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2012
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Drama
Japan / Frankreich 2012
Alternative Titel ライク・サムワン・イン・ラブ
Regie und Drehbuch Abbas Kiarostami
Darsteller Tadashi Okuno, Rin Takanashi, Ryo Kase, Denden
Länge 115 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 1.7.2013
© Bilder Praesens, Screenshots molodezhnaja
STORY
Akiko (Rin Takanashi) ist eine junge Studentin, arbeitet nachts aber in Tokio als
Prostituierte. Ihr neuster Auftrag führt sie zum ehemaligen Professor Takashi
(Tadashi Okuno). Der alte Witwer hat wenig Interesse an Sex, viel lieber plaudert
er mit Akiko und isst mir ihr. Bis Akiko einschläft. Sie verbringen auch den
folgenden Tag zusammen. Bei ihrer Tour durch die Stadt treffen sie auf Akikos
Freund Noriaki (Ryo Kase). Takashi spielt dem extrem eifersüchtigen jungen Mann
vor, Akiko sei seine Enkelin.
REVIEW
Wenn Menschen reden, kann es spannend sein, ihnen
zuzuhören. Manchmal liegt der Reiz im Dialog an sich, zu erleben etwa
beim popkulturellen Kino eines Quentin Tarantino, eines mit Wortakrobatik
gespickten Film noir oder einer Shakespeare-Verfilmung. Manchmal transportiert
ein Dialog auch wichtige Informationen zur Handlung. Und manchmal taucht man
durch einen ganz banal wirkenden Dialog in die Welt der Protagonisten ein, zu
sehen etwa bei den "Before Sunrise"-Filmen. Es gibt jedoch Regisseure, bei denen
sind Dialoge einfach nur einschläferndes Geschwätz, dazu zählen etwa der
Thailänder Apichatpong Weerasethakul und der Iraner Abbas Kiarostami. Beides
joch angesehene Filmemacher, beide hochgradig überschätzt.
Für seinen
zweiten Auslands-Film nach dem anstrengenden "Copie conforme" zog es Kiarostami
nach Japan. "Like Someone in Love" mag daher eine etwas ungewöhnliche Optik
haben, dank der Neonreklamen in Tokios Strassen, dank der japanischen Sprache
und den Darstellern. Aber im Kern ist es Kiarostami pur und daher von Beginn weg
mühsam. Zuerst gibts ein endloses Gelaber in einer Bar. Dann eine nicht enden
wollende Fahrt durch Tokio, während der die Protagonistin den Anrufbeantworter
abhört und Texten ihrer Oma lauscht. Kiarostami liebt diese Art von Kino, dieses
Fahren durch eine Gegend, dieses Reden über Belangloses, nur um uns Zuschauern
dann irgendwann den Boden unter den Füssen wegzuziehen. Doch bis dahin sind 90%
des Publikums eh schon entschlafen, zumal die ach so clevere Doppeldeutigkeit
oder Doppelbödigkeit nur ein laues Lüftchen ist.
"Like Someone in Love"
ist dahingehend noch schwächer als etwa "Copie conformiste", weil jener immerhin
konzentriert auf sein Ziel hinarbeitete. Diesmal spielt Kiarostami auch wieder
mit Identität und Erscheinung, mit Gegensätzen und Fehleinschätzungen, aber er
macht es lange Zeit auf wenig stimulierende und schon gar nicht zielgerichtete
Weise. Erst wenn Akiko beim Professor auftaucht, bekommt das Ganze wenigstens ein
Bisschen Reiz. Er ist der weise Zuhörer, sie die energiegeladene
Geschichtenerzählerin. Es wird gelacht, die Chemie der beiden Schauspieler
stimmt. Da hört man auch gerne zu, wenn der Inhalt mal weniger Gehalt oder
Gewicht hat. Später indes, mit dem Dazukommen von Ryo Kase (I
Just Didn't Do It), fällt die Spannungskurve - sofern man bei Kiarostami
davon reden kann - wieder stark ab.
Dabei halte ich Kase für einen der
besten Schauspieler seiner Generation, auch die anderen Akteure leisten
Fantastisches: Sie machen aus dem nichtigen Konzept wenigstens halbwegs etwas
Fassbares. Aber es reicht nicht, um uns zu erwärmen, alles bleibt kühl
distanziert, bewusst entschleunigt und verkünstelt. Bis hin zum bekloppten
Finale, das sich eine lange Reihe missglückter Kiarostami-Enden einreiht, man
denke nur an den Meta-Unsinn am Schluss des Cannes-Gewinners "Ta'm e guilass"
("Der Geschmack der Kirsche"). Jener hatte ein interessantes Konzept:
Selbstmörder sucht einen Platz zum Sterben und redet unterwegs mit allerlei
Menschen. Doch es wird ruiniert durch Kiarostamis Unvermögen, einen Film
dramatisch zu erzählen oder sinnvoll zu beenden.
"Like Someone in Love",
dessen Titel sich auf ein von Ella Fitzgerald interpretiertes Lied bezieht, kann
letztendlich nur in einem inszenatorisch bedingten Bereich auftrumpfen: Dem
Vor-Ort-Gefühl. Was Kiarostami kann, ist Alltägliches kunstvoll aufzuwerten und
fühlbar zu machen. Wenn Akiko etwa im Rücksitz des Autos durch Tokio fährt, dann
sehen die Lichter wunderschön aus, aber es schläfert sie ein. Sie hört, sie
nimmt aber nicht wirklich auf. Das Ticken des Blinkers, das Atmen des Fahrers,
das werden regelrechte Unterbrüche in dieser nächtlichen Stille. Als Kind, wenn
wir mit der Familie nachts auf der Autobahn fuhren, hab ich das ähnlich
aufgenommen: Die Endlosigkeit der Strasse, das Blinken, wenn der Vater zu einer
Tankstelle abbog, und ich im Halbschlaf den Ton wahrnahm und Veränderung in der
Monotonie des Fahrens erwartete. Kiarostami kann solche Momente auf Zelluloid
bannen. Aber zu welchem Preis?
Das bittere Fazit ist wohl, dass ich mit
Kiarostami wohl nie warm werde. Er nimmt ein potentiell interessantes Konzept,
steuert ein paar streng komponierte und doch naturalistisch wirkende Bilder bei
- und zerstört dann alles mit seinen endlosen Einstellungen, den
Möchtegern-interessanten Handlungsentwicklungen und den oft nutzlosen Enden.
Viele Kritiker fahren da voll drauf ab, mich stösst es oft als verkünstelte
Fingerübung ab. Zu durchsichtig geht Kiarostami vor, zu wenig schaut dabei
heraus. Und man kann es nicht anders sagen: Seine Experimente sind meistens von
bodenloser Langeweile. Wäre "Like Someone in Love" eine einfache Geschichte
zwischen diesen Menschen, ein wenig
Ozu, ein wenig Bergmans "Smultronstället" ("Wilde Erdbeeren"), dann wäre
vielleicht ein Kleinod möglich. Aber nicht bei Kiarostami. Der verhunzt noch
jeden Film, den er anpackt.
MEINE
DVD
Schweiz, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 5.1 mit deutschen Untertiteln.
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1aDVD (Liefert aus der Schweiz)
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