National Treasure (2004)

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US-Start: 19.11.2004
CH-Start: 09.12.2004

 

Regie: Jon Turteltaub
Buch: Marianne und Cormac Wibberly, Jim Kouf nach der Story von Jim Kouf, Oren Aviv und Charles Segars
Produktion: Jerry Bruckheimer, Jon Turteltaub
Musik: Trevor Rabin
Kamera: Caleb Deschanel
Mit: Nicolas Cage, Diane Kruger, Justin Bartha, Sean Bean, Jon Voight, Harvey Keitel, Christopher Plummer, Olek Taktarov
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Kritiken:
Roger Ebert (USA) 2/4
So silly that the Monty Python version could use the same screenplay, line for line.
James Berardinelli (USA) 1½/4 Infantile excuse for an adventure yarn
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Cinema (D) 4/5 Nicht immer plausibel, aber dennoch ein grosser Abenteuerspass.
(c) Disney

 

Review:

15.11.04

"National Treasure" ist ein Abenteuerfilm altmodischer Art, präsentiert in modernisierter Bruckheimer-Manier. Denkt an "The Goonies" und ein bisschen an "Indiana Jones and the Last Crusade" - gefiltert durch eine Michael Bay / Simon West-Ästhetik und ihr seid etwa am Ziel. Bruckheimer-Liebling Nicolas Cage spielt zum vierten Mal nach "The Rock", "Con Air" und "Gone in 60 Seconds" für den Über-Produzenten und verkörpert Benjamin Franklin Gates, der aus einer Familie stammt, die seit sechs Generationen einen Schatz sucht. Grossvater John Adams Gates (Christopher Plummer) erzählte schon dem kleinen Ben vom Schatz der Tempelritter. Der bestand aus Statuen, Gold und Edelsteinen, gesammelt von der Ära der Ägypter bis hin zu den Kreuzzügen. Doch im 14. Jahrhundert verschwand der Schatz spurlos. Es wird vermutet, dass die Freimaurer, die Nachfolger der Tempelritter, ihn nach Amerika gebracht haben. Benjamin Franklin und George Washington waren Freimaurer. Die Gates' glauben, in Franklins Briefen und Hinterlassenschaften Anhaltspunkte für den Aufenthaltsort des Schatzes gefunden zu haben. Bens Vater Patrick (Jon Voight) ist der einzige Gates, der nie an diesen Humbug glaubte. Ben schon. Und so fährt er mit dem reichen Financier Ian Howe (Sean Bean) in die Arktis, um ein Schiff Namens "Charlotte" zu bergen. Sie finden es und darin einen erstaunlichen Hinweis: Der Weg zum Schatz soll als unsichtbare Karte auf der Rückseite der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gedruckt sein!

Der raffgierige Ian will das Dokument deshalb stehlen und lässt Ben im Eis zurück. Doch der Betrogene befreit sich und heckt mit dem Computerkumpel Riley Poole (Justin Bartha) eine Gegenstrategie aus: Die Unabhängigkeitserklärung stehlen bevor Ian es tut. Sie hecken in Washington einen Coup aus, doch die hübsche Abigail Chase (Diane Kruger) von der Denkmalbehörde, könnte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Diese Einbruchssequenz in Washington ist ein erster grandioser Höhepunkt des Films. Grosses Lob gebührt den zwei wohl besten Männern im Film: William Goldberg und Trevor Rabin. Rabin, der schon die Musik für etliche Bruckheimer-Blockbuster komponierte (unter anderem den unschlagbaren "Armageddon"-Soundtrack), drückt den Adrenalinpegel mit seinem pulsierenden Score konstant nach oben und Editor Goldberg schneidet die verschiedenen Ebenen virtuos aber nie verwirrend zusammen. Cage und Bean wollen schliesslich zeitgleich die Urkunde stehlen und derweil ist ihnen Kruger auf den Fersen. Diese Zuspitzung der Ereignisse erzeugt eine Spannung, die "National Treasure" danach nie mehr erreicht.

