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Sci-Fi-Film. USA 2016
Alternativer Titel Rogue One - A Star Wars Story

Regie Gareth Edwards
Drehbuch Chris Weitz, Tony Gilroy nach einer Story von John Knoll und Gary Whitta
Produktion Kathleen Kennedy, Allison Shearmur, Simon Emanuel
Musik
Michael Giacchino
Kamera
Greig Fraser
Schnitt John Gilroy, Colin Goudie, Jabez Olssen
Darsteller Felicity Jones, Diego Luna, Donnie Yen, Jiang Wen, Riz Ahmed, Ben Mendelsohn, Mads Mikkelsen,
Forest Whitaker, Genevieve O'Reilly, Alistair Petrie, Jimmy Smits, Alan Tudyk (Stimme), James Earl Jones (Stimme)
Länge
128 Min.

Kinostart (CH) 15.12.2016
Kinostart (US) 16.12.2016

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 14.12.2016
©  Bilder Disney, Screenshots molodezhnaja


STORY
Das Imperium baut eine Superwaffe, die ganze Planeten zerstören kann. Der Chefdesigner Galen Erso (Mads Mikkelsen) wurde vor Jahren für die Arbeit zwangsrekrutiert, seine Frau erschossen. Nun schafft er es, eine Nachricht über die Schwachstelle der Superwaffe nach draussen zu schaffen - über den Piloten Bodhi Rook (Riz Ahmed), der damit zum extremistischen Aufständischen Saw Garrera (Forest Whitaker) gelangen soll. Die Rebellenallianz hat auch Interesse an diesen Informationen und will mit Garrera Kontakt aufnehmen. Die richtige Person dafür: Jyn Erso (Felicity Jones). Sie ist Galens Tochter und wuchs unter der Obhut von Saw Garrera auf. Mit Hilfe des Rebellen-Spions Cassian Andor (Diego Luna) und seinem Roboter K-2SO (Alan Tudyk) gelangt sie auf den Planeten Jedha, auf dem Garrera untergetaucht ist. Auf jenem heiligen Planeten der Jedi schliessen sich auch Chirrut Îmwe (Donny Yen) und Baze Malbus (Jiang Wen) ihrer Mission an.

 

REVIEW
Kein klassischer Vorspann, keine Jedi-Ritter, keine John-Williams-Musik, neue Hauptfiguren und keine Episode im Titel: Im Vorfeld spekulierten viele Beobachter, ob "Rogue One" zwar ein Ableger von "Star Wars" ist, aber mit der Reihe an sich nicht mehr viel zu tun hat. Entwarnung: Auch wenn dies definitiv ein von den Episoden losgelöstes Werk ist, so ist es doch durch und durch "Star Wars". Und erst noch einer, der sich auf das zweite Wort noch etwas mehr stützt, als seine Vorgänger - auf den Krieg. In meinen Augen hätte dies noch konsequenter passieren können, der Fokus noch mehr auf ein "Dreckiges Dutzend im Weltall" gelegt werden. Doch auch so ist es eine nette, düstere Abwechslung zum epischeren Episoden-Kanon.

Den so reizvollen wie undankbaren Job übernahm Gareth Edwards, der zuvor mit dem Indiefilm "Monsters" und dem zweiten Anlauf für Hollywoods "Godzilla" für Aufmerksamkeit sorgte. Der Brite geriet während der Produktion angeblich in ein paar Probleme und so mussten Nachdrehs und wohl auch Skriptänderungen unter der Ägide von "Bourne"-Autor Tony Gilroy angesetzt werden. Dass dies am Endprodukt seine Spuren hinterliess, merkt man schon daran, dass drei Cutter am Werk waren. Und dementsprechend holpert "Rogue One" am Anfang auch ein wenig. Diese Anfangsphase ist die, in der die neuen Figuren und Handlungsorte eingeführt werden müssen.

Manches kriegt Edwards dabei wunderbar hin, etwa die nebelverdüsterte Rückblende in Jyns Kindheit, die im immer sehenswerten Island gedreht wurden. Oder die Einblicke in das Rebellen-Hauptquartier auf Yavin 4, in dem unter anderem auch Mon Mothma stationiert ist, die wir anno 1983 zum ersten Mal in "Return of the Jedi" gesehen haben. Yavin ist auf jeden Fall eine wichtige Location. Ebenso Jedha, der wüstenartige Mond, auf dem die Jedis ihren Ursprung hatten. Doch neben diesen zwei Locations springt der Film am Anfang noch an andere Orte, die aufwendig benannt werden, und die nachher keinerlei Rolle mehr spielen.

