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Dokfilm. USA 2005
Alternative Titel -

Regie Fenton Bailey, Randy Barbato
Drehbuch Fenton Bailey, Randy Barbato
Produktion Brian Grazer, Fenton Bailey, Randy Barbato
Ausführende Produzenten Rob Cohen, Todd Garner, Derek Dauchy
Musik David Benjamin Steinberg
Kamera David Kemper, Theodoro Maniaci
Darsteller Linda Lovelace, Harry Reems, Gerard Damiano, Dennis Hopper, John Waters, Gore Vidal
Ron Wertheim, Wes Craven, Larry Flynt, Hugh Hefner, Norman Mailer, Jack Nicholson, Warren Beatty
Länge 92 Min.

US-Kinostart 11.02.2005
CH-Kinostart
11.08.2005

 

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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik

©  Text Marco, molodezhnaja 30.6.05
©  Bilder Image, Screenshots molodezhnaja


REVIEW
Ich bewerte nicht gerne Dokfilme, da sie für mich ausserhalb meiner Skala stehen. Cineastische Komponenten sind schliesslich zurückgestuft, andere Aspekte treten in den Vordergrund, wodurch Dokus nicht direkt mit Spielfilmen vergleichbar sind. Die drei Sterne sind also weniger als Vergleichsinstrument gedacht, sondern lediglich aus vage Aussage: Der Film ist gut. Wie gut erläutert die Kritik.

Auf jeden Fall ist "Inside Deep Throat" witzig. Ich habe Deep Throat vor Jahren gesehen und fand ihn alles andere als erotisch und höchstens von einem kultur- und filmhistorischen Ansatz her spannend. Genau das erklären auch die Macher (repräsentiert durch die Stimme von Dennis Hopper) sehr schnell und lassen Regisseur Gerard Damiano zu Wort kommen, der gefragt wird, ob sein Film denn gut sei. "Nein", sagt er korrekt. Aber "Deep Throat" ist ein Phänomen. Der berühmteste Pornofilm überhaupt. Er kostete etwa 25'000 Dollar und spielte mehrere Dutzend Millionen Dollar wieder ein - ein nie ganz bewiesenes Mythos behauptet sogar 600 Millionen, was ihn zum lukrativsten Streifen aller Zeiten machen würde.

Von diesem Geld sah Damiano freilich wenig, da die Sponsoren hinter dem Projekt Mafiosi waren. Denen war der Trubel, den Deep Throat auslöste, gerade recht, denn das bedeutete PR und PR bedeutete Kundschaft. Aber warum überhaupt das Gestürm? Im Zuge der sexuellen Revolution fand 1972 Behind the Green Door seinen Weg auf die Leinwände, ein verkünstelter Porno mit der bezaubernden, im Film völlig stummen Marilyn Chambers. Er war der erste des Trio Infernale des Porno Chics. Kurz darauf folgten Deep Throat und The Devil in Miss Jones, beide von Gerard Damiano. Warum schossen sich die Sittenwächter denn gerade auf Deep Throat ein? Die anderen beiden sind keine Spur weniger explizit. Es war wohl primär der Name. Und als das Ziel einmal ausgemacht war, wurde geschossen. Gerichte, Moralhüter und griffen den Film an. Für alle, die für die Redefreiheit und liberalen Rechte einstanden, war dagegen der Besuch im Kino Pflicht. Eine Protestaktion.

Der Dokfilm behandelt diesen Aspekt des Films sehr interessant und unterhaltsam. Nicht nur, weil er einige der witzigeren Szenen aus Deep Throat zitiert, sondern auch, weil manche der Kommentatoren echt abgefahren sind. Es heisst ja viel, wenn John Waters einer der "normaleren" der Interviewten ist. Völlig irr kommt indes Production Manager Ron Wertheim daher, der ausladend in seinem Stuhl sitzt und seine Kommentare mit hysterisch verdrehten Augen abgibt. Wahrlich ein Gruselkabinett. Aber eben: Der Film ist nicht besser. Pelzige Frauen und Männer, faltige Leute, ungemütlicher Sex. Massgeblich Linda Lovelace' titelgebende orale Leistung, die damals Händeklatschen provozierte. Deep Throat war deshalb eben der publikumstauglichste der dreien: Er hatte Humor. Hier ein paar Bilder aus dem Film. Ohne Dialoge sind sie nicht so vielsagend, aber sie spiegeln den Ton des Werks wieder

Der Humor ist es, der den einstündigen Film aus der Masse abhebt und der ihn auch zu einem Objekt für einen Dokfilm prädestiniert. Als Zuschauer kann man ein wenig mitlachen, ohne sich gross schämen zu müssen. Hardcore zeigt der Film eh nur sehr beschränkt, darunter die legendäre Fellatio-Szene von Linda Lovelace, die ihr im dritten Bild angedeutet seht. Deshalb bekam der Film ironischerweise ein NC-17-Rating und zeigt auf, dass die konservativen Gesetze von damals heute noch immer in Kraft sind - ja eigentlich nach der Reagan-Ära noch restriktiver wurden.