Aber er bleibt dennoch gut, denn was der Abenteuerfilm stets liefert, ist allerbeste Popcorn-Unterhaltung. Jon Turteltaub hat sich bisher kaum als Actionregisseur profiliert und es wird auch hier oft deutlich, dass Macho-Männer wie Michael Bay oder Tony Scott das Material cooler und gestylter herübergebracht hätte - aber so bleibt der Film halt eben angenehm altmodisch, ohne auf den üblichen Bruckheimer-Firlefanz wie beschleunigte Kamerafahrten, Bombast-Soundtrack und Action zu verzichten. Auch die Akteure sind voll im Element. Cage spielt die Rolle mit Leichtigkeit, sein Partner Bartha ist eine leichte Nervensäge, hat aber ein paar wirklich witzige Gags. Diane Kruger, die Schönheit aus "Troy", ist diesmal nicht mehr so aufgetakelt. Ihr fehlt die nötige Authorität für den Part, aber sie ist ein süsser Fratz, dem man gerne zuschaut. Ihr "Troy"-Mitspieler Bean gibt den perfekten Bösewicht mit seinem Charisma und seiner sonoren Stimme. Die anderen Stars sind etwas verschwendet: Bruckheimer-Kumpel Jon Voight kommt okay weg, Christopher Plummer brauchts nur für den Epilog und Harvey Keitel telefoniert seine Rolle. Es ist dennoch schön, für einen so unwichtigen Part einen soliden Akteur zur Verfügung zu haben.

Doch "National Treasure" ist letztendlich kein Schauspielerfilm sondern pures Adventure. Eben ein klassischer Schatzsucherfilm, bei denen die Protagonisten irrsten Spuren nachgehen. Was den Reiz ausmacht, ist, dass viele der Hinweise reale Einflüsse aufweisen - von Freimaurern bis historischen Namen wie Ben Franklin oder George Washington. So entwickelt sich "National Treasure" titelgerecht zu einer Reise zu den wichtigsten historischen Stätten an der US-Ostküste. Ich war vor Jahren an den meisten dieser Orte und sie derart in einen Film verwoben zu sehen, macht Spass. Zudem dürften die Amis daraus auch ein bisschen was lernen. Keine Angst, das Ganze ist nicht zu patriotisch, aber natürlich gehts um US-Geschichte, dann darf auch Cage mehrere Male betonen, wie heilig die Unabhängigkeitserklärung ist. Das alles ist verkraftbar.

Wie gesagt, das Ganze ähnelt einem Film wie "Goonies" mit schrägen Hinweisen und etlichen zu bestehenden Abenteuern, während die Halunken einem auf den Fersen sind. Ansätze von "Indy" sind in Cages Charakter entdecken, im zu findenden Schatz, in der Beziehung Voight-Cage und im Finale. "National Treasure" erreicht nie das Niveau von Spielbergs Triologie (welcher Film schafft das schon), leifert aber durchs Band tolles Entertainment. Hätte Turteltaub noch 10 Minuten weggeschnitten und ein paar leere Spuren, die nur zu neuen Spuren führen, zusammengekürzt, der Streifen wäre ein vollends lobenswertes Action-Abenteuer. Auch so ist er solide, nein mehr als solide: Er ist einfach gut. Die vielen Bruckheimer-Neider, die es leider vor allem unter Kritikern gibt, werden den Film wegen nicht vorhandener Substanz zerreissen - doch diese Argumentation von spassfeindlichen Nörgelern ist müssig. Mir ist ein Film, der durchwegs auf hohem Niveau Spass macht, musikalisch und sonstwie technisch solide ist und inhaltlich ziemlich durchdacht, lieber, als Hirnsulz wie der konfuse 2046 oder der kreuzblöde Brown Bunny, bei denen gewichtige Regisseure ihr Können den Arthaus-Kritikern unter die Nase reiben. Es lebe Entertainment, es lebe Bruckheimer.


page created: 15.11.04  ~  last updated 15.11.04

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