Ein Beispiel: Nach der Rückblende sehen wir die nun erwachsene Jyn im Gefängnis. Cut zu einer Handelsstation, die mit Namen benannt wird. Wir nehmen an, das ist der Ort, an dem Jyn einsitzt. Nicht wahr: Auf jener Station lernen wir Cassian kennen. Wir verweilen für ein paar Minuten dort, dann wieder Cut zu Jyn, diesmal wird der Planet, auf dem sie ist, auch benannt. Warum erst jetzt? Warum Cassian dazwischenschneiden? Das mag spitzfindig klingen, aber es sind solche für Laien anstrengende Wechsel, die das Folgen unterschwellig schwer machen. Als Fan ist man schneller bereit, Neues aufzusaugen, aber man kann Informationen auch auf besser verarbeitbare Weise vermitteln, das hat der Original-"Star Wars" beweisen, indem er uns völlig unvorbereitet in eine neue Welt voller seltsamster Kreaturen schleuderte. Hier passiert das holpriger.

Um den Zugang etwas einfacher zu machen (und den Fans ihre Zückerchen zu liefern), tauchen doch immer wieder Elemente aus den anderen Filmen auf. Die Story an sich bedingt dies schon: "Rogue One" ist eigentlich Episode 3.9, endet direkt vor der Ur-Episode 4 und handelt davon, wie die Pläne des Todessterns in die Hände der Rebellen gelangt sind. Also schon wieder ein Prequel? Jein. Zeitlich schon, aber es wirkt wie eine Nebenhandlungslinie. Und eine, die das Zeug zum kleinen, dreckigen Spionage/Kriegs-Thriller hätte. Aber eben: Verknüpfungspunkte sind allem Ableger-Gerede zum Trotz jederzeit gegeben, schliesslich müssen die Pläne am Ende bei Leia landen. Und so kommen wir zum Beispiel in den Genuss von Darth Vader - ganz geil. Auch wenn er nur wenige Minuten auftaucht, macht alleine schon sein Schlusskampf alles wert.

Oder des Todessterns, logo, denn der ist Kern der Story. Und Yavin 4, den wir in schon 1977 besucht haben. Dann sind da die netten Design-Verweise (die Computer-Screens sehen schön archaisch aus, wie frisch aus Episode 4). Und zwei zentrale Figuren werden sogar digital zum Leben erweckt, was für die Handlung Sinn macht und auch technisch bravourös gelöst ist, aber einen doch ein wenig aus dem Film reisst. Digitale Technik ist weit fortgeschritten, aber die kleinen Unterschiede zum menschlichen Vorbild, vor allem bei den Augen, sind nicht auszumerzen. Jedenfalls sind all diese genannten Kontaktpunkte zum bisherigen "Star Wars"-Universum durchaus gelungenen. Nur beliessen die Macher es nicht dabei.

Es tauchen zum Beispiel auch die beiden Gesellen auf, die wir in der Bar von Mos Eisley zum ersten Mal gesehen haben, und denen Obi-Wan damals einen Arm abschnitt. Ein völlig unnötiger Fan-Service in meinen Augen. Oder Leute sagen Sätze, die zuvor jemand anderes sagte. Tun etwas, das zuvor jemand anderes tat. Und von all dem zusammengenommen gibts leider zu viel. Nostalgie-Überfluss war schon ein Problem bei Star Wars: The Force Awakens (aka. Episode 7), und hier hätte man solche Fan-Anbiederungen ohne Probleme weiter reduzieren können. Denn die Reihe muss sich in Zukunft dringend abnabeln von all dem, was schon war, und Neues bringen. "Rogue One" macht erste Schritte dahin, aber nicht genug. Da wäre mehr möglich gewesen.

