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> DIE HÖLZERNE SCHÜSSEL
TV-Drama. Schweiz
Alternativer Titel -
Regie Kurt
Früh
Drehbuch Joseph Scheidegger nach dem Stück von Edmund Morris
Produktion Schweizer Fernsehen
Kamera Willy Roetheli
Schnitt Anne Roetheli
Darsteller Heinrich Gretler, Anne-Marie Blanc, Fred Tanner, Hannes
Schmidhauser,
Corinna Stein, René Scheibli, Alfred Schlageter, Erwin
Kohlund, Elsbeth Gmür
Länge 100 Min.
Kinostart 1965
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 27.8.2019
© Bilder SRF,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Rentner Emil Maag (Heinrich Gretler) lebt bei seinem Sohn Max
(Fred Tanner) und dessen Familie. Schwiegertochter Klara (Anne-Marie Blanc) hat
aber genug von seiner Vergesslichkeit und Schusseligkeit: Sie will ihn ins
Altersheim abschieben. Darum zitiert sie Sohn René (René Scheibli) aus Berlin
herbei, doch auch er kann die Situation nicht klären. Die frustrierte Klara
lässt sich in der Folge auf ein Techtelmechtel mit dem Untermieter Edi (Hannes
Schmidhauser) ein und droht damit, auszuziehen.
REVIEW
Das Fernsehen etablierte sich schnell als
Unterhaltungs-Konkurrent des Kinos. Am TV gab es neben News, Shows und Filmen
aus der Konserve auch Fernsehspiele, die abgefilmten Theatervorführungen
gleichkamen. Doch die Grenzen zu dem, was wir heute Fernsehfilm nennen, wurden
schnell schwammig: Die TV-Anstalten inszenierten ihre eigenen Filme, frische
Ware für ihrer Zuschauer, die zuvor eben nicht im Kino gezeigt wurden. Und diese
lösten sich immer mehr von ihren Theater-Ursprüngen.
"Die hölzerne
Schüssel" stand noch ganz am Anfang dieser Entwicklung. Initiiert wurde das Werk
vom früheren Kinoregisseur Kurt Früh, der für das Schweizer Fernsehen die
Abteilung Theater leitete. Als Vorlage diente Früh, der auch selbst die
Inszenierung übernahme, das Theaterstück "The Wooden Dish" des Amerikaners
Edmund Morris, das wiederum angelehnt ist an ein Märchen der Gebrüder Grimm. Die
Bühnen-Ursprünge seines Stoffes kann Früh also kaum verschleiern: "Die hölzerne
Schüssel" spielt in einem Haus, hat an sich nur wenige Räume und einen
Gartenplatz als Drehort. Doch es kamen schon vier Kameras zum Einsatz, es gibt
kein Publikum und die Montage beschleunigt die Geschichte wie es in einem
klassischen Spielfilm der Fall ist.
Kurz: Die bis heute andauernde Zeit
des Fernsehfilms hat auch für das DRS begonnen. Und wie. Denn mit Früh stand ein
Spezialist für zwischenmenschliche Geschichten hinter der Kamera. Und davor
konnte er gleich etliche Starschauspieler der Eidgenossenschaft versammeln,
angeführt von Heinrich Gretler, der sich damals entschied, nicht mehr so oft in
Deutschland zu drehen. Da kam ein Angebot in der Schweiz gerade recht. Ähnliches
gilt auch für Anne-Marie Blanc, die nach dem Dreh von "Durchs wilde Kurdistan"
gerade ein Zeitfenster hatte. Komplettiert wird dies durch
Uli-Star Hannes Schmidhauser, Newcomerin
Corinna Stein und viele andere.
Sieht man vom anfänglich etwas hölzernen
Spiel von Stein ab, sind alle Akteure top. Eine Erwähnung wert ist Alfred
Schlageter, der nur eine kleine Nebenrolle als Kumpel von Grossvater Maag hat.
Doch mit Schalk und Sanftheit holt er die Szene an sich und bietet einen der
zentralen Sätze im Film. "Die Leute behandeln einen, als ob es ein Verbrechen
wäre, alt zu werden". Es geht in "Die hölzerne Schüssel" sicher auch um die Ehe
und die Gefahr der Langeweile, es geht im Pflichten der jüngeren Generationen
und den Wandel der Zeit. Doch im Zentrum steht der Umgang mit dem Altern und
genauer: mit den Alten.
Das Thema ist auch heute noch aktuell, doch mit
dem 1965er-Zeitkolorit ausgestattet, ist es hier überaus reizvoll. Heinrich
Gretler verkörpert den alt gewordenen Grossvater nicht nur als netter
Alpöhi-Klon, sondern hat durchaus auch seine gereizte Seite. Wenn er etwa seiner
hausinterne Rivalin Klara "Du Frauenstimmrechtlerin" entgegenschleudert, dann
lässt das zwar schmunzeln, weil dies tatsächlich als Beleidigung gedacht ist.
Doch es zeigt auch, dass Emil durchaus anstrengend sein kann. Wäre er zu nett,
würde man Klara zu sehr hassen. Die Gefahr besteht immer noch, der Film schrammt
knapp am Dämonisieren vorbei. Doch er kriegt immer wieder die Kurve, wenn auch
die Männer im Hause ihre Schwächen haben.
"Die hölzerne Schüssel" hängt
im Mittelteil ein wenig durch, der Seitensprung-Nebenplot wirkt etwas forciert
und cineastisch gibt es hier formbedingt nicht immens viel zu holen (wenngleich
Kurt Früh manchmal auch in einer simplen Komposition Eleganz findet). Doch die
Geschichte hält bei der Stange und einige der Akteure spielen hier freier und
dadurch auch echter als in Kinoproduktionen jener Zeit. Das lag sicher weniger
am (Feldschlösschen)-Bier, das in gefühlt jeder Szene aufgetischt wird -
sondern am Format des TV-Films, das ungezwungener wirkt, vielleicht spontaner
und intimer, als eine grosse Kinoproduktion.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Produktions-Bilder, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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