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Drama. Deutschland / USA 1934
Alternativer Titel
The Prodigal Son

Regie Luis Trenker
Drehbuch Luis Trenker nach seinem eigenen Roman
Produktion Paul Kohnder
Musik Giuseppe Decce
Kamera Albert Benitz, Reimar Kuntze
Darsteller Luis Trenker, Maria Andergast, Mirian Marsh, Jimmie Fox, Bertl Schultes, Paul Henckels
Länge 80 Min.

Kinostart 6.11.1934

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 30.8.09
©  Bilder e-m-s, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der
Holzfäller Tonio Feuersinger (Luis Trenker) lebt in den Bergen. Seine Zeit verbringt er mit der liebreizenden Barbl (Maria Andergast), auf dem Feld oder beim Holzhacken. Der zufriedene Bursche träumt aber davon, in einer Grossstadt wie New York zu leben. Da bekommt er Besuch aus Amerika und entscheidet sich spontan, die Berg-begeisterte Lilian (Marian Marsh) auf eine Klettertour mitzunehmen. Unterwegs werden die beiden und Tonios Freund Jörg von einer Lawine überrascht. Dabei verliert Jörg sein Leben. "Ich mag den Berg nimmer" verkündet Tonio - und zieht nach New York. Dort ist Lilians Vater Mr. Williams (F.W. Schröder-Schrom) aber den Winter über verreist und Tonio ist auf sich alleine gestellt. Ohne Arbeit und ohne Geld verliert er sein Zimmer und landet auf der Strasse.

 

REVIEW
Ein Film, der nach 1933 im deutschen Raum entstanden ist, lässt sich schwer bewerten: Zu unklar ist, wie viel direkten Einfluss die von Joseph Goebbels definierte nationalsozialistische Filmpolitik bereits auf die Produktion ausgeübt hatte. Diese wurde nur Wochen nach Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler Gesetz und nicht wenige Filmemacher fügten sich ganz gerne den neuen völkischen Regeln. Der von Hitler persönlich geschätzte Luis Trenker dürfte auch nicht unglücklich gewesen sein, spiegelten doch seine Berg- und Bodenfilme wie Der Rebell bestens die nationalsozialistische Seele wider.

Trenker verkrachte sich später mit den Nazis wegen der Südtirol-Frage und schaffte nicht zuletzt darum nach dem Krieg ein Comeback. Doch ein ungemütliches Gefühl bleibt, selbst bei einem Unterhaltungsfilm wie dem hier. Was soll man etwa denken, wenn der Geografie-Lehrer die Grösse Kanadas herausstreicht und Tonio darauf reagiert, als müsse man dieses weite Land umgehend erobern? Doch ist man sich seiner historischen Einbettung bewusst, ist es ein mehr als interessantes Werk, das inhaltlich auch Aspekte hat, die den Zeitgeist an sich auffassen und nicht die nationalsozialistische Politik per se. Und natürlich lässt sich auch die cineastische Wertschöpfung begutachten.

"Der verlorene Sohn" hat eine grosse Unglaubwürdigkeit und das ist Tonios Wunsch, seine Heimat zu verlassen und nach Amerika zu ziehen. Wörtlich sagt er: "Himmel, Herrgott, mir kommt alleweil vor, in einer Stadt müssts hundertmal schöner sein zu leben als bei uns daherinnen. Zwischen den Bergen lebst auf die Dauer wie a g'fangener Fuchs!" Was wir jedoch zu sehen bekommen, widerspricht dieser Aussage völlig, denn Tonio ist, wie der echte Trenker, ein Sohn der Berge, der sich zwischen den Felsen oder auf Skiern pudelwohl fühlt. Ein gefangener Fuchs? Papperlapapp. Das sind leere Worte, nicht übereinstimmend mit dem, was wir mit eigenen Augen sehen.

Doch die Aussage macht eigentlich schon früh klar, dass der Film darauf aus ist, dem Tonio klar zu machen, dass es daheim eben schon am schönsten ist. Kommt man über solch simpel gezeichnete Heimatliebe und deren von Anfang an klar zu sehende Absicht hinweg, wird man Zeuge interessanter Kulturgegensätze. Trenker illustriert altes Brauchtum in den Bergen - gedreht wurde in den Dolomiten, spielen soll das Ganze aber angeblich in Bayern. Eine herrliche Überblendung von einem Dolomiten-Berg zum gezackten Rockefeller-Building führt ihn dann nach Amerika, wo Trenker mit versteckter Kamera filmte und so die Realität des Wirtschaftskrisen-Alltags ungeschönigt einfing.

Diese Szenen im Big Apple sind ungeheuer stark. Zum einen wegen der typischen New-York-Ästhetik mit der spektakulären Skyline, den Strassenschluchten und den Rauchfahnen aus den Kaminen. Das spiegelt den Look jener Metropolen-Bilder, die man aus amerikanischen Filmen und Bildbänden kennt. Und dazwischen die Arbeitslosen, die traurigen Gesichter. Das sieht echt aus - weil es echt ist. Man kann da Propaganda hineinlesen: Die glückliche Heimat, das widerliche New York. Doch das vereinfacht die Tatsachen. Denn Amerika dürfte zu jener Zeit nicht unfroh gewesen sein, wenn ein ausländischer Filmemacher seine Landsleute davon abhielt, über den grossen Teich auszuwandern - weil es in den USA zu wenig Jobs gab. Vom gelobten Land keine Spur.

Nein, "Der verlorene Sohn" ist weniger Propaganda als faszinierendes Sozialdokument, cineastisch überraschend bestechend. Ob nun die Kamera auf einem Baumstamm montiert ist und vom Berg in den See rast, ob wir nun auf Skiern mit den Abfahrern mitdüsen, ob wir die Skyline New Yorks sehen oder die archaischen Masken in den Bergen - der Film ist voll von faszinierenden Ideen und Anblicken. Grösstes Manko ist, dass die Spiel- und Sprechszenen da nicht annähernd mithalten können. Trenker zum Beispiel agiert dynamisch, aber einstudiert. Und auch US-Star Marian Marsh (Svengali, 1913-2006), geborene Violet Krauth, die Tochter eines Deutschen und einer Britin, wirkt etwas gehemmt.

Das gibt Punktabzug. Als Stummfilm wäre "Der verlorene Sohn" wohl noch deutlicher ein Dreieinhalb-Stern-Film, so reichts haarscharf. Doch auch so ist dieser Mix aus patriotischem Bergfilm und semi-dokumentarischem Sozialdrama einer von Lus Trenkers besten Filmen, den es wiederzuentdecken lohnt. All jene, die den Bergler als dümmlichen Kraxler und Populärfilmer abtun, sollen ihm ganz besonders eine Chance geben, denn abseits von Klischees und vereinfachter Heimatliebe offenbart sich hier ein ungeschliffenes cineastisches Kleinod. Oder einfach ein Klassiker des Heimatfilms unter dem Motto: "Wer nie fort kommt, kommt nie heim".

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 9, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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