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Sci-Fi-Actionthriller. USA 2005
Alternativer Titel Die Insel

Regie Michael Bay
Drehbuch Caspian Tredwell-Owen, Roberto Orci, Alex Kurtzman
Produktion Michael Bay, Walter F. Parkes, Ian Bryce
Ausführende Produzenten Laurie MacDonald
Musik Steve Jablonsky
Kamera Mauro Fiore
Darsteller Ewan McGregor, Scarlett Johansson, Sean Bean, Djimon Hounsou,
Steve Buscemi, Ethan Phillips, Michael Clarke Duncan, Brian Stepanek
Länge 127 Min.

US-Kinostart 22.07.2005
CH-Kinostart
04.08.2005

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 15.7.05
©  Bilder Warner Bros. / DreamWorks


STORY
In naher Zukunft lebt Lincoln Six Echo (Ewan McGregor) in einer riesigen Anlage mit hunderten anderer Menschen. Sie alle, so erzählt ihnen der Leiter Merrick (Sean Bean), seien Überlebende. Draussen sei die Welt verseucht, nur eine Insel ist geblieben, auf der die Menschen ohne Angst in Zukunft leben können. Um auf diese Insel zu kommen, muss man jedoch bei einer Lotterie gewinnen. Lincoln hofft nicht so sehr auf diesen Gewinn. Er wünscht sich vielmehr ein spannenderes Leben. Die klinisch saubere Welt, in der zu naher Kontakt mit anderen Menschen ebenso verboten ist wie Nahrung, auf die man Lust hat, ist ihm ein Graus. Die einzige Ablenkung ist die bildschöne Jordan Two Delta (Scarlett Johansson), mit der Lincoln viel Zeit verbringt. Eines Tages entdeckt er einen Falter im Komplex. Da draussen alles verseucht sein soll, wird er stutzig und gelangt bei seinen Recherchen in eine Abteilung des Gebäudes, in dem er Schreckliches sieht: Starkweather (Michael Clarke Duncan), der die Lotterie jüngst gewonnen hat, wird betäubt und operiert - man entfernt seine Organe. Nun wird ihm schlagartig klar: Es gibt gar keine Insel! Wer die Lotterie gewinnt, wird vielmehr ausgeweidet. Und ausgerechnet Jordan hat gerade gewonnen. Lincoln packt sie und bricht aus. Erst nun erkennen die zwei die ganze Wahrheit: Sie sind Klone, gezüchtet in einem ehemaligen Raketenbunker. Die Welt um sie herum ist eine Illusion, ihre Vergangenheit ebenso - sie leben alle erst ein paar Jahre und haben nur einen Zweck: Als lebendes Ersatzteillager ihrer Originale zu existieren, die in der echten Welt leben ...

 

REVIEW
Der Name Michael Bay löst bei vielen Cineasten Schüttelfrost aus. Ihrer Meinung nach macht er sinnentleerte Macho-Actionkracher in Musikclip-Ästhetik für Teenie-Boys, die unter Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leiden. Fragt man den gemeinen Kinogänger nach einem Wort, das einem bei "Michael Bay" einfällt, dürfte es eher lauten "ähm, Spass?" - Dem schliess ich mich an. Natürlich wird es mir in einigen Kreisen kaum angerechnet, dass ich "Armageddon" und "The Rock" ausgesprochen gut mag, aber in dem Fall ist mir mein Image dort halt schlicht egal. Michael Bay ist ein Klotzer, ein Angeber, ein Macho und nicht der beste Geschichtenerzähler. Aber seine Werke machen Spass. Mir jedenfalls. Selbst "Pearl Harbor". Die einzige Ausnahme bisher war sein missratener Bad Boys 2.

