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Drama

Südkorea 2014
Alternative Titel Haemoo; Haemu; 해무

Regie Shim Sung-bo
Produktion Bong Joon-ho
Darsteller Kim Yoon-seok, Park Yoochun, Lee Hee-joon, Moon Sung-keun, Kim Sang-ho, Yoo Seung-mok, Han Ye-ri

Zuschauer 1'475'100
Länge
110 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 30.11.2016
©  Bilder New Entertainment, Screenshots molodezhnaja


STORY
1998, während der Asienkrise: Fischkutter-Kapitän Kang Chul-jo (Kim Yoon-seok) lebt in einer kaputten Ehe und auch finanziell sieht es nicht gut aus. Der Besitzer des Schiffes verkauft den alten Kahn vielleicht bald. Darum nimmt Kang einen zwielichtigen Auftrag an. Er und seine Crew sollen koreanischstämmige Flüchtlinge aus China überschiffen. Bald schon sorgen Stürme und Konflikte an Bord für Stress.

 

REVIEW
Shim Sung-bo war Co-Autor des koreanischen Hits Memories of Murder. Dessen gefeierter Regisseur Bong Joon-ho bedankte sich über zehn Jahre später bei seinem Schreiberling Shim, indem er dessen Regiedebüt produzierte: "Sea Fog". Der basiert auf einem Bühnenstück aus dem Jahr 2007, das wiederum wahre Ereignisse aufgriff und in Zeiten der Flüchtlingskrisen im Mittelmeer nichts an Aktualität eingebüsst hat. Doch wo es Maestro Bong immer wieder schafft, Schrecken und Humor, Düsternis und Herz unter einen Hut zu bringen, so wirkt hier bei seinem Schützling Shim alles noch etwas holpriger.

Auf jeden Fall gelungen ist die Optik: höchst realistisch und düster gehalten, das verlotterte Schiff eine Bühne für die niedersten Instinkte der Menschen. Gekonnt auch der langsame Anstieg der Spannung, denn zwar gibt es von Anfang an Konflikte, aber wenn im letzten Drittel alles offen zu Tage kommt, hat dies durchaus auch Schockpotential. Nicht zuletzt gibt es auch an den meisten Schauspielern nicht viel auszusetzen. Höchstens K-Pop-Sänger Park Yoochun, dessen Liebe zur von Han Ye-ri gespielten Flüchtlingsfrau einen emotionalen Kern des Films bildet, wirkt ein wenig austauschbar (und fällt doppelt auf, weil Han viel besser ist).

Und das ist vielleicht nicht einmal vollends Parks Schuld. Denn auch wenn die anderen Schauspieler auf jeden Fall überzeugen können, so müssen sie sich doch mit schwach ausgestatteten Rollen abgeben. Sie verkörpern Archetypen statt Figuren. Und dementsprechend schwer fällt es, sich in jemanden hineinzuversetzen. Besonders ärgerlich ist Lee Hee-joons sadistischer und lüsterner Matrose, der einerseits Comedy-Szenen zugesprochen bekommt, andererseits den Frauen an Bord in vergewaltigender Absicht nachstellt, und so alles andere als amüsant herüberkommt. Er wirkt wie eine Karikatur eines Lüstlings, zu übertrieben für den sonst meist naturalistischen Film.

Diese Oberflächlichkeit bei der Charakterzeichnung schlägt sich auf unsere Empathie durch, und daher kommt einem "Sea Fog" auch etwas lang vor. Er ist für koreanische Verhältnisse nicht überbordend lang, fühlt sich aber ausladender an, als er in der Tat ist. Vor allem die erste Hälfte, in der noch nicht ganz klar ist, wohin die Reise Genre-mässig geht, wäre etwas mehr Tempo nicht falsch gewesen.

Und wie sieht es mit dem sozialkritischen Gehalt aus? Da hält sich der Film schliesslich nicht zurück. Zum einen wird das Leid während der asiatischen Wirtschaftskrise ins Zentrum gerückt, zum anderen ein Blick auf Flüchtlingselend geworfen. Und nicht zuletzt bietet die Situation an Bord einen Mikrokosmos, in dem Machtgefälle und Antipathien, die sich durch die koreanische Gesellschaft ziehen, spürbar werden. Ja man kann sogar eine grundsätzliche Kritik am Kapitalismus und seiner Fressen-oder-gefressen-werden-Mentalität erkennen. "Sea Fog" ist dahingehend rigoros - und wenn spätestens zur Filmmitte Sozialkritik zu Horror wird (inhaltlich wie ästhetisch), dann verwundert das nicht einmal gross.

Eine Bewertung fällt mir bei all dem nicht gerade leicht. Zum einen ist "Sea Fog" qualitativ hochwertiges Düsterkino, das Mut zu Schmutz und Elend beweist, das in den Abgründen wühlt und nicht zurückzuckt. Zum anderen liess mich das aber doch erstaunlich kalt. Das schwächt meine Euphorie gehörig, kann aber an einer Empfehlung auch nicht mehr rütteln.

EXTERNE LINKS 
imdb.com

Hancinema

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1., verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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