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Thrillerdrama. USA 2006
Alternative Titel
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Regie Michael Mann
Drehbuch Michael Mann
Produktion Michael Mann, Peter Jan Brugge
Musik John Murphy
Kamera Dion Beebe
Darsteller Colin Farrell, Jamie Foxx, Gong Li, Naomie Harris, Justin
Theroux,
Ciarán Hinds, Luis Tosar, John Ortiz, Elizabeth Rodriguez, Barry Shabaka Henley
Länge 100 Min.
US-Kinostart
28.07.2006
CH-Kinostart 24.08.2006
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 10.8.06
© Bilder UIP,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die Miami-Cops Sonny Crockett (Colin Farrell) und Rico Tubbs (Jamie
Foxx) erfahren, dass geheime Informationen über Polizeieinsätze an die
Drogenmafia gelangen. Der FBI-Agent Fujima (Ciarán Hinds)
schickt die zwei darum auf Undercover-Mission. Ihr Ziel: Der Rauschgiftkönig
Jose Yero (John Oritz), an den sie herankommen, indem sie sich als neue
trans-karibische Drogenkuriere verkaufen. Tatsächlich dringen sie zu Yero vor,
wo sie jedoch entdecken, dass es einen viel mächtigeren Mann im Hintergrund
gibt. Und ausgerechnet in dessen Assistentin Isabella (Gong Li) verliebt sich
Sonny.
REVIEW
Michael Mann schuf mit "Miami Vice" eine der Kultserien
der 80er: Pastellhemden, schnelle Autos, schicke Anzüge - und natürlich die
coolen Cops
Crockett und Tubbs. Über 20 Jahre nach der Lancierung ist Mann zwar noch
stolz auf sein Produkt, doch sein Kino-Update hat mit der Serie von damals
nichts mehr am Hut. Die Charaktere heissen noch gleich und sie fahren kühne
Karossen, doch weg sind Pop-Look und Witz: "Miami Vice 2006" ist ein ernstes,
düsteres Thrillerdrama, das mich erstaunlich stark fasziniert hat. Vielleicht
auch darum, weil ich die Serie damals nie intensiv geschaut habe.
Die primäre Kraft bekommt die Kinofassung durch ihren Look. Mann hat in Collateral bereits mit einer Digitalkamera das nächtliche Los Angeles zum Leben erweckt, nun tut er es mit Miami. Der Digi-Look macht die Bilder grobkörnig und manchmal blass, da verfremdende Filter fehlen. Doch das Resultat ist von einer solchen Klarheit, dass man die Stadt regelrecht zu fühlen glaubt. Dieses hier-und-jetzt-Gefühl überträgt sich auf alle gefilmten Objekte, selbst ein Flugzeug, das durch die Wolken sticht, lässt einen die Weite des Himmels fühlen und ein Schiff, das auf die Kamera zufährt, wirkt wie ein surreales Gespenst in der Nacht. Und all das ohne Schnickschnack - sozusagen Dogma von Leuten mit Talent. Was genau es ist, das Mann und sein Kameramann Dion Beebe tun, damit sich diese Atmosphäre einstellt, bleibt ihr Geheimnis, doch es ist unglaublich faszinierend.
Dazu gesellt sich präziser Einsatz von Ton und Musik sowie ein vorbildlicher Schnitt. Manche mögen widersprechen, da "Miami Vice" mit 134 Minuten Lauflänge deutlich zu lang ist, und man die fehlende Straffung den Schnittmeistern unterschieben kann - doch es ist dieser Fluss, den William Goldenberg und Paul Rubell erzeugen, der so gefangen nimmt. Die Montage der einzelnen Szenen und sei es nur eine Sequenz, die unsere Helden beim Fahren eines schneidigen Gefährts zeigt, erweckt ein Gefühl von Dynamik. Und das muss so sein, denn im Film passiert erstaunlich wenig: Meeting, Fahrt, Sex, Meeting, Fahrt - auch das für über zwei Stunden deutlich zu wenig, da kann sich auch kein richtiger Plot entwickeln.
"Miami Vice" ist denn auch fast Stil vor Substanz - doch der Stil ist derart genial, dass dies kaum stört. Und ich sage fast, denn die Charaktere gefallen - sei es suvae Colin Farrell, der relaxte Jamie Foxx oder Gong Li, deren zuerst unterkühlter Auftritt den Film ungemein bereichert. Mit diesen Figuren schafft Mann ein paar eindrückliche Szenen Abseits des "style only"-Konzepts. Seien es äusserst erotische Begegnungen, Entscheidungen um Leben und Tod sowie ein Actionfinale, das wegen seinem harten Realismus mitreisst. Selbst die abgefeuerten Schüsse hallen nicht in 5.1 durch den Saal, sondern wirken dumpf, wie aus der Distanz.
Kann all das die Fans der Serie begeistern? Kaum, denn "Miami Vice" ist eher "Scarface" meets Collateral als eine Weiterführung der Reihe. Die Figuren sind neu, die Optik anders. Fairerweise hätte Mann den Film also gar nicht "Miami Vice" nennen sollen. Andererseits war die Serie ein Produkt der 80er. Der Kinofilm wäre mit 80er-Look ein Retro-Gebilde geworden, das wollte Mann nicht. Sein Streifen ist ein Produkt des Jahres 2006 - und dementsprechend fühlt er sich in allen Belangen anders an. Cool ist er auf jeden Fall auch, aber auf gänzlich andere Art. Fast schon entspannt cool - im Vergleich etwa zu gekünstelter Coolness der Hip-Hop-Musikvideos oder der "Fast and the Furious"-Filme. Mann kreiert Coolness wie kein anderer.
Darum gefiel er mir. Es fehlt an Action, an Figurenentwicklung, an Story und Suspense (alles da, aber in geringer Ausführung) - was jedoch durch ein Gefühl verdrängt wird, das man schwer erklären kann: Eine Atmosphäre der lebendigen nächtlichen Stadt gekoppelt mit einem brummenden Montage-Motor, der den Film selbst dann voranbringt, wenn nichts passiert. Dazu passt selbst das Ende, das auf semi-tragischem Niveau einfach ausklingt. Als ob wir kurz in die Arbeit und die Welt dieser Cops blicken durften und wir uns danach wieder ausklinken. In Worten kann man dieses Feeling nur schwer beschreiben, was man anhand meiner Bemühungen um eine treffende Formulierung erkennen kann. Darum rein ins Kino, die Serie von damals aus dem Kopf verbannen und eintauchen ins nächtliche Miami.
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EXTERNE INFOS & REVIEWS
imdb.com
BBC (4/5)
James Berardinelli (3/4)
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