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1967
> JAPANESE SUMMER: DOUBLE SUICIDE
Drama
Japan 1967
Alternative Titel Night of the Killer; Die Nacht des Mörders;
Muri shinju: Nihon no natsu; 無理心中日本の夏
Regie
Nagisa Oshima
Drehbuch Nagisa Oshima,
Mamoru Sasaki, Tsutomu Tamura
Darsteller Keiko Sakurai, Kei Sato, Rokko Toura, Taiji Tonoyama, Hideo
Kanze
Länge 95 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 14 (FSK 16)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 12.1.10
© Bilder Polyfilm, Screenshots molodezhnaja
STORY
Die 18-jährige Nymphomanin Nejiko (Keiko Sakurai) gabelt den schüchternen
Deserteur Otoko (Kei Sato) auf und zieht mit ihm durchs Land. Während sie davon
träumt, möglichst viele Männer zu vernaschen, hegt er den Wunsch, dass ihn ein
Mann erschiessen würde. Als die beiden auf eine Gruppe von Anarchisten treffen,
scheint Otoko seinem Ziel etwas näher gekommen zu sein. Sie werden in ein
Verlies gesperrt und freunden sich dort mit Aussenseitern an, wie einem jungen
Mann auf der Suche nach einer Waffe. Im Verlauf der Nacht hören sie von einem
Mann, der mordend durch Japan zieht.
REVIEW
Der kaum klassifizierbare Film gehört zu den
am seltensten gesehenen in Nagisa Oshimas Kanon - und zu seinen seltsamsten. Die
Handlung folgt weniger einem narrativen Zwang, sondern scheint frei assoziativ
Szenen aneinanderzureihen, die manchmal schwarzhumorig amüsant, dann wieder
dramatisch und am Ende sogar aufgesetzt actionreich sind. Und alles unterlegt
Oshima mit einer Endzeit-Atmosphäre, denn "Japanese Summer: Double Suicide"
spielt in einem seltsam zeitlosen Niemandsland, in dem rationale Gesetze nicht
immer gelten.
Dies macht Oshima schon in den ersten Szenen klar, wenn er Nejiko einführt und sie unter anderem ihr Höschen über eine Brücke werfen lässt. Sobald sie Otoko trifft, hat sie einen Gegenpol und einen Gleichgesinnten gefunden: Er ist ruhiger als sie, hegt jedoch einen ähnlichen Fetisch - die Kanone eines Mannes. Sie zum Lustgewinn, er aus Todessehnsucht. Der Freud'sche Gegensatz zwischen Thanatos und Eros also. Und wenn diese beiden seltsamen Reisenden in eine Katakombe voller ebenso seltsamer Gestalten kommen, fällt der Film vollends auseinander.
Denn wirklich toll ist er nicht. Oshima war in jener Zeit der wohl experimentierfreudigste unter den Regisseuren der New Wave und dafür darf man durchaus dankbar sein. Denn seine Radikalität brachte uns einige einzigartige Werke, mal in Farbe, mal Schwarzweiss, mal verwirrend, mal propagandistisch, mal Thriller, mal Drama. In eine Schublade drücken liess sich Oshima nicht, doch seine cineastische Suche führt auch zu etwas wirren Spielereien - wie dieser hier. "Japanese Summer" ist technisch ein eindrückliches Werk, markant beleuchtet, stark gespielt und atmosphärisch dicht.
Doch die wirre Geschichte existiert lediglich, damit die Szenen nicht vollends im handlungsfreien Raum spielen. Packen tut sie nicht, ihr Unterhaltungswert ist gering und der Tiefgang etwas gekünstelt. Zwar schneidet Oshima direkt oder allegorisch ein paar Themen an - die US-Präsenz in Japan, die Orientierungslosigkeit der Jugend, die Todessehnsucht einsamer Männer, die Kriegsvergangenheit des Landes, die Gewaltbereitschaft der Gesellschaft. Doch daraus formt er nie ein kohärentes Ganzes, geschweige denn etwas, das in den Zuschauern etwas auslösen würde. Oder sie berühren könnte. Der Film lässt kalt und bleibt eben primär eine Spielerei.
Doch Oshima wäre nicht Oshima, wenn das Gezeigte nicht wenigstens eine gewisse Sogkraft hätte. So ist etwa die nymphomanische Nejiko eine beeindruckende Frauenfigur. Sie ist in Oshimas Schaffen die vielleicht am wenigsten unterwürfige Frau und zeigt mit ihrer aggressiven Sexualität ein Frauenbild, das im damaligen Japan so manchen Zuschauern die Schamröte ins Gesicht getrieben haben dürfte. Die kaum bekannte Keiko Sakurai verkörpert sie als lebensfrohes Mädchen, das mit seiner frivolen Variante von "make love not war" sowie einer auffallenden Frisur bereits klarmacht, dass es sich nicht in die starre Nachkriegsgesellschaft einordnen lassen will.
Damit passt es zu den Anarchisten und Aussenseitern, die ebenso wenig in dieses Japan zu passen scheinen. Oshima gestattet sich mit diesen Figuren ein paar gelungene Szenen. Und nicht zuletzt ist die grösste Zugkraft der Hauch des Mysteriösen. Die Bilder sind stets stimmungsvoll und suggestiv, sie bilden eine Welt vor dem Umbruch ab, bei der irrationale Handlungen an der Tagesordnung zu sein scheinen. Das hebelt zwar den Realismus aus den Fugen, ermöglicht aber jenes Experimentieren und Assoziieren, dem Oshima gerne frönt. Wirklich mögen tu ich das nicht. Mit einem cineastischen Auge bewundern indes schon.
MEINE
DVD
Deutschland, Code 2, PAL
Bild:
Anamorphic Widescreen
Ton:
Japanisch 2.0 mit deutschen Untertiteln.
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SCREENSHOTS
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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