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Kriegsdrama. USA 2006
Alternative Titel
-

Regie Clint Eastwood
Drehbuch William Broyles Jr., Paul Haggis
Produktion Clint Eastwood, Steven Spielberg, Robert Lorenz
Musik Clint Eastwood
Kamera Tom Stern
Darsteller Ryan Phillippe, Jesse Bradford, Adam Beach, John Benjamin Hickey,
John Slattery, Barry Pepper, Jamie Bell, Paul Walker, Robert Patrick, Melanie Lynskey
Länge 132 Min.

US-Kinostart 20.10.2006
CH-Kinostart
28.12.200
6

 

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 25.10.06
©  Bilder Warner Bros.


STORY
Im Februar 1945 landen amerikanische Truppenverbände auf der japanischen Vulkaninsel Iwo Jima. Über 70'000 US-Marines treten gegen über
20000 japanische Soldaten an, die sich im Erdreich verschanzt haben. Ziel der Amerikaner ist es, den Berg Suribachi einzunehmen, von dem aus das Eiland kontrolliert werden kann. Dies gelingt den US-Verbänden in einer blutigen Schlacht. Als Zeichen der Eroberung hissen einige Marines eine US-Flagge. Ein Offizier lässt sich das Teil zur Erinnerung mitgeben, weshalb die Männer eine zweite, grössere Fahne hissen - diesmal fotografiert vom AP-Fotografen Joe Rosenthal (Ned Eisenberg). Innert weniger Stunden geht das Bild um die Welt und sorgt im kriegsmüden Amerika für neue Hoffnung. Das wollen sich die Politiker zu Nutzen machen und holen drei der Flaggenhisser nach Amerika: Den Feldarzt John "Doc" Bradley (Ryan Phillippe), Rene Gagnon (Jesse Bradford) und den Indianer Ira Hayes (Adam Beach). Sie werden auf Promo-Tour durchs Land geschickt, doch sie leiden darunter, dass sie als Helden gefeiert werden, während ihre Kollegen an der Front starben und weiter sterben.

 

REVIEW
Joe Rosenthals Foto von den Soldaten, die 1945 auf Iwo Jima die US-Flagge hissen, gehört zu den am meisten abgebildeten Bildern der Geschichte. Die Story hinter dem Bild behandelt der im Jahr 2000 publizierte Bestseller von James Bradley, Sohn des Feldarztes John "Doc" Bradley, der einer der Männer auf dem Bild war. Daher auch der Titel des Buches und nun des gleichnamigen Films. Zu dumm gehört der ganze Vater-Aspekt zum schwächsten an dem Werk. Mühelos hätte man ihn kappen können, die letzte Viertelstunde schlicht löschen, denn was hier an Pathos und schlecht montierter Coda präsentiert wird, zieht "Flags of Our Fathers" regelrecht in die Tiefe. Was gut gemeint war, wird zur zähen Geschichtslektion, in der die Absichten von "Crash"-Regisseur und Co-Autor Paul Haggis überdeutlich werden.

Dieses fundamentale Problem lässt sich nicht lösen, denn im chronologisch erzählten Buch funktioniert es wunderbar, wie der Sohn des Kriegshelden die Geschichte seines Vaters aufrollt und dabei nicht nur über den Krieg sinniert, sondern auch über das Wesen des Helden und wie ein solcher vermarktet wird. Das ist ein höchst spannendes Gebiet und Urgestein Eastwood bekommt einen Grossteil davon auch wunderbar hin. Bloss eben nicht das generationsübergreifende Element - bezeichnenderweise wirkt der Sohn (eben James Bradley) wie ein Fremdkörper im Film und sein Voiceover wie auch das der Veteranen sorgt glatt für einen Punktabzug.