Diesen Aspekt greift "Inside Deep Throat" auch auf und zelebriert in "Boogie Nights"-Manier jene Ära, als Filmemacher noch relativ unschuldig an die Porno-Drehs gingen und ihre Filme in die Kinos brachten. Weniger gelungen ist indes der Übergang ins Videozeitalter. In "Boogie Nights" war dies ein melancholischer Schlag, hier ist es ein moralischer Paukenschlag. Die Macher der 70er-Sexfilme meinen nämlich, die Kunst sei verloren gegangen und nun zähle nur noch Geld. Das mag stimmen, aber es ist schon etwas peinlich, wenn die billigen Sexfilme von damals über die billigen Sexfilme von heute gestellt werden und quasi der Zerfall des unschuldigen Traums zelebriert wird. Auch heute noch kann ein Filmemacher Kunst in sein Werk bringen. Und wenn nicht, dann ist es trotzdem eine Herausforderung, immer was Geiles zu präsentieren. Etwa 250 Spielfilme produziert Hollywood pro Jahr, rechnet der Film vor. Über 11'000 Streifen die Porno-Industrie. Da ist es wohl schon vermessen, zu glauben, die heutigen Filmer machen a) nur Geld und b) denken sich nichts. Irgendwie muss man bei dieser Masse ja auffallen. Dass in der Masturbationsgesellschaft Sex zur Ware verkommen ist, die per Post oder Internet bestellt wird, will ich gar nicht leugnen - aber ein Film, der ein Hohelied auf die Freiheit des Konsumenten singt, sollte sich nicht anmassen, ein moralisches Urteil zu fällen und dies erst noch auf manipulative Art.

Aber der Film ist eh nicht frei von Manipulation. Deep Throat wird quasi im Alleingang zum Erlöser Amerikas und der Frauen stilisiert (bis auf den bösen aber nicht unwahren Satz, Feministinnen seien die schlimmsten Zensoren). Alle negativen Aspekte werden im Schnelldurchgang abgehakt. So auch Linda Lovelace' Schicksal. Die 2002 tödlich verunfallte Frau kehrte der Pornoindustrie den Rücken und liess sich von den Feministinnen einspannen. Sie verkündete, sie sei geschlagen und missbraucht worden. Tatsächlich scheint sie instrumentalisiert geworden sein - aber von allen Seiten. Der Film trägt dem nur bedingt Rechnung. Lovelace wird aber immerhin porträtiert. Das "Mädchen von Nebenan", das Damiano wollte. Mir gefiel sie nie besonders gut, wohl ein Grund, warum Deep Throat nicht sehr sexy ist. Anders Marilyn Chambers. Ihr Auftritt in Behind the Green Door hat auch heute noch Sex-Appeal. Hier auch ein paar Ausschnitte.

Der Film ist im anders als Deep Throat nicht sehr witzig, sondern ästhetisch stilisiert. Das zweite Bild zeigt den Cumshot nach einer wilden Orgie - der kommt in Slow Motion, solarisiert, verfremdet und all dies mehrmals. Auch Behind the Green Door ist kein wirklich guter Film, aber sexier als Deep Throat. Im Film wird er auch kurz angesprochen. Ebenso The Devil in Miss Jones. Der ist der anspruchsvollste der dreien. Seine Story ist beinahe psychoanalytisch und Regisseur Gerard Damiano tritt darin (wie in Deep Throat) kurz selbst auf (Bild links). Auch die Bilder sind in "Devil" die suggestivsten - bis hin zum Sex mit einer Schlange. Damiano wollte mit dem Reptil-Fellatio vielleicht den ähnlichen Effekt erzielen wie in Deep Throat, aber ein Porno, in dem zu Beginn Pulsadern aufgeschnitten werden, hat wohl eben keine Massenqualität.

Was alle drei Filme auszeichnet, ist eine Eigenart. Sie wirken nicht wie heutige Filme austauschbar. Zudem sind sie Teil einer gesellschaftlichen Öffnung und haben so historischen Charakter. Das zeigt "Inside Deep Throat" schön und unterhaltsam auf. Man hätte sich mehr Objektivität wünschen können, mehr Fokus (vor allem gegen Ende) und weniger moralinsaure Betrachtung der heutigen Pornoindustrie. Die ist zwar nicht mehr "Porno chic", aber Millionen von Menschen schauen es sich trotzdem an. Der Film suggeriert, jene, die sich Deep Throat und Co. angucken, seien Rebellen und Kämpfer, jene die heutige Pornos anschauen nur Wichser. Das gibt dem offenen Geist des Films einen Dämpfer. Aber zu empfehlen ist die Doku auf jeden Fall.

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Deep Throat (1972)

Behind the Green Door (1972)

The Devil in Muss Jones (1973)

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

Roger Ebert (3/4)
James Berardinelli (2½/4)

 


 

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