Mit "The Island" wechselt er nun nach fünf Filmen, die er mit seinem Mentor Jerry Bruckheimer gedreht hat, zu Steven Spielbergs DreamWorks. Doch keine Angst, er ist ganz der alte geblieben. Die Geschichte, die er erzählt, ist zwar anspruchsvoller, aber "The Island" ist 100% Bay. Mit allen Vor- und Nachteilen. Oben beschriebener Plot hat mit manchen Klon- und Imaginäre-Welten-Filmen Gemeinsamkeiten. "Coma", "The Matrix" und der schundige "The Clonus Horror" (1979) sind ebenso zu entdecken wie Hinweise auf "THX 1138", "1984" und "Brave New World". Doch am meisten Parallelen weist der Streifen ganz eindeutig zu "Logan's Run" (1976) auf. In diesem Sci-Fi-(Fast)-Klassiker brechen Michael York und Jenny Agutter aus einer sauberen Welt in eine vermeintlich verseuchte Welt aus, da sie entdeckt haben, dass man beim Erreichen des 30. Altersjahrs getötet wird. Nach einem actionbetonteren Mittelteil von "The Island" werden die Parallelen zum Schluss wieder stärker. Aber ist das schlecht? Kaum, denn zum einen ist "Logan's Run" nicht der best-gealterte Sci-Fi-Film und verdient ein Update, zum anderen ist die Thematik wohl mit den bisherigen Filmen gut ausgeschöpft. Bay nutzt sie als Ausgangslage, um etwas zum Denken anzuregen, aber vor allem, um zu unterhalten.

Die Einführung dauert für Bay-Verhältnisse extrem lange 45 Minuten. In diesen lernen wir die künstliche Welt und unsere Charaktere kennen - und gerade so gut, damit wir nachher mit ihnen mitfiebern. Mir gefiel dieser erste Teil vor allem aus wissenschaftlicher Sicht. Es gibt zwar etliche Logik- und Denkfehler, aber wer diese zu suchen beginnt, macht sich das Leben selber schwer. "The Island" ist nicht wasserdicht, aber er funktioniert. Und Bay lässt sich Zeit. Ich hätte gerne noch etwas mehr über dies und das gewusst, aber 45 Minuten sind fürs Bay-Publikum schon eine lange Zeit ohne Action. Und es gibt viel zu mögen in dieser Zeit. Sei es Ewan McGregor, dessen Fragen gut gestellt sind: "I wish there is more. More than waiting to go to the Island". Das Leben als langes Warten - das hat eine seltsame Resonanz zum Leben mancher Menschen in der heutigen Zeit. Und ich rede nicht von Klonen.

Nach dieser Zeit folgt der zweite Akt. Die Flucht. Ewan überzeugt Scarlett zwar etwas gar schnell, aber Bay hats von da an eh eilig. Zu eilig, meiner Meinung nach. Ich hätte gerne während dem Ausbruch ein paar Sekunden inne gehalten und die Konstruktion bestaunt. Aber Bay hastet zu schnell, vielleicht auch, um zu übertünchen, dass man ein so löchriges Security-System in diesem topmodernen Komplex gar nicht abnimmt. Seis wies wolle, unsere Helden sind draussen. Auftritt Steve Buscemi. Wir treffen ihn zwar schon vorhin, aber nun kommt er ganz zum Zug als eine Art Trailor-Trash-Morpheus. Seine Monologe sind herrlich. "Everyone wants to live forever: it's the new American way!" verkündet er und hängt an "Just because people eat the burger, they don't want to meet the cow" - eine wunderbar Buscemi-eske Analyse der Situation.

Der zweite Akt ist aber letztendlich geprägt von Action. Und die kracht. Vergesst etwa die Verfolgungsjagd aus Bad Boys 2, die hier ist geiler. Ein Auto wird regelrecht halbiert, etliche fliegen durch die Luft und die Schwere der Crashs wird wunderbar deutlich. Zudem hat die Sequenz einen grossen Vorteil: Bad Boys 2 sollte lustig sein und bei all dem Massakrieren und Zerstören konnte ich irgendwie nicht lachen. "The Island" dagegen ist ein Thriller und die Gefährdung der Helden ebenso wie der Aussenstehenden bekommt Dramatik, nicht bloss Selbstzweck oder Zynismus.

