Regie, Drehbuch Hong Sang-soo
Darsteller Jung Jae-young, Kim Min-hee, Youn Yuh-jang, Gi Ju-bong, Choi Hwa-jung, Yoo Jun-sang, Ko Ah-sung

Zuschauer 80'600
Länge 121 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

Humor	Spannung	Action	Gefühl	Anspruch	Erotik
	.	.

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 13.1.2019
©  Bilder arte, Screenshots molodezhnaja

STORY
Regisseur Ham Chun-su (Jung Jae-young) aus Seoul weilt für ein Filmfestival in Suwon. An seinem freien Tag dort verguckt er sich in die junge Malerin Hee-jung (Kim Min-hee). Die kennt die Filme von Han zwar nicht, fühlt sich von seiner Aura aber angezogen. Sie betrinken sich und steuern gemeinsam eine Party von Hee-jungs Dichter-Kollegin Young-sil (Seo Young-hwa) an.

REVIEW
Wenn man älter wird, fällt es schwerer, Handlungen von Filmen auseinander zu halten. Ich dürfte, ganz grob geschätzt, 20'000 Filme in meinem Leben gesehen haben - und da entfleucht gerne mal ein Plot-Detail. Besonders schwer macht es mir Hong Sang-soo. Fragt mich nämlich jemand, ob ich diesen oder jenen Hong-Film gesehen habe, muss ich passen. Der Mann macht an sich den immergleichen Film unter neuem Titel. Mein Erinnerungsvermögen rebelliert.

So habe ich denn auch nicht mehr gewusst, ob ich "Right Now, Wrong Then" schon gesichtet habe. Zu meiner Verteidigung präsentiere ich als Beweis den Inhalt zu Hongs Like You Know It All: "Der eingebildete Kunst-Regisseur Ku ist Jury-Mitglied an einem provinziellen Filmfestival. Vor Ort verwickelt er sich nach einer durchzechten Nacht in amouröse Probleme." So in etwa. Und das soll nach ein paar Monaten noch jemand von der Handlung von "Right Now, Wrong Then" unterscheiden können?

Bei Hong Sang-soo dreht sich alles um eingebildete Männer, ihnen zu leicht verfallenden Frauen, Alkohol und danach Konflikten. Meistens autobiographisch gefärbt ist die Hauptfigur Künstler, Regisseur. Und immer gibt es ein paar erzählerische Spielereien (wie hier: Geschichte zweimal leicht variiert erzählt). Und stets versetzt mit nervigen Kamera-Zooms, welche die ansonsten statische Bildsprache brechen.

Immer. Das. Gleiche. Und trotzdem kriegt Hong wachsend viel Lob im Westen, ein Kritiker nach dem anderen entdeckt diesen ach so faszinierenden Koreaner für sich, auch wenn der nun seit Jahren die gleich langweilige Bauchbinselei vorlegt. "Right Now, Wrong Then" hebt sich jedenfalls nicht gross von der Hong'schen Massenware ab. Er ist träge und geschwätzig inszeniert, die Bilder bleiben nicht hängen, das Doppel-Erzählen ist redundant, da ein nochmaliges Abspulen dieser lethargischen Story kaum gerechtfertigt ist. Klar baut er Nuancen ein, lässt durch die Variation Einblicke in die Figuren zu, doch Mehrwert entwickelt das nir marginal (auch wenn die zweite Hälfte besser weil bitterer ist).

Dies hielt die Jury beim Filmfestival Locarno nicht davon ab, "Right Now, Wrong Then" mit dem Goldenen Leoparden auszuzeichnen und Jung Jae-young als besten Hauptdarsteller auszuzeichnen. Immerhin letzteres geht noch in Ordnung. Jung ist mit seinem arroganten Spiel und der zu sehr auf jung getrimmter Frisur ein wunderbar unsympathischer Schnösel. Handmaiden-Star Kim Min-hee steht ihm mit ihrer nur auf den ersten Blick schüchternen Darbietung nicht nach, die Dinge von sich gibt wie "Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so trinken kann wie Sie - Sie sind ein echter Mann".

Doch Hong konnte sich immer auf gute Akteure verlassen: Sein Ruf ist gut und er gibt ihnen viel Gelegenheit, lange Dialoge aufzusagen - und hemmungslos zu trinken, denn der Alk an seinen Sets fliesst immer reichlich, um die Authentizität zu wahren. Kein Wunder also kriegt er diesen Top-Cast. Nur reicht das? Mir nicht. Nahezu von Anfang an haben mich die Figuren kalt gelassen, hab ich mich über Hongs inszenatorischen Entscheide geärgert. Und das liess bis zum Schluss nicht nach. Ein weiterer angekündigter Reinfall für Südkoreas überschätztesten Filmemacher.

EXTERNE LINKS 
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