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1937
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Drama
Japan 1937
Alternative Titel
Ninjo kami fusen;
Ballad of the Paper Balloons,
人情紙風船
Regie Sadao
Yamanaka
Drehbuch Shintaro Mimura
Darsteller Chojuro Kawarasaki, Kanemon Nakamura, Tsuruzo Nakamura,
Sukezo Sukedakaya,Shizue Yamagishi, Choemon Bando, Emitaro Ichikawa, Novoru
Kiritachi
Länge 82 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 12.5.08
© Bilder Eureka,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Ein armer Stadtteil von Edo während der Tokugawa-Herrschaft im 18.Jahrhundert:
Der herrenlose Samurai Matajuro Unno (Chojuro Kawarasaki) lebt verarmt in dem
Quartier. Während er tagsüber nach Arbeit sucht und
abends
die Zeit im Ausgang totschlägt, macht seine Frau Otaki
(Shizue Yamagishi) daheim billige Papier-Ballone. Eines Nachts entführt der
Barbier Shinza (Kanemon Nakamura) die hübsche Okoma,
die Tochter eines reichen Kaufmanns, die von ihrem Ziehvater Mori mit einem
Samurai vermählt werden soll. Shinza versteckt die Frau im Haus von Matajuro.
REVIEW
Der Film beginnt und endet mit einem Suizid: Die
deprimierenden Klammern für eine pessimistische Handlung. Umgesetzt hat sie der
junge Regisseur Sadao Yamanaka, der am Tag der Premiere in den Militärdienst
eingerufen wurde und 17.9.1938 in der
Mandschurei
umkam. Er war erst 28 Jahre alt und hinterliess ein Loch
in Japans Filmindustrie. In nur fünf Jahren als
Regisseur
schuf er 22 Filme, von denen bis auf drei alle während
dem Krieg durch Brände oder sonstige Verluste alle verschollen sind. Diese drei
Werke zeugen von einem grossen Talent, das unter anderem von Yamanakas Freund
Yasujiro Ozu bewundert wurde. Tatsächlich war der junge Filmemacher nicht
etwa, wie man aus heutiger Sicht denken könnte, ein kleiner Geheimtipp: Er galt
als etablierter und wichtiger Regisseur der florierenden Filmindustrie der
Zwischenkriegszeit.
Inspiriert wurde Yamanaka nach eigenem Bekunden vom amerikanischen Kino, doch Kritiker vergleichen sein Schaffen heute auch gerne mit jenem von Jean Renoir. Wenn man einen zeitgenössische Repräsentanten des Yamanaka-Kinos suchen würde, kommt mir Yoji Yamada in den Sinn, der in Werken wie Twilight Samurai auch von ähnlichen Themen erzählte wie sein früh verstorbenes Gegenstück: Das Auflösen des Ehrenkodex' Bushido, das Leben in Armut und die Unmöglichkeit der Klassenmigration. Man ist arm und bleibt es, weil von oben mit Gewalt und Macht alles getan wird, um die Strukturen nicht zu verändern.
"Humanity & Paper Balloons" erzählt genau davon und tut dies, ähnlich wie Yamadas Schaffen, gehüllt in Resignation und Tristesse. Die Suizide sind die deutlichsten Anzeichen dafür. Aber auch die Story selbst, die Drehbuchautor Shintaro Mimura aus einer bekannten Vorlage übernahm und veränderte: Im Kabuki-Stück "Shinza the Barber" von 1873, das als Grundlage für die Handlung diente, ist Shinza ein Übeltäter, der die Tochter aus unehrenvollem Motiv entführt und erst später durch den noblen Chobei auf den rechten Weg gebracht wird, worauf Shinza auf der Enmado-Brücke getötet wird. Die Elemente sind in ähnlicher Form auch im Film, nur eben mit verfeinerten Nuancen. Chobei, der in vielen Kabuki-Stücken als engelsgleicher Samurai auftritt, wird hier zum mürrischen Vermieter degradiert. Dafür wird aus Shinza ein tragischer Charakter, statt ein bösartiger.
Das alles passt zusammen, da Yamanakas Anliegen jenes ist, das arme Edo (das heutige Tokio) und seine fixen Klassenstrukturen zu zeigen. Ehre und Anstand sind Ideale, die in diesem Milieu nicht mehr viel wert haben und wer doch darauf pocht, dem droht eine radikale Verkürzung des Lebens. Der junge Yamanaka versteht es vorzüglich, seine Themen und Motive in einem überraschend kurzen Film unter einen Hut zu bringen und erst noch alles sehr ansprechend zu inszenieren. Die Bilder sind von einfacher Kraft und man vergisst hin und wieder, dass man es mit einem Film aus der Zwischenkriegszeit zu tun hat. Das macht auch deutlich, wieso der Regisseur als eine der grössten Hoffnungen des japanischen Films galt und auch heute bekanntere Filmemacher wie Ozu oder Kurosawa Respekt für ihn zeigten.
"Humainity & Paper Balloons" ist nicht ganz perfekt - vor allem die Hauptfigur Matajuro bleibt ein wenig unausgearbeitet und der Beziehung mit seiner Ehefrau hätte mehr Zeit gewidmet werden können, da diese am Schluss geradezu elementar wird. Auch stilistisch fehlt ein wenig der letzte Schliff, das gewisse Etwas, trotz durchs Band sauber konstruierter und montierter Bilder von rührender Intimität. Doch nichtsdestotrotz ist das Drama überaus sehenswert und illustriert eine Periode des japanischen Kinos, die leider nie ganz denselben Ruhm ernten konnte, wie die Nachkriegs-Ära - sicher auch, weil viele ihrer vielleicht grössten Juwele verschollen sind. Wenn Yamanakas Schaffen, also seine 22 Filme, alle die Qualität seines letzten Werks erreichen, dann kann man nur betrauern, dass sein Erbe nur noch aus drei Filmen besteht.
MEINE
DVD
GB, Code 2, PAL
Bild: 4:3
Ton:
Japanisch mono mit englischen Untertiteln.
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