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Drama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
-
Regie Gulzar
Drehbuch Gulzar, Bhushan Banmali
Produktion Premji
Songs Ravi Shankar
Kamera K. Vaikunth
Choreografie Gopi Krishna
Darsteller
Hema Malini,
Vinod Khanna,
Shammi Kapoor, Shreeram Lagoo, Om
Shivpuri,
A. K. Hangal, Bharat Bhushan, Duna Pathak, Dinesh Thakur, Amjad Khan, Vidya
Sinha
Länge 135 Min.
Kinostart 1979
Box office classification -
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 12.5.08
© Bilder Sky,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Indien zur Mughal-Zeit: Der moslemische Kaiser Akbar (Amjad Khan) regiert grosse
Teile des Landes, doch unter den hinduistischen Rajputs wächst der Widerstand.
König Rana Vikramjeet Singh (Shammi Kapoor) von Sisodia schlägt dem gegnerischen
König Virandev Rathod (Shreeram Lagoo) eine Allianz vor. Zementiert werden soll
sie durch die Heirat von Vikramjeets Bruder Rana Bhojraj (Vinod Khanna) und
Rathods Tochter Krishna (Vidya Sinha). Doch was Rathod nicht wusste: Sein Sohn
Jaimal (Dinesh Thakur) hat bereits eine Ehe zwischen Krishna und einem Prinzen
des Reiches Amjer organisiert! Damit es nicht zum Krieg unter den Rajputs kommt,
verlangt der König von seiner Tochter, dass sie sich das Leben nimmt.
Tatsächlich vergiftet sie sich, worauf die Mitter (Dina Pathak) vorschlägt, Rana
mit ihrer zweiten Tochter zu vermählen: Meera (Hema Malini). Die Hochzeit wird
abgehalten, doch Meera ist in ihrer Seele bereits verheiratet - mit dem Gott
Krishna. Sie widersetzt sich immer öfters den Regeln am Hof und setzt ihre Liebe
zu Krishna über alles andere. Das führt zu Missmut.
REVIEW
Bevor ich auch nur ein Wort über den Film
verliere, verweise ich an meine Kollegen von
Bollybob.
Die haben sich das Werk bereits vor einiger Zeit vorgenommen und ich habe mich
beim Lesen köstlich amüsiert - nicht zuletzt, weil sich der Text fast komplett
mit meiner Meinung deckt. Das ist frustrierend, weil ich nun gar nichts mehr
Originelles schreiben kann (die haben alle Witze schon vorweggenommen), aber auf
der anderen Seite macht es auch Hoffnung. Ohne diese Kritik hätte ich das Gefühl
gehabt, ich stehe mit meiner Meinung alleine da, schliesslich sind angesehene
Leute involviert. Angefangen bei Regisseur Gulzar, einem Poeten und
Dialogschreiber von erstem Rang, der auch als Filmemacher meist reüssierte. Sein
Koshish gehört zu den rührendsten Bollywood-Filmen
überhaupt.
Doch hier griff er ins Klo. Inhaltlich zumindest. Der Look gefiel mir nämlich, im Gegensatz zur Aussage der Bollybob-Kritikerin, überaus gut und die edlen Kostüme zwischen den prägnanten Originalschauplätzen sorgen für gehobenes Ambiente. Auch die Schauspieler, sieht man von einer Person ab (doch dazu später), konnten mich überzeugen. Daher noch gnädige 2½ Sterne. Aber eben, der Inhalt. Von Beginn weg geht Gulzar langsam und betont wichtig vor. Jede Entscheidung hat hier staatspolitische Dimension, jeder Charakterzug wirkt gewichtig, jede Dialogzeile wohlüberlegt. Grosses Interesse wird so nicht generiert, aber man bleibt dran, immerhin scheint das alles ja mal auf etwas hinauszulaufen.
Dann der erste Schocker, als Krishna sich das Leben nimmt. Wieso sie überhaupt Krishna heisst, ist schon mal nicht zu verstehen - schliesslich ist Meera in den Gott Krishna verliebt, Meeras Schwester auch so zu nennen, bringt höchstens inzestuös-lesbische Verwirrung mit sich. Nennen wir die Dame daher lieber "Schwester K.", um Komplikationen zu verhindern. Schwester K. nimmt von ihrem Papa einen Ring mit Gift entgegen und begeht Suizid. So richtig verstehen tut man das "Warum?" dahinter nicht. Gab es wirklich keine andere Lösung? Schon diese frühe Szene macht aber klar, dass alle Beteiligten hier stets lieber den schmerzhaftesten Ausweg suchen und den fatalistischsten Weg wählen. Real nachvollziehbares Handeln? In diesem Film? Vergesst es.
Nach und nach werden die Figuren auf dem mythologisch-historischen Schachbrett angeordnet. Da ist Sholay-Bösewicht Amjad Khan als weinerlicher Kaiser Akbar. Die dieser Mann halb Indien erobern konnte, bleibt ein Rätsel. Ich dachte bisher, Hrithik Roshan in Jodhaa Akbar sei der netteste Akbar der Filmgeschichte, aber Amjad macht ihm da spielend Konkurrenz. Man möchte ihm am liebsten ein Taschentuch rüberreichen. Shammi Kapoor, mit seiner ganzen körperlichen Wucht, gibt den einen König, Shreeram Lagoo den anderen - den, der seine Tochter opfert, aus welchen Gründen auch immer. Vinod Khanna spielt, stets verschwitzt und auch sonst halb neben den Schuhen, den armen Ehemann, A.K. Hangal den Heiligen, Om Shivpuri den bösen Kali-Priester und Vidya Sinha die bereits verstorbene Schwester K. Sie alle leisten solide Arbeit, manchmal übertreibend, manchmal etwas kraftlos - aber meistens ganz okay.
