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Fantasykomödie

Japan 2015
Alternative Titel
Love & Peace; Rabu & Pisu; ラブ&ピース

Regie und Drehbuch Sion Sono
Darsteller Hiroki Hasegawa, Kumiko Aso, Kiyohiko Shibukawa, Eita Okuno,
Makitasupotsu, Motoki Fukami, Tooru Tezuka, Miyuki Matsuda, Toshiyuki Nishida

Länge 112 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 11.8.2016
©  Bilder Third Window, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ryo (Hiroki Hasegawa) ist ein Versager durch und durch. Er träumt von einer Karriere als Rockstar, ist aber viel zu schüchtern. Da erblickt er eine kleine Schildkröte und sieht in ihr Hoffnung. Er nennt sie Pikadon, erzählt ihr von seinen Träumen. Doch seine Mitarbeiter im Büro drängen ihn dazu, das Tier das Klo runter zu spülen. Während Ryo von Schmerz geplagt durch Tokio irrt, landet Pikadon im Untergrund der Stadt bei einem alten Mann (Toshiyuki Nishida), der weggeworfenes Spielzeug und verlassene Haustiere beherbergt. Dort isst Pikadon versehentlich ein Wunscherfüllungs-Bonbon. Während das Tier fortan zu gigantischer Grösse anwächst, hat Ryo plötzlich den gewünschten Erfolg als Sänger.

 

REVIEW
Nicht nur das Branchenblatt Variety adelte Sion Sono in seiner Kritik von "Love and Peace" als neuen Takashi Miike. Man kann durchaus Parallelen ziehen - beide haben einen Ruf als Bad Boys, ihre Filme sind oft blutig und kultig, beide pendeln zwischen dem Deftigen und dem Absurden. Und seit neustem drehen auch beide viel, denn Sono hat es 2015 auf satte sechs (!) Filme gebracht. Doch bei allem Respekt für Miike, der immerhin einige meiner Lieblingskultfilme made in Japan für sich reklamieren darf: Sono ist wenn schon der neue Sono, denn er ist schon seit Jahren im Geschäft, dreht selbst gefeierte Werke. Und wer Love Exposure gedreht hat, ist nie der Abklatsch von jemand anderem.

Auch "Love and Peace" ist kein Abklatsch, wenn schon dann Hommage: an das Kaiju-Kino und seine Monster, an japanische Kitsch-Familienfilme, an das Kino im Allgemeinen, und an die Musik noch dazu. Dass Sion Sono ein Fan sowohl von Beethoven als auch von Kubrick ist, dürfte nicht neu sein - und deswegen überrascht auch der Einsatz von Wendy Carlos’ Elektro-Cover der 9. Symphonie nicht, das Kubrick so herrlich in "A Clockwork Orange" verwendete. Aber dass die ersten Noten des Stücks gleich zu einem wiederkehrenden Leitmotiv werden, ist dann schon fast glorios. Daneben gibts noch hypermelancholische Streichmusik in den Untergrund-Szenen und Rock, wenn Ryo singt. Das Hauptlied hat Sono gleich selbst komponiert.

Interessant ist der Wandel des Lieds: Wenn Ryo es zum ersten Mal ins Mikro schreit, dann liegt alles Leid dieser Welt drin, alle Verzweiflung. Später wird es zur Rockballade mit veränderten Lyrics und am Ende zum Popspektakel inklusive Gesangschor. Da zielt Sono auf die Kommerzialisierung der Musik, die ihre Seele verliert, je grösser sie wird. Dies ist freilich auch Ryos Werdegang: vom liebenswerten Versager zum arroganten Superstar. Es mag nach Klischee klingen, aber funktioniert im Kontext hier sehr gut, denn so wachsen zwei Monster heran: Ein nettes in Form der Schildkröte - und ein weniger nettes in Form von Superstar-Ryo. Das Finale ist dahingehend erschlagend konsequent. Und irgendwie zu Tränen rührend. Wenn Riesen-Pikadon zur Elektro-Neunten durch die Stadt marschiert, kamen bei mir jedenfalls unerwartet viele Glücksgefühle hoch.

Doch funktioniert das alles auch? Wie oft bei Sono - nicht zu 100%. Die Schrägheit und die Energie stecken an, vor allem in den Anfangsszenen, und dann gegen Ende wieder. Dass für die Tricks Puppen zum Einsatz kommen, generiert auch Sympathiepunkte. Und die Schauspieler um Hiroki Hasegawa, der sich sowohl als Loser wie auch als Star voll ins Zeug legt, sind alle bestens besetzt. Doch der Film ist zu lang (ein Sono-Dauerbrenner), der Geschichte geht etwas die Luft aus und die Szenen mit dem Spielzeug sind zu ausführlich mit oft Tempo-stoppendem Geplapper.

Aber bei Sion Sono ist ein Film selten homogen und aus einem Guss. Er liebt Stilbrüche und Variation, selbst im Tempo. Hier passt das bestens. Ja er schreckt auch vor viel Sentimentalität nicht zurück, etwa während des überraschenden Endes des Spielzeug-Subplots - schweres Geigen-Geschütz inklusive. Da löscht es Freunden von genormten Filmen sicherlich ab, aber all jene, die das rebellische Sono-Kino lieben, werden dies auch in seinem "kindlicheren" Werk zu lieben wissen. Ich jedenfalls war hin- und hergerissen, dachte in der Mitte, der Film verliere mich. Doch am Ende war ich so voll drin, dass ich mich nur noch gefragt habe, wie zum Henker ich an Sono zweifeln konnte.

 

EXTERNE LINKS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC 2.2.1 verkleinert und geschärft mit Photoshop CS2


 

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