornodarstellerinnen aus Tschechien, Party-Exzesse in der Ukraine. Dieses Bild ist klischiert und Vorurteil-behaftet, aber es hat sich festgesetzt. Ein paar serbische Filmemacher haben sich in letzter Zeit angeschickt, genau auf dieses Image eher zu zementieren. Das frühere Jugoslawien hat sich cineastisch zwar schon zu Zeiten des Kommunismus als Hort von Exzessivem, Satirischem und Schockierendem etabliert - man denke nur an Dušan Makavejev. Doch mit Filmen wie "The Life and Death of a Porno Gang" (kurzbesprochen unter seinem Originaltitel "Zivot i smrt porno bande", * * * ½) und nun ganz besonders "A Serbian Film" erreichen wir ein neues Niveau.
 

"A Serbian Film" erarbeitete sich schon kurz nach seinem Release den Ruf als einer der widerwärtigsten und schockierendsten Filme überhaupt. Und in der Tat wird hier Zeug aufgetischt, das den härtesten Magen voraussetzt - und in dieser Kritik benannt werden muss. Also gehts nicht ohne Spoiler. Die Liste der "Vergehen": Vergewaltigung, Misshandlung, Sex vor Kindern, Snuff-Mord. In einem Video, in dem der irre Regisseur sein Tun zu rechtfertigen versucht, sieht man, wie ein unheimlicher Typ einer Frau ein Baby entbindet und es vor ihren Augen vergewaltigt. Und im Finale geschehen Grässlichkeiten, die so manchen Zuschauer kotzend Richtung Toilette schicken. Die zwei Szenen brachten dem Film denn auch weltweit Zensurschnitte oder gar Verbote ein.  

Kinderpornographie, Gewaltgeilheit, Geschmacklosigkeit - die Ansammlung der Vorwürfe, die man durchaus berechtigterweise erheben kann, ist lang. Aber ganz so einfach macht es einem der Regiedebütant Srdjan Spasojevic dann doch nicht: Es braucht nicht viel, um seinen Film nämlich als Kritik zu sehen: An einer Gesellschaft, die nach immer Schrecklicheren lechzt, einer Gesellschaft, die sich derart abgehärtet hat, dass Menschen nur noch Werkzeuge sind, aus denen Kapital geschlagen werden kann. Kurz und gut: Wir sind alle am Arsch, die ganze Welt geht moralisch und seelisch vor die Hunde, weil es immer einen Markt gibt, der sich am Leid anderer aufgeilt. 

Nur: Wie explizit muss man das zeigen? Und da wird die Sache so komplex, dass ein einzelner Film kaum Antwort geben kann. Aber am Beispiel von "A Serbian Film" sieht man gut, dass die Grenze zwischen Anklage und Eigennutz schmal ist. Der Film nutzt genau die Mittel, die er anprangert - er ist Exploitation, um überhaupt seinen Markt zu finden. Er muss hart und widerlich sein, um in der heutigen Welt, die alles schon gesehen hat, überhaupt aufzufallen. Er ist ein Produkt jener Gesellschaft also, die er angreifen möchte. Das ist schizophren und ungemütlich, denn als Zuschauer kommt man so in eine unangenehme Situation: Schaut man sich das an, um die Spirale von Gewalt und Schock im Kino weiter voranzutreiben? (Denn jemand wird irgendwann auch "A Serbian Film" wieder toppen wollen). Oder stimmt man der Botschaft des Films zu - und boykottiert ihn folgerichtig? 

Da dies Fragen sind, die jeder für sich beantworten muss, lohnt es sich, mal auf eine nüchtern sachliche Betrachtung zurückzukommen. Cineastisch ist "A Serbian Film" nämlich ein durchaus gelungenes Stück. Spasojevic filmt düster und findet spannende Winkel. Er erzeugt Bilder von schmuddeligen Hinterhöfen, aber auch von einem durchaus angenehmen Familienhaus, in das die Welt von Sex und Gewalt einzudringen droht - schon in der ersten Szene, wenn der kleine Sohn versehentlich einen Porno des Vaters anschaut. Später werden die Bilder krasser, aber durch Montage und Soundeffekte wird das Ganze auch plakativ, ja abstrus. Und dadurch fast ungewollt komisch - sozusagen Serbiens Antwort auf Japans Visitor Q.

Die Musik dazu ist simpel gestrickt, aber passend unheilvoll, die Schauspieler agieren mutig und bis auf leichtes Chargieren durchaus überzeugend. So etwas läuft nicht unter Billigkino oder gar Schmuddel. Nein, es ist ein sauber produziertes Werk. In den Sexszenen am Anfang hält es sich sogar zurück, denn man sieht zwar viele Brüste und Hintern, aber keinen Schwanz, keine Penetration. Alles nur angedeutet. Das ist für einen Schockfilm dieses Kalibers ja richtig zurückhaltend. Genau da wird der Film indes einwenig heuchlerisch. Ist er im Grunde nicht sexfeindlich, weil er nur die schlimmste Seite der Pornographie zeigt? Ist er gar reaktionär in seinen unterschwelligen Aussagen? 

Die Interpretationsbreite ist jedenfalls gross. Der Regisseur selbst sieht seinen Film als Parabel auf die Gewalt getränkte jüngere Geschichte Serbiens, als Attacke auf Führer, die ihr Volk berauschen, schänden und zu Gewalt zwingen. Das nehme ich ihm nicht vollends ab - es wirkt gesucht rechtfertigend nach dem Motto "ich hab hier kalkuliertes Schockkino, aber nicht einfach Schund, sondern bedeutsamen Schund". Das trifft den Nagel nicht ganz auf den Kopf. Aber "A Serbian Film" ist letztendlich auch nur das, was im Titel steht. Ein Film. Und wer die gezeigte Gewaltvision aushält, der kann sie auch genau als das anschauen. Als widerliche Ausgeburt, als Albtraum, als Horrorfilm, ja vielleicht als Satire oder als Parabel auf Weiss-der-Teufel-was. Was jeder für sich selbst beantworten muss, ist nur, wo man die Grenze zieht. 

PS: In England kam eine fast 4 Minuten gekürzte Fassung auf den Markt. In Deutschland ist diese Version zurzeit auf dem Index, vorgeführt werden durfte nur eine 13 Minuten gekürzte Fassung. In Australien ist der Film gänzlich verboten, in Österreich und den USA erschien er uncut. Zur Zeit dieser Kritik lag in der Schweiz noch keine Freigabe vor, der Kauf der DVD passiert also auf eigene Gefahr.

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

created by molodezhnaja
all rights reserved.

 

 

 

 

 

 

Seite optimiert für Internet Explorer 8