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Heimatfilm. Schjweiz /
Deutschland
Alternativer Titel -
Regie
Alain Gsponer
Drehbuch Petra Volpe nach dem Roman von Johanna Spyri
Produktion Jakob Claussen, Lukas
Hobi, Jens Oberwetter, Ulrike Putz, Reto Schärli
Musik Niki Reiser
Kamera Edward Gheller
Schnitt Michael Schaerer
Darsteller Anuk Steffen, Bruno Ganz, Quirin Agrippi, Isabelle Ottmann,
Katharina Schüttler, Maxim Mehmet, Peter Lohmeyer,
Hannelore Hoger, Jella
Haase, Anna Schinz, Michael Kranz, Rebecca Indermaur, Monica Gubser
Länge 105 Min.
Kinostart 10.10.2015
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 27.11.2015
© Bilder Disney,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Das Waisenmädchen Heidi (Anuk Steffen) muss zu seinem Grossvater ziehen, dem
Alpöhi (Bruno Ganz). Der haust abgeschieden in seiner Hütte in den Bündner
Bergen, und über ihn werden im Dorf die schlimmsten Geschichten erzählt.
Tatsächlich weist er Heidi erst ab, aber schon bald wird ihm bewusst, dass das
Mädchen ein Wonneproppen ist, und wieder Licht in sein düsteres Leben bringt.
Zusammen mit dem Alpöhi und dem Geissenpeter (Quirin Agrippi), der jeden Tag
vorbeikommt, um die Ziegen zu hüten, verbringt Heidi die unbeschwerteste Zeit
ihres Lebens. Doch da holt Tante Dete (Anna Schinz) sie wieder ab und bringt sie
nach Frankfurt. Im Hause des reichen Herrn Sesemann (Maxim Mehmet) soll Heidi
als Spielgefährtin der im Rollstuhl sitzenden Tochter Klara (Isabelle Ottmann)
dienen. Unter dem Diktat der strengen Gouvernante Fräulein Rottenmeier
(Katharina Schüttler) fühlt sich Heidi aber nicht wohl..
REVIEW
Heimweh nennt man auch "Die Schweizer Krankheit" -
nicht explizit darauf bezogen, dass die Eidgenossen mehr als andere Nationen an
ihrem Zuhause hängen. Nein, die Ursprünge liegen angeblich im Söldnerwesen der
mittelalterlichen Kantone, welche ihre Männer in die Kriege fremder Nationen
sandten. Und dort an der Front sehnten sich die vielen Schweizer Jungs natürlich
zurück. Kuhglocken klingen verlockender als die Kanonendonnern. Dieses Heimweh
kennt nun, wie gesagt, jeder Mensch. Doch die Schweizer haben es auch
literarisch gern für sich beansprucht, am berühmtesten in Johanna Spyris
"Heidi".
Ohne noch länger drum herum zu reden: Alain Gsponers neue
Adaption jenes Klassikers ist die bisher wohl beste. Ich mag die nicht bloss in
der Schweiz beliebte 1952er-Version sehr. Und "Heidi,
Heidi, deine Welt sind die Berge" aus der so schön eingedeutschten Anime-Serie
wird mich ein Leben lang begleiten. Aber was Gsponer hier macht, ist cineastisch
und erzählerisch die wohl feinste Interpretation. Er bleibt nahe am Buch,
widersteht den Modernisierungsversuchen und tischt ein so unzynisches Heidi auf,
wie man es kaum erwartet hätte. Hier geht es um Heimweh. Um Freundschaft. Um
Freiheit und die Berge. Nicht im patriotischen Blut-und-Boden-Sinne
rechtslastiger Patrioten, sondern ganz persönlich. Hier fühl ich mich wohl, das
ist meine Heimat.
Die Bildsprache ist simpel und elegant, die Kontraste
der satten und weiten Bergwelt zur dichteren und hektischeren Grossstadt
funktionieren. Die Story hält trotz ihres hohen Bekanntheitsgrads bei Laune und
Langeweile schleicht sich nie ein. Das liegt ganz besonders an den Akteuren. Die
52er-Version hat auch schon besonders in dem Bereich aufgetrumpft, doch nun
kriegen die Stars von damals mindestens ebenbürtige Konkurrenz. Und das will was
heissen, war doch Elisabeth Sigmund damals ein schier unerreichbarer
Wonneproppen. Die unter 500 Kindern gecastete Anuk Steffen verzaubert einen nun
aber schon mit dem ersten Lächeln und ist schlicht ein Hochgenuss.
Bruno
Ganz als Alpöhi machte mir im Vorfeld Angst, doch der Superstar ist bestens in
der grantig-netten Rolle. Er kommt erstaunlich wenig vor, doch wenn er im Bild
ist, fügt er sich voll und ganz ein. Neuling Quirin Agrippi als Geissenpeter ist
schauspielerisch vielleicht am ehesten etwas schwächer, doch auch bei ihm kann
man sich bald niemand anderes mehr vorstellen in der Rolle. Dazu Hannelore Hoger
herzallerliebst, Isabelle Ottmann auch treffend und Peter Lohmeyer genussvoll,
auch er ebenbürtig zu Theo Lingen anno 1952. Niemand in diesem Ensemble gibt
sich hier die Blösse. Ganz im Gegenteil. Und an Anuk Steffens fröhliches Wesen
wird man sich danach noch lange mit einem Lächeln im Gesicht erinnern.
Wohlfühl-Stimmung ist denn auch am ehesten das, was man mitnimmt. Der Film lässt die Härte der Bergwelt nicht ganz aus, umschifft sie aber meistens - Beispiel: Als der harte Winter einbricht, sehnt sich Heidi nach dem Frühling. Und zack, in der nächsten Szene ist der auch schon da. Wer will schon sehen, wie unsere Helden schlottern, wie der Wind durchs Gebälk zieht und man sich beim Marschieren durch den Schnee Erfrierungen holt. Frühling ist klar die bessere Jahreszeit für diesen Film. Es blüht ja auch mehr als nur die eine oder andere Blume auf, dasselbe gilt auch für die Menschen, die mit der Heidi in Kontakt kommen. Das könnte ungeheuer kitschig sein, ist es aber irgendwie nicht. Gsponer macht die Sache zu gut, mit wenig Schmalz, aber verdammt viel Gefühl.
So kann man gar nicht anders, als die eine oder andere Träne zu vergiessen. Nicht nur gegen Ende, wenn sich das Happy End anbahnt und die Story immer noch einen kleinen Höhepunkt mehr parat hält. Nein auch vorher schon in Frankfurt, wenn Heidi alles tut, um bei diesen fremden Leuten (und vor allem bei Klara) ihre gewohnt gute Stimmung zu verbreiten, aber im Innern eben an dieser blöden Schweizer Krankheit leidet. Ist ja auch nicht verwunderlich: So wie Gsponer hier die Welt zeichnet, hat man automatisch nach ihr Heimweh. Es ist eine idealisierte Idylle, keine Frage, aber eine, die man gerne aufsaugt. Und wenn man danach das Kino verlässt und die "echte" Schweiz sieht, könnte man etwas verbittert sein angesichts des Kulturschocks. Oder aber, man gibt sich auch dieser Krankheit hin und heimweht sich in den Film zurück. Der nächste Frühling kommt bestimmt.
EXTERNE REVIEWS
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