Die Schauspieler sind im zweiten Akt kaum gefordert. Ewan und Scarlett wurden zuvor gut eingeführt, das reicht. Und sie geben ein tolles Paar ab. Scarlett war nie schöner und taugt als Actionheldin wunderbar. Ewan ist einmal mehr der Everday-Man, in den man sich gut einfühlen kann. Und beide haben tolle Szenen - sei es später miteinander in einer sehr schönen Sexszene (für die Scarlett ihren BH ausziehen wollte, aber nicht durfte. Argh!) oder alleine. Djimon Hounsou, der den Mann spielt, der sie jagt, darf nicht viel mehr sagen als "take them out!!", aber das macht er gut. Und seine Präsenz macht die Jäger greifbar. Die anderen Akteure im Film sind allesamt solide - Michael Clarke Duncan etwas over the top, ebenso Sean Bean, aber es funktioniert.

Wenn man nörgeln will, dann geht das bestens. Man kann die Werbung (Nokia, Puma, CK, msn, MACK) angreifen, aber das ist nutzlos - und v.a. die echte CK-"Eternity"-Werbung mit Scarlett ist blendend eingesetzt. Man kann den Wandel vom Sci-Fi zum Actionfilm kritisieren, aber das ist nun mal die Struktur des Films. Ich mochte sie. Man kann die Logiklöcher bemängeln, aber welcher Film dieser Grössenordnung mit einem so ausgeklügelten Gesellschaftssystem hat die nicht auch. Man kann die (zum Glück nur wenigen) sexistischen Bay-Sprüche wie "Never give a woman a credit card" angreifen, aber zum einen sind die ja durchaus witzig und reflektieren Männerklischees, zum anderen machen sie dramaturgisch sogar Sinn.

Mir jedenfalls war das alles egal, weil Bay sich genug Mühe mit dem Aufbau gab und die Früchte danach in Form von spektakulärer Action und coolen Effekten erntet. Es gibt etliche Bay-Shots (Kamera unter dem Kopf filmt in Slo-Mo nach oben) und der Film sieht dementsprechend schlicht cool aus. Dass es trotzdem sehr wenig Pathos im Film hat, macht ihn gleich noch besser. Selbst Bay-Hasser, die seine klebrige Sauce am Ende von "Armageddon" verachten, dürften sich deshalb anfreunden können. Es gibt etwas zu aufdringliche Musik und das Ende hat seine Probleme, aber "The Island" rutscht trotzdem nur knapp an 4 Sternen vorbei, weil er mitreissende Top-Unterhaltung auf gehobenem Niveau liefert. Die angesprochenen Probleme des Endes sind auch schnell abgehakt. So wird die Moral zu deutlich ausbuchstabiert - die ethische Diskussion um das Klonen kann auch ohne diese aufdringliche Predigt erfolgen. Ein Charakter wechselt zudem sehr unmotiviert die Seiten und der Zweikampf Bean vs. MacGregor ist etwas lächerlich. Wie gesagt: Das sind eher Kleinigkeiten.

Mir gefiel er deshalb voll und ganz. Eine Sorge habe ich noch bezüglich der Aussage. Bay hält sich mit einer Meinung zurück - er will bloss klarstellen, dass lebende Menschen nicht als Ersatzteillager dienen sollen. Weiter will er nicht gehen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass Liberale dem Film vorwerfen, ins Lager der "Pro Life"-Hetzer zu gehören, die Abtreibung und Zellforschung verbieten wollen. Damit liest man aber schlicht zu viel in den Film. Bays Anklage des Klonens ganzer Menschen, ihrer Haltung als lebende Ersatzteillager sozusagen, die dürfte ja wohl auf einem gesellschaftlichen Konsens beruhen. Alles, was darüber hinausgeht, ist Sache der Ethik-Spezialisten, der Politiker - und der Zuschauer, die nach dieser Denkanregung natürlich eingeladen sind, sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen. Also keine Angst, Bay ist nichts ins Lager der Kopffilmer gewechselt. Aber ist schön zu sehen, dass er seiner Actionshow auch den Hauch von Inhalt, Gesellschaftskritik und Intelligenz zubilligt.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

Roger Ebert 3/4
James Berardinelli 2½/4

 


 

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