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SANATORIUM POD KLEPSYDRA
Fantasyfilm. Polen
Alternativer Titel The Hour-Glass Sanatorium
Regie Wojciech Has
Drehbuch Wojciech Has nach Kurzgeschichten von Bruno Schulz
Produktion Zespól Filmowy "Silesia"
Kamera Witold Sobocinski
Musik Jerzy Maksymiuk
Schnitt Janina Niedzwiecka
Darsteller Jan Nowicki, Tadeusz Kondrat, Irena Orska, Halina Kowalska,
Gustaw Holoubek
Länge 119 Min.
Kinostart 1973
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 4.5.2011
© Bilder Mr. Bongo,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Osteuropa vor dem Zweiten Weltkrieg: Der junge Jozef (Jan Nowicki) besucht
seinen Vater Jaokob (Tadeusz Kondrat) in einem abgelegenen Sanatorium. Der Arzt
(Gustaw Holoubek) informiert ihn, dass der Vater nicht mehr atmet - aber
deswegen nicht tot ist. Vielmehr sei wegen Jozefs Besuch die Zeit angehalten
worden. Der verwirrte Mann beginnt daraufhin eine Odyssee durch das baufällige
Anwesen mit seinen vielen Räumen. Er macht noch einmal durch, wie seine Geliebte
Bianca (Bozena Adamek) ihn für seinen besten Freund Rudolph (Filip Zylber)
fallen lässt, erlebt sexuelle Freuden mit Adela (Halina Kowalska) und trifft
seine Mutter und seinen Vater wieder.
REVIEW
Es gibt einige grosse Namen, wenn es um
surreales Kino geht. Luis Buñuel führt die Liste an, David Lynch trug sie in die
Moderne, daneben decken Regisseure wie Terry Gilliam, Peter Greenaway, Alejandro
Jodorowsky oder Georges Franju andere Facetten des Surrealen ab. Doch die
Mischung aus Märchenhaftem und Durchgeknalltem gelang nur wenigen besser als den
Osteuropäern. Jaromil Jires (Valerie), Jan Švankmajer,
Dušan Makavejev - Beispiele gibt es genug. Unbedingt dazu zu zählen ist der Pole
Wojciech Has (1925-2000), der mit "Sanatorium pod klepsydra" ("The Hour-Glass
Sanatorium") gleich ein Paradebeispiel des Surrealen abliefert.
Basierend auf einigen Kurzgeschichten aus ''The Sanatorium Under the Sign of the
Hourglass'' des polnischen Juden Bruno Schulz, der 1942 von der SS getötet
wurde, inszeniert Has einen albtraumhaften Trip voller kurioser Bilder und
irritierender Töne. Eine eigentliche Geschichte sucht man vergebens, vielmehr
wandelt der Protagonist von einem Ort zum anderen, um dort stets noch bizarrere
Erlebnisse zu machen. Vergangenheit, Gegenwart und die Vorahnung des Holocausts
verschmelzen zu Szenen, die manchmal verstören, stets verwundern und immer
faszinieren. Eine Dekodierung des Gezeigten wäre wohl fruchtlos, vielmehr darf
man sich hier hemmungslos berauschen lassen.
Natürlich gibt es Motive visueller wie inhaltlicher Natur, die sich einer
Interpretation nicht vollends entziehen. Es geht um Kriege in Europa, um den
Zerfall von Kultur und Kunst, um Dekadenz und deren Ende, um Schlafen und
Sterben. Und um Vögel. Doch dies bleibt alles etwas vage und den Zusehern frei
zur Enträtselung überlassen. Wichtiger scheint hier vielmehr das sinnliche
Element. Schon die Vorlagen von Schulz leben von ihren Beschreibungen und ihren
so ausgelösten Gefühlen. Hier gibt man sich jedem Ton, jedem Bild hin, und wird
von einer Welt eingelullt, die man nicht erklären kann, und doch aus irgendwie
Bekanntem zu bestehen scheint.
In Cannes gewann "Sanatorium pod klepsydra" deswegen den Jury-Preis, und dies
durchaus verdient, weil der Film eine ausgeprägte Einzigartigkeit für sich
verbuchen kann. Es gibt nicht viele Filme wie ihn. Und das ist vielleicht auch
gut so, denn die frei assoziierende Geschichte, das sehr langsame Erzähltempo,
die in manchen Szenen Überhand nehmende Geschwätzigkeit und die
Verweigerungshaltung gegenüber vielen cineastischen Gewohnheiten macht das Werk
auch anstrengend. Jeder Film müsste nicht so sein. Aber ab und zu einen
kreativen Erguss wie diesen zu sehen, gehört zu den Freuden eines Filmfans.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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