Visuell zum Beispiel legt Greig Fraser, Kameramann des Irak-Thrillers "Zero Dark Thirty" und des hochatmosphärischen "Killing Them Softly", ein paar neue Akzente. Etwa auf einem verregneten, dunklen Planeten. Oder im Finale, das auf einem ozeanischen Planeten spielt (juhui, endlich mal etwas neues, kein weiteres Tatooine). Viele Bilder sind grandios, etwa wenn ein AT-AT aus dem Nebel hinter Jiang Wen auftaucht. Göttlich. Anderes ruft eher ein leichtes Déjà-vu hervor. Dasselbe gilt auch für den Soundtrack von Michael Giacchino. Der bleibt noch nicht im Kopf haften, liefert aber ein paar starke Tracks, mal sehr melodiös, mal etwas abstrakter, wie etwa das Leitthema auf Jedha, das mir sehr gefiel. Aber er baut (zum Glück, muss ich in diesem Fall sagen) auch ein paar bekannte Noten ein, etwa wenn Leias Vater unter den Rebellen kurz aufkreuzt oder den Imperial March bei Vaders erstem Auftritt. Ganz ohne die klassischen Scores von John Williams wärs einfach nicht gegangen.

Technisch also alles bestens? Tricks, Optik, Musik. Höchstens Schnitt etwas am holpern, bedingt durch die "wir rekrutieren die Figuren"-Story. Das bringt uns zu eben dem: den Figuren. Die sind einfach nicht voll ausgereift. Wenn sie alle nur für einen Film antreten dürfen, dann muss man ihnen in diesem Film eine Figurenzeichnung und eine Entwicklung gönnen. Jyn und Cassian bekommen am ehesten eine und überzeugen auch, aber die anderen bleiben leider Staffage. Ich mochte Hongkong-Superstar Donnie Yen, ich mochte den chinesischen Regie-Star Jiang Wen (Let the Bullets Fly), aber wirklich einprägsam sind die beiden nicht. Am ehesten gelingt das noch Robo-Zugang K-2SO.

Und weil einem die Charaktere nicht so wichtig sind, haben auch die emotionalen Szenen nicht die Einschlags-Wirkung, die sie haben könnten. Wir sind auf Todesszenen vorbereitet, schliesslich wird es keine Fortsetzung geben (bzw. Episode 4 ist die Fortsetzung) und wir haben es mit einem Himmelfahrtskommando zu tun. Aber trotz der Vorahnung wäre es möglich gewesen, im Falle eines Ablebens emotional die Zuschauer abzuholen. Das gelingt zu wenig gut. Es erinnert an den "grossen" Tod in Episode 7, bei dem auch mehr Wucht, mehr Mitgefühl hätte sein müssen.

Hätte man "Rogue One" reparieren können? Schwer zu sagen, denn manche Probleme sind im Skript verankert bzw. der Figurenzeichnung. Etwas weniger Fan-Service, noch härtere Kriegsszenen, noch mehr Men-on-Mission-Feeling - das wären meine Vorschläge gewesen. Man hatte die Chance, einen Einzelfilm zu machen, ihn speziell zu machen, und die Chance wurde nur halb genutzt. Doch auch so ist es ein voller "Star Wars"-Film und ein weiteres mitreissendes Abenteuer in dieser Galaxie, in die Fans einfach gerne zurückkehren. Vor allem die zweite Hälfte, das kann man nicht anders sagen, ist phänomenal. Die Gegenschnitte zwischen Bodenschlacht und Weltallschlacht (die strukturell verdächtig Episode 6 ähneln) funktionieren blendend, die Tricks sind allererste Sahne, die Dynamik ist immens.

Ich für meinen Teil habe diesen Abstecher jedenfalls genossen. Das Gefühl, dass mehr drin gelegen hätte, konnte ich nie abschütteln, aber das ist Klagen auf hohem Niveau. Es ist jedoch zu hoffen, dass Disney den Mut aufbringt, sich noch aggressiver von dem zu lösen, was man schon hatte. Diese Welt ist unendlich, die Möglichkeiten sind unendlich, und doch fällt man immer wieder auf schon Bekanntes zurück. So müsste etwa der kommende "Han Solo"-Film konzeptuell als eine Art Western im All daherkommen, oder irgendetwas, das kaschiert, dass wir schon wieder auf eine Figur zurückgreifen, die es bereits gibt. Ich plädiere für mehr Abwechslung. Mehr Mut. Vielleicht ist es ja aber auch der "Hauptteil", also Episode 8, der neue Wege einschlägt. Es besteht Hoffnung. Und nach diesem Film, es muss sein, neue Hoffnung.

  

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1, verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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