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filme I
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Fantasyfilm. USA
Alternativer Titel Krieg der Götter
Regie Tarsem
Dhandwar Singh
Drehbuch Charley Parlapanides, Vlas Parlapanides
Produktion Gianni Nunnari, Mark Canton, Ryan Kavanaugh
Musik Trevor Morris
Kamera Brendan Galvin
Schnitt Wyatt Jones, Stuart Levy
Darsteller Henry Cavill, Mickey Rourke, Luke Evans, Freida Pinto, Stephen
Dorff,
Kellan Lutz, Isabel Lucas, John Hurt, Joseph Morgan, Steve Byers, Corey Sevier
Länge 110 Min.
Kinostart USA 11.11.2011
Kinostart CH 11.11.2011
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
©
Text Marco, molodezhnaja 2.11.2011
© Bilder Universal,
Screenshots molodezhnaja
STORY
In einer lange vergangenen Zeit haben die
Götter Griechenlands die Titanen besiegt. Sie sperrten die Kreaturen in ein
Gefängnis tief in einem Berg. Einzig der Epirus-Pfeilbogen könnte sie wieder
erwecken. In einer späteren Ära will König Hyperion (Mickey
Rourke) die Götter von ihrem Thron
stossen - und dazu die Titanen freilassen. Den dazu nötigen Epirus-Bogen will er
mit Hilfe der Visionen des Orakels (Freida
Pinto) finden. Auf seinem Kriegszug legt er auch das Dorf des Sklaven Theseus
(Henry Cavill) in Schutt und Asche, und tötet dessen Mutter. Besessen von Rache
will Theseus den Tod Hyperions. Hilfe bekommt er nicht nur vom Orakel und
einigen Kriegern (u.a. Stephen Dorff), sondern auch von Gott Zeus (Luke Evans),
der ihm jahrelang in Gestalt eines alten Mannes (John Hurt) beigestanden hat.
Nun jedoch hat Zeus es den anderen Göttern im Olymp verboten, sich in den Krieg
der Menschen einzumischen. Sie sollen es alleine schaffen, angeführt von
Theseus.
REVIEW
Tarsem macht es einem nicht einfach. Seine Werke
sind von bestechender Einzigartigkeit und bannen die visionäre Handschrift ihres
Machers überdeutlich auf jedem Zentimeter der Leinwand. Das gibts nur selten,
das muss man als Cineast einfach mögen. Doch als Geschichtenerzähler ist der
Mann noch zu holprig, zerhackt seinen Plot, bekommt es nicht hin,
menschliche Emotionen in Dramatik umzuwandeln - und umgekehrt. Sein Schaffen
wirkt kalt kalkuliert, distanziert kühl, selbst in den besten Minuten von
The
Fall.
Und nun all das wieder in "Immortals". Es gibt so viel zu lieben an dem Film - die Kostüme von Eiko Ishioka, die ganz spezielle Optik, die exzessive Gewalt, die heissen Darsteller, die mythologischen Elemente. Aber all das kommt nie vollends richtig zusammen, man bleibt als Zuschauer seltsam uninvolviert, wodurch sich Längen einschleichen und man das Ganze mit einem Schulterzucken entgegennimmt. Um es vorweg zu nehmen: Er gefiel mir besser als der ebenfalls stilisierte 300, der seine faschistoide Botschaft nie hinterfragte, aber beide Filme leiden im Kern unter einem Mangel an Menschelndem. Sie sind so kühn wie kühl.
Der Vergleich zu "300" drängt sich leider auf, weil das Poster gross "von den Produzenten von 300" ankündigt. Aber eigentlich ist diese Gegenüberstellung müssig. Hier gibts Götter, hier gibts Mythologie, der ganze Film hat einen komplett anderen Vibe. Also schauen wir ihn lieber für sich alleine an - als das unverkennbare Schaffen eines Mannes: Tarsem Dhandwar Singh, wie er sich im Abspann mit vollem Namen nennt. Der Look erinnert diesmal besonders stark an Tarsems Musikvideo des Caravaggio-inspirierten R.E.M.-Knüllers "Losing My Religion". Weg sind die farbenfrohen Locations rund um die Welt, die "The Fall" so speziell gemacht haben. Ihren Platz nehmen Braun- und Grautöne ein, entstanden in Sets und vor Greenscreen.
Es erklärt sich von selbst, dass diese Welt nie realistisch aussieht. Das fängt schon bei diesen gottverdammten Steilküsten an. Nahezu jedes Dorf, jeder Tempel scheint hier an einer Steilküste errichtet. Das sieht einmal schön aus, aber immer wieder - ist monoton. Zudem stellt sich die praktische Frage: Ist es wirklich sicher, vom Tempel zum Haus zu gehen, über einen Fussweg, der einen Meter breit ist, kein Geländer hat und bei dem man beim geringsten Fehltritt Hunderte von Meter ins Meer stürzt? Man denke nur an spielende Kinder. Besoffene. Alte.
