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Drama
Japan 2008
Alternative Titel Saikaku ichidai onna; The Life of O-Haru;
Das Leben der Frau Oharu;
西鶴一代女

Regie Kenji Mizoguchi
Drehbuch Kenji Mizoguchi, Yoshikata Yoda nach einem Roman von Saikaku Ihara
Darsteller Kinuyo Tanaka, Tsukie Matsuura, Ichiro Sugai, Toshiro Mifune,
Toshiaki Konoe, Kiyoko Tsuji, Hisako Yamane, Jukichi Uno, Eitaro Shindo

Länge 131 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. . .

©  Text Marco, molodezhnaja 25.4.10
©  Bilder Artificial Eye, Screenshots molodezhnaja


STORY
Kyoto anno 1686: Oharu (Kinuyo Tanaka) ist die Tochter von Samurai Tambanosuke Okui, dem Tempelwächter von Chionin. Sie verliebt sich in den Pagen Katsunosuke (Toshiro Mifune), was von der Obrigkeit nicht toleriert wird. Oharu wird mit ihrer ganzen Familie aus der Stadt verbannt - und Katsunosuke wird hingerichtet! Schon bald darauf bekommt die Familie Besuch von einem Boten von Lord Matsudaira (Toshiaki Konoe) aus Edo. Die Frau des Fürsten kann keine Kinder gebären, weshalb Oharu einspringen soll. Sie gebärt ihm einen Sohn, doch da der Lord bald mehr für Oharu, als für seine Frau empfindet, wird sie abermals verbannt. Vater Shinzaemon (Ichiro Sugai) ist ausser sich und schickt Oharu gegen den Willen der Mutter (Tsukie Matsuura) in die Prostitution.

 

REVIEW
Kenji Mizoguchu (1898-1956) drehte schon vor dem Zweiten Weltkrieg Filme und fand im Japan der Nachkriegszeit die Anerkennung, die ihn bald als einer der wichtigsten Filmemacher des Landes etablierte. Im Westen dauerte es etwas länger, sprich bis 1952. In jenem Jahr gewann "Life of Oharu" in Venedig den Silbernen Löwen, ein Jahr nachdem Akira Kurosawa dort schon den Goldenen Löwen ergatterte und damit dem japanischen Kino global zu Ruhm verhalf. In den letzten vier Jahren seines Lebens drehte Mizoguchi nunmehr einige gefeierte Meisterwerke, neben "Oharu" sind dies primär "Ugetsu" und Sansho the Bailiff.

"Life of Oharu" kommt jedoch die Schlüsselrolle dabei zu, Mizoguchi in das Triumphirat der drei grossen japanischen Regisseure zu erheben (neben Yasujiro Ozu und Akira Kurosawa). Ist er tatsächlich so gut? Ja, ist er. Ich würde "Sansho" vorziehen, weil er mich visuell stärker beeindruckt hat, aber die Lebens- und Leidensgeschichte von Oharu ist auf jeden Fall grosses, klassisches Kino. Die Handlung basiert auf dem Roman "The Life of an Amorous Woman" des Dichters Saikaku Ihara aus dem Jahr 1686 und reiht einen Rückschlag im Leben der Protagonistin an den nächsten.

Kurioserweise für einen solch feministischen Regisseur wie Mizoguchi scheint die Gewalt gegen Oharu oft von Frauen auszugehen. Doch ein genaueres Hinschauen zeigt, dass diese Frauen nicht aus Lust an der Bosheit agieren - vielmehr sind sie erpicht, ihren Status zu behalten oder ihren Mann nicht zu verlieren. Die Frau definiert sich einzig und alleine durch ihren Mann. Und wenn von einer anderen Frau Gefahr droht, dann erfordert dies rasches und rabiates Handeln. Triebfeder hinter der weiblichen Boshaftigkeit gegenüber "einer der ihren" ist dementsprechend die patriarchalische Gesellschaft.

Diese erlaubt es der Frau nicht, sich selbst zu verwirklichen oder auch schon nur sich als Person des öffentlichen Lebens anzuschauen. Solange sie verheiratet ist, bleibt sie Spielball des Vaters. Wenn sie verheiratet ist, geht sie in den Besitz des Mannes über. Liebe, wie Oharu sie verspürt, bekommt dadurch einen revolutionären Beigeschmack und wird ausgemerzt. Dies sind Schattenseiten einer verlogenen Gesellschaft, die nur strukturell Ehre und Anstand hochhält. "Life of Oharu" ist denn auch starker Tobak: Wenn immer etwas Hoffnung aufblitzt, wird das Leben noch düsterer, kommt noch ein tragischerer Rückschlag.

Kinuyo Tanaka verkörpert dieses Leid mit einer Mischung aus einsamer Tragik und aufrechterhaltener Würde. Sie bricht kaum je zusammen, sondern steckt ein - wodurch sie viel stärker erscheint, als all ihre männlichen Co-Stars. Toshiro Mifune, in seiner einzigen Darbietung in einem Mizoguchi-Film, gibt den Liebhaber mit Innbrunst, und auch die restlichen Akteure meistern ihre Parts mit Bravour. Mizoguchi unterstützt die Darsteller denn auch mit langen Szenen, in denen sie brillieren können, er führt sein Ensemble sicher und doch natürlich wirkend durch den Plot.

Und nicht zuletzt bettet er das gehobene Schauspiel in angemessen hochwertige Bilder. Die Kompositionen sind nicht so aufsehenerregend wie jene von Kurosawa, nicht so streng wie jene von Ozu, aber in ihrer vermeintlichen Einfachheit unterstreichen sie stets die Emotionen, sei es Tragik, sei es Verzweiflung, sei es Isolation (etwa in den Anfangsszenen oder spät im Film). Selbst die spärlich eingesetzte Musik- und Klangspur passt sich dem an und wird im Verlauf des Films stets düsterer.

Oharu wird mit der Zeit sogar fast zum Geist: Sie lebt ausserhalb der Gesellschaft, ihre Anwesenheit erschreckt die Leute, sie malt sich ihr Gesicht weiss an, um ihr Alter zu verstecken, und sie spricht in einer unwirklichen Stimme. Die Männer stossen sie von sich - engeekelt von ihrem Aussehen. Erwünscht ist nur jugendliche Perfektion, wie etwa auch die erschütternde Sequenz zeigt, in der die Boten des Lords minutenlang Frauen analysieren und wie bei einem Viehmarkt urteilen "die ist zu gross, die hat ein Muttermal, deren Gesicht ist zu lang".

In "Life of Oharu" zeigt Kenji Mizoguchi einmal mehr, welch grossartiger Regisseur für Frauenfilme er ist. Alle Zuneigung gehört der Titelheldin und ihrem traurigen Schicksal, auf das sie nach vielen Rückschlägen fast nur noch apathisch reagiert. So eigentlich, wie man es von ihr erwartet. Und doch wird selbst das letzte Fünkchen Hoffnung, als der eigene Sohn sie an den Lord-Hof holen will, auf niederschmetternde und richtig zynische Art zertrümmert. "Dir wurde gestattet, die Mutter des zukünftigen Lords zu werden. Wie konntest du da nur so tief sinken, und dich prostituieren?". Ja wie wohl?

 

MEINE DVD
Grossbritannien, Code 2, PAL
Bild: 4:3
Ton: Japanisch mono mit nicht ausblendbaren englischen Untertiteln.

 

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EXTERNE LINKS 
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SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert, aufgehellt und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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