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Kriegsdrama. UdSSR 1985
Alternative Titel Geh und sieh; Come and See; Иди и смотри

Regie Elem Klimov
Drehbuch Elem Klimov, Ales Adamovich
Produktion Mosfilm
Musik Oleg Yanchenko
Kamera Aleksei Rodionov
Schnitt Valeriya Belova
Darsteller Aleksey Kravchenko, Olga Mironova, Liubomiras Lauciavicius, Vladas Bagdonas
Länge 137 Min.

Kinostart 1985

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 6.8.10
©  Bilder Mosfilm, Screenshots molodezhnaja


STORY
Weissrussland 1943: Gegen den Willen seiner Mutter schliesst sich der Junge Fljora (Aleksey Kravchenko
) den Partisanen an. Im Lager mitten im Wald wird der Anfänger lediglich fürs Putzen eingesetzt. Und als die Kämpfer an die Front ziehen, wird Fljora zurückgelassen, um auf die Frauen aufzupassen. Nach einem Bombenangriff der Deutschen zieht Fljora mit der jungen Glascha (Olga Mironova) weiter und gelangt in sein Heimatdorf zurück. Dort haben die Nazis ein Massaker angerichtet, auch Fljoras Mutter und Schwestern sind tot. Der mittlerweile ziemlich verstörte Bursche durchstreift alsbald alleine das Land, auf der Suche nach Nahrung für hungerleidende Dorfbewohner.

 

REVIEW
Der gefeiertste Kriegsfilm der ehemaligen Sowjetunion ist ein Werk des kontinuierlichen Anstiegs. Er beginnt etwas diffus und holprig, die krächzende Stimme des Buben irritiert. Auch die Rekrutierung von Fljora dürfte eindringlicher sein. Doch nach ein paar Minuten im Lager der Partisanen beginnt man das Unheil zu erahnen. Der Wald bekommt ein Eigenleben, Gewalt, aber auch Sex liegt in der Luft. Rohe Emotionen, die nur darauf warten, auszubrechen. Und das tun sie dann auch - in immer schnellerer und verstörender Folge. Bis man nahezu atemlos dem Grauen zuschaut: dem Schrecken des Krieges. Manche Szenen sind gerade darum so genial, weil ein Protagonist nicht alles sieht (die Sequenz mit dem Leichenberg hinter dem Haus ist grandios). Andere sind markerschütternd, weil wir alles sehen.

"Idi i smotri", zu Deutsch "Geh und sieh", hat seinen Status im Sowjetkino auf jeden Fall verdient. Der letzte Film von Regisseur Elem Klimov (1933-2003) gibt sich nämlich nicht einfach mit Pyrotechnik, Maschinengewehrsalven und Metzeleien zufrieden. Er will vielmehr den Horror spürbar machen. Das erreicht er durch einen kuriosen Mix aus knallhartem Realismus und atmosphärisch surrealen Elementen. So sind die grün-braunen Farbtöne, die Explosionen, die Kostüme, die Sets alle naturalistisch und echt. Der surreale Touch ergibt sich wenn etwa die Jungen einem Märchen gleich vor der Kulisse des Waldes stehen oder wenn nach dem Bombenangriff alles in Rauch gehüllt ist und ein Storch vorbeischaut.

Dennoch wird man als Zuschauer nie dazu verleitet, das Gesehene als Fiktion abzutun, so halluzinierend und fiebrig manche Szenen auch sein mögen. Blut und Dreck holen uns immer wieder zurück in die Gegenwart des Krieges. Dies gelingt mit kurzen Attacken der Gewalt ebenso wie mit ausgeklügelter Bildsprache - und souveränen Akteuren. Klimov setzt nämlich ungewöhnlich viele Nahaufnahmen ein, in denen die Mimik der Akteure alleine die Emotionen transportiert. Das fordert vom damals 16-jährigen Debütanten Aleksey Kravchenko einen Kraftakt, den er jedoch bravourös meistert. Auch die restlichen Schauspieler zeigen intensive Leistungen.

Den eigentlichen Feind lässt "Idi i smotri" lange Zeit aussen vor. Die Nazis sind als Bedrohung omnipräsent, wir sehen eine selbstgebastelte Statue von Hitler und natürlich die Greueltaten. Doch erst in der letzten Stunde tauchen die Stahlhelme und Hakenkreuzträger auch tatsächlich auf, betrunken und gewaltbereit, völlig unberührt vom Schicksal ihrer Opfer. Fortan wirkt das davor Gesehene wie ein sanftes Vorspiel. Mag sein, dass dahinter auch staatspolitische Polemik ja gar Propaganda der damaligen Sowjetunion steht, doch dies schmälert die Einschlagskraft kaum. Es geht hier schliesslich nicht um Ausgewogenheit, sondern darum, die unmenschlichen Taten anzuprangern. Wenn die SS-Schergen hier wie Fratzen des Bösen auftauchen, trunken vor Zerstörungslust, dann hasst man sie mit vollem Herzen.

Man hasst aber nicht nur sie, man hasst den Krieg. Und was er aus den Menschen macht. Elem Klimov packt seine verstörende Vision in Bilder, die nicht so schnell aus dem Kopf wollen. Eine Endzeitstimmung, die an Tarkowskis Stalker erinnert, verbunden mit der immer wieder in den Krieg eindringenden Flora und Fauna, die eher Terrence Malicks "Thin Red Line" ähnelt. Am Ende ist man als Zuschauer fast schon so gerädert wie die Figuren. Am deutlichsten zu sehen ist der extreme Einfluss des Erlebten natürlich bei Fljora: In den ersten Szenen wirkt er wie ein Kind, jünger als sein Schauspieler. Am Ende dagegen wirkt er wie ein alter Mann, der die Zeit zurückdrehen will. Der vergebliche Wunsch einer Nation, die über 20 Millionen Menschen verloren hat.

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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