Diese Frage sollte man sogleich aus dem Kopf verbannen. Wie so viele andere auch. Etwa wie sinnvoll es für die Armee des Bösen ist, solche riesigen Helme zu tragen, dank denen man im Kampf ein Sichtfeld von höchstens 10% hat. Oder warum die Griechen das bescheuerte Orakel nicht umgehend entjungfern, damit es keine Visionen mehr haben kann und somit Hyperion auch nicht mehr verraten kann, wo der Pfeilbogen ist. Solche und viele andere Unstimmigkeiten plagen den Film - aber schaden ihm erstaunlich wenig. Er ist zu stilisiert. Er spielt an einem nicht realen Ort in der nicht mehr ganz korrekten Griechenmythologie. Es ist Tarsems Mythologie, Tarsems Griechenland, Tarsems Welt.
Schwerer wiegt der bereits erwähnte Umstand der Emotionslosigkeit. Als Hyperion die Mutter von Theseus tötet, könnte dies ein prägender Moment à la "Conan" sein, aber er tut nicht weh. Und bei der ganzen Rache danach flammt man nie richtig auf. Ebenso geht das Schicksal der vielen Opfer - einer wird mit einem riesigen Hammer kastriert, andere in einem Metallstier durchgeschmort - nahezu ohne nachhaltende Wirkung am Publikum vorbei. Das Motto "Stil vor Substanz" fordert da eiskalt seinen Tribut. Doch dieser Stil ist eben schon etwas ganz Glorioses. Da lohnt es sich, ins Detail zu gehen.
Tarsems Dauer-Kostümdesignerin Eiko Ishioka etwa schuf Rüstungen, die gleichsam realistisch und fantastisch anmuten. Die Götter haben Kopfschmuck der wahrhaft ausserirdischen Art. Doch mindestens so wichtig sind die fehlenden Kostüme: Sie erlauben freien Blick auf den Po von Freida Pinto und natürlich die vielen ästhetischen Männerkörper. Der Ausdruck "er sieht aus wie ein griechischer Gott" wird hier visuell umgesetzt, vor allem natürlich bei Held Henry Cavill, der bald den Comichelden Nummer eins in Zack Snyders "Superman" mimen wird.
Grandios auch das Blutvergiessen. Tarsem war nie zimperlich, wenn es darum ging, doch hier toppt er sich doppelt. Es gibt abgehackte Köpfe, abgetrennte Gliedmassen, durchstochene Leiber, verbrennte Körper, allerlei Kratz- und Hiebwunden. Und als Gott Ares vom Olymp herabsteigt, haut er mit seinem Hammer in einer spektakulären Zeitlupensequenz buchstäblich jeden Kopf der Gegner zu Brei. Das Finale mit dem Kampf der Götter gegen die (kurioserweise viel zu klein geratenen) Titanen ist ebenso ein wahres Freudenfest für Splatterfans - aber stilisiert durch das Auge von Tarsem. Ein Hochgenuss. Das gilt auch für die Action, die ganz toll choreografiert ist und immer wieder für Power sorgt.
Ich für meinen Teil mochte das - aber eben: Tarsem macht es einem nicht leicht. Es ist kein Eintauchen in eine Welt, es ist ein etwas nüchternes Bestaunen. Trotz Blutergüssen ist das alles etwas zu wenig fleischig, zu wenig real. Da hätte mehr Sex rein können (die Szene zwischen Cavill und Freida ist recht brav), mehr Zwischenmenschliches, mehr Melodramatisches - einfach irgendetwas, das einen daran erinnert, dass wir nicht ein mythologisches Schachspiel sehen, sondern echte Menschen in einem Konflikt, der alles übersteigt, was sie sich vorstellen können.
Wäre das drin, dann hätte "Immortals" das Zeug zum wahrhaft grossen Film. So bleibt er eher eine grosse Vision auf dramaturgischer Sparflamme. Visuell beeindruckend, actionmässig stark, schauspielerisch kraftvoll - vor allem Henry Cavill ist toll (bis auf die laue Motivationsrede gegen Ende), Stephen Dorff bringt ein Spürchen Witz mit, Luke Evans gibt einen coolen Zeus und Mickey Rourke geniesst das Böse-Sein, auch wenn man ihn vor lauter Nuscheln und Murmeln kaum versteht. Ist aber letztendlich wurst: Hier geht man rein, setzt die 3D-Brille auf und bestaunt die Vision eines Mannes, dem ich einen gloriosen Hit auf jeden Fall gönnen würde. Und der es doch nie ganz schafft, mich vollends zu begeistern.
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