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> DER KAISER VON KALIFORNIEN
Abenteuerfilm. Deutschland
1936
Alternativer Titel Der Kaiser von Kalifornien - Das heroische Schicksal
Johann August Suters
Regie Luis Trenker
Drehbuch Luis Trenker
Produktion Luis Trenker
Musik Giuseppe Becce
Kamera Albert Benitz, Heinz von Jaworsky
Schnitt Rudolf Schaad, Willy Zeyn
Darsteller Luis Trenker, Viktoria von Ballasko, Werner Kunig, Karli
Zwingmann, Elise Aulinger,
Melanie Horeschovsky, Bernhard Minetti, Luis Gerold, Paul Verhoeven,
Walter Franck
Länge 95 Min.
Kinostart 21.7.1936
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 12.12.09
© Bilder Universumfilm,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Johann August Suter (Luis Trenker)
arbeitet Anfang des 19. Jahrhunderts als Drucker irgendwo in Baden-Württemberg.
Als ihm seine Schulden über den Kopf wachsen und ihm die Schergen Napoleons auf
den Leib rücken, sucht Suter das Weite. Er wandert nach Amerika aus und schlägt
sich gen Westen durch. Im unbesiedelten Kalifornien überredet er den
mexikanischen Gouverneur, ihm Land am Sacramento zur Bewirtschaftung zu
übergeben. Es dauert nicht lange, da haben er und seine Arbeiter sich mit den
Indianern arrangiert und die Mexikaner übergeben Suter alles Land nördlich des
Sacramento. Es entsteht ein mächtiges Wirtschaftsreich und Suter bekommt den
Beinamen "Kaiser von Kalifornien". Doch der Goldrausch ab 1848 zerstört seine
Vision.
REVIEW
Dass ein Österreicher einen Schweizer Helden
spielt, geht ja noch. Dass er dann aber noch als Deutscher verkauft wird, ist
zuviel. Ja, Johann August Suter alias John Sutter wurde in Baden geboren, doch
sein Heimatort ist Rünenberg, Baselland, nur zwei Dörfer neben dem Ort, in dem
ich aufgewachsen bin. Ein Grossteil seiner Vor-Amerika-Geschichte spielte sich in der Schweiz
ab.
Der Mann hat seine Ländereien in Amerika denn auch nicht Neu-Germanien genannt,
sondern Neu-Helvetien. Deutscher? Ja sicher. Da hatte wohl schon jemand
grossdeutsches Gedankengut im Hinterkopf, als der Film 1936 entstand.
Doch Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller Luis Trenker zieht sich aus der Affäre, in dem er im Vorspann erklärt, das Manuskript sei eine freie Interpretation der tatsächlichen Ereignisse. So basiert das Material lose auf dem ebenfalls revisionistischen "L’Or" (Das Gold) von Blaise Cendrars, doch Trenker geht noch etwas weiter, indem er jeglichen Schweiz-Bezug tilgt. Es geht vielmehr darum, einen deutschen Helden zu zeigen, der für die arischen Menschen neue Lebensräume erobert. Derartige Bezüge machen "Der Kaiser von Kalifornien" zu nicht ganz einfacher Kost.
Inszenatorisch hingegen geht Trenker routiniert vor. Dies war sein zweiter in Amerika gedrehter Film nach dem überragenden Der verlorene Sohn. War jener eine urbane Geschichte, ist dies das ländliche Gegenstück - ja es ist faktisch ein Western. Mit Herdentreib-Szenen, mit Frontier-Sequenzen, mit vielen Cowboys und Indianern. Es gab während der Western-Rivival-Zeit in den 60ern nur wenige deutsche Western, die von der Authentizität mithalten können. Nicht verwunderlich, drehte Trenker doch nicht irgendwo in den Dolomiten, sondern in den USA. Für die zweimonatigen Dreharbeiten hatte er 17 Mann im Schlepptau und bescheidene 20'000 Dollar zur Verfügung. Was er damit anstellte, lässt sich sehen.
Ob er nun in bester Bergfilm-Tradition auf hohe Gebirgszüge des Colorado Plateaus klettert, mit seinem Pferd über weite Ebenen reitet oder mit seinen Arbeitern eine neue Welt aufbaut: Das hat Frontier-Kraft und Western-Ästhetik. Visuell starke Sache. Doch Suters Geschichte ist noch spannender. Nicht nur der Aufbau Kaliforniens prägte seine Geschichte, sondern auch der Goldrausch, der ihn ruinierte. Seine Ländereien wurden überrannt, er ging bankrott - und verklagte den amerikanischen Staat, der Kalifornien einverleibte. Trenker arbeitet dies melodramatisch auf und mit einem kleinen Touch Antiamerikanismus. Da hätte man mehr rausholen können.
Überhaupt bleibt er in der Figurenzeichnung unter dem Möglichen. Der Baselbieter Chronist Hans A. Jenny beschrieb Suter so: "Er war ein weltberühmtes Baselbieter Original mit Ecken und Kanten, [...] das vom Bluffer zum Staatsmann, vom Münchhausen zum Kolonisator, vom Vater der Auswanderer zum «Sultan der Squaws» variierte. Ein Träumer und ein Mann der Tat, ein Wohltäter und ein Verschwender [...] ein Fabulierer und Prahler, und trotzdem ein kühl kalkulierender Realist." Diese und weitere Facetten bügelte Trenker heraus, übrig blieb ein Abenteurer und Held, ein Filmcharakter, der mit der Realität nicht mehr viel gemein hat.
Der richtige Ansatz, das Werk geniessen zu können, ist daher folgender: Man sollte ausblenden, dass es sich um die Biografie einer tatsächlich existierenden Person handelt, deren Leben weithin dokumentiert ist. Stattdessen gilt es, "Der Kaiser von Kalifornien" als historisch angehauchten Western-Abenteuerfilm um einen tragischen Helden zu geniessen. Dann kriegt man eineinhalb Stunden solides Entertainment, technisch (wie bei Trenker üblich) alles andere als schludrig, inhaltlich vielleicht etwas simpel. Aber auf alle Fälle unterhaltsam.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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