Anders Hema Malini. Man lernt sie hassen in dem Film. Natürlich liegt es primär an ihrer Figur, aber auch schauspielerisch ist dies eine Performance aus der Hölle. Sie macht jede Bewegung mit halber Geschwindigkeit - das heisst sie schwebt über die Strasse, statt auf ihr zu gehen, sie betet, statt zu reden. Und diese Augen. Jeder Augenaufschlag dauert so lange, dass man zwischendurch problemlos Frühstücken oder aufs Klo gehen kann. Ihr kennt die Art Augenaufschlag? Der "ach was rede ich überhaupt mit dir"-Look. Dieses erhabene Augenrollen, das vor allem Sektenanhänger gerne zeigen, um ihrem Gegenüber vor Augen zu führen, wie wenig sie von ihm halten - und wie gottgleich und erleuchtet sie selbst sind. Meera ist so eine Frau. Eine, die man am liebsten mit heissen Nadeln quälen will. Ich bin ein friedliebender Mensch, Gewalt ist mir ein Gräuel - aber Leute, die meinen, sie seien pures Shanti, heiliger Friede und reine Frömmigkeit, und mit ihrem Gehabe jeden Menschen um sie herum auf die Palme bringen, die machen mich rasend.
Natürlich hat man, wenn man an Krishna glaubt, mehr Hochachtung vor dieser Heiligen. Als Ungläubiger bin ich da im Nachteil. Doch an sich habe ich ja nichts gegen einen Heiligenfilm. Guide hat mich spirituell bereichert, auch wenn ich mit dem Gepredigten wenig anfangen kann. Doch hier liegt die Sache anders. Meera wird als derart arrogantes Wesen gezeigt, als derart losgelöst von jeglicher Realität, dass sie am besten in eine Ecke stehen und dort ihre Oden an Krishna trällern sollte. Jeder, der versucht, ihr mit Vernunft oder Nachsicht zu begegnen, wird von ihr eh mit einem arroganten Blick zu Boden gezwungen. Sie tut derart trotzig, dass selbst die Bösewichter dagegen lieb wirken. Der Hohepriester zum Beispiel - der bietet ihr mehrfach einen Ausweg an. Aber nein, sie poltert ihre kryptischen Antworten, regelrecht darauf erpicht, zu verrecken. Es braucht nicht lange, da ruft man dem Fernseher entgegen "gebt der Kuh endlich ihr verdammtes Gift!!". Das kann wohl nicht Sinn des Films sein. Krishna sollte die Frau als sein Sprachrohr feuern, weil sie nicht wirklich in seinem Sinne arbeitet.
Ein Film über eine verblendete Fanatikerin macht also wenig an. Dabei wären so viele spannende Betrachtungen möglich gewesen. Zum Beispiel: Wie trennt man Wahnsinn von Religiosität? Beides basiert letztendlich darauf, dass wir etwas glauben, was nicht real existiert. Das eine ist daher nur kollektiver Wahnsinn im Kontrast zu individuellem Wahnsinn. Zu hart formuliert, ich weiss, aber da wäre wenigstens eine Betrachtung mit Zündstoff, gleich vor der Nase der Filmemacher. Die etwas intimere Version davon: Wie geht ein Heiliger mit Selbstzweifeln um? Der Klassiker "La passion de Jeanne d'Arc" hat sich diesem Ansatz verschrieben und dabei eine von "Meera" nicht unähnliche Story erzählt. Das führt auch gleich zu einer weiteren Betrachtung: Wird hier eine Frau in ihre Schranken gewiesen, die nur als Spielball der mächtigen Männer benutzt wird - und sich dem widersetzt? Eine feministische Lesung der Story bietet sich fast auf dem Tablett an, doch auch hier: Fehlanzeige.
"Meera" packt nichts davon an. Gulzar geht es nur darum, dieses erhabene Wesen zu zeigen, das mit Scheuklappen Richtung Märtyrertod rast und dabei Familie, Freunde und Gesellschaft in Grund und Boden plärrt. Nichts gegen ein wenig Revolution, aber dann bitte mit Verstand und nicht mit kryptischem Geschwurbel vom Seelenheil. Wenn ein Mensch Meera darauf aufmerksam machen würde, dass ein Blumentopf über ihr auf den Kopf zu fallen droht, sie täte den Ärmsten lange anschauen und erklären, wie engstirnig er die Welt sehe und wie sie auf einem Ozean des Lichts dahinschweben würde auf dem Pferd der Erleuchtung. Und wenn der Topf nicht fallen würde, wär sie noch ein paar Grade verblendeter.
Solche Figuren braucht kein Film, denn sie ruinieren alle Dramaturgie. Noch so viele Argumente kann man ihr an den Kopf werfen, sie darf ja gar nicht einsichtig werden, sonst wäre sie keine Heilige mehr. Und als Zuschauer muss man daher über zwei Stunden ihr arrogantes Gehabe ertragen, "aufgelockert" durch religiösen Singsang und Malinis angestrengtes Schauspiel. Nein, das ist kein Film, den ich mir je wieder antun möchte. Trotz edler Machart und einigen tollen Bildern. Nur eines werde ich mir merken: Würde mich mein Vater je mit einer Frau verheiraten wollen, die ein religiöses Buch mit sich herumschleppt, ich würde mich von der nächsten Brücke stürzen, bevor sie auch nur ihren Mund aufmacht.
MEINE DVD
Sky (USA), Code 0, NTSC
Bild: 4:3
Ton:
Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * ½ (Manchmal unscharfes, aber
zumindest meistens sattes Bild. Werbung am Anfang nicht vorspulbar)
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