Doch vorerst genug der Nörgeleien, denn wenn Clint Eastwood einen Film dreht, dann gibt es immer etwas zu lieben. In diesem Fall nicht gar so viel wie bei Million Dollar Baby, aber immer noch genug. Genial sind primär die Schlachtszenen in ihrer gebleichten Rohheit, den Verstümmelungen, abgerissenen Köpfen und herausquellenden Gedärmen. Die Umsetzung ist nicht neu, so hat Steven Spielberg, der hier als Produzent waltet und die Rechte der Vorlage besass, die Messlatte mit "Saving Private Ryan" für alle kommenden Kriegsfilme vorgeben. Doch Clint ringt der Technik ein paar neue Aspekte ab und inszeniert voller Leidenschaft. Die Bildsprache, der nüchterne Ansatz und die chaotischen Zustände sind ein "Genuss", wenn man Angesichts eines solchen Gemetzels noch mit derartigen Vokabeln argumentieren kann. Natürlich schafft es nie ein Film, den echten Horror einer solchen Schlacht abzubilden und stets schwingt bei den wuchtigen Panoramabildern so etwas wie Faszination mit (diese lässt sich nicht leugnen und zeichnet etwa den Klassiker "Apocalypse Now" aus) - doch Eastwood packt das Ganze an wie ein geübter Handwerker und reüssiert.

Schade nur unterbricht er die Szenen jeweils mit solchen, die während der Heldentour der drei Protagonisten spielen. Die drei Männer werden von Politikern und Medien gefeiert, stets geplagt von Schuldgefühlen und Albträumen. Daher macht es auf dem Papier Sinn, die beiden Zeitebenen ineinander zu montieren, doch leider funktioniert es filmisch nicht annähernd so gut. Ständig wird man aus einem Umfeld herausgerissen und je kürzer die Intervalle zwischen den Episoden werden umso frustrierender wird der ständige Wechsel, der nicht annähernd soviel bringt, wie erwünscht. Hier liegt das Problem ganz klar bei Paul Haggis, der die chronologische Vorlage ummodellierte. Ich mochte "Crash", doch Haggis nutzt oft ähnliche Motive und ist in seiner Absicht sowohl dramaturgisch wie didaktisch durchschaubar. So tragen auch hier die antirassistischen Szenen und jene, die von Merkmalen wahrer Helden handeln, seine Handschrift. Schwerfällig ist da das passende Wort. Und genau das ist es auch, was den Schluss beinahe ruiniert.

Darstellerisch gibt es indes wenig zu mäkeln, so kommt Paul Walker zu kurz vor, um etwas zu ruinieren, und Ryan Phillippe zeigt einmal mehr, dass er lange unterschätzt wurde. Keine grossartige Darbietung, aber eine kompetente. Gleiches gilt für die jungen Co-Stars, auch wenn die älteren Soldaten-Darstellern in Sachen Gravitas einfach besser abschneiden. Im Feld spielt das letztendlich eh keine Rolle, da hat man Mühe, die Leute auseinander zu halten und leidet vielmehr mit - in so einer Situation will man einfach nie stecken. Nur eines fragt man sich: Was geht in den Japanern vor? Clint ist fast penibel darauf bedacht, keinen von ihnen länger als ein paar Sekunden zu zeigen - kein Japaner hat hier Dialoge. Will er sich damit von politisch korrektem Gedöns distanzieren, bei dem "dem Feind" auch Szenen zugesprochen werden, um ein ausgeglicheneres Bild zu erzeugen? Mitnichten, Clint ist cleverer. Er sah, dass die japanische Seite ihre Sicht verdient habe, aber sie in "Flags of Our Fathers" unterzubringen, wäre plump gewesen. Also drehte er kurzum einen zweiten Film. Letters from Iwo Jima heisst er, wurde für ein etwas kleineres Budget in Japanisch mit japanischen Mimen realisiert. Dafür bewundere ich Clint: Selbst mit 76 Jahren noch voller Enthusiasmus und sich nicht zu schade, etwas völlig unkonventionell anzupacken. Er macht keine halben Sachen.

Umso schmerzvoller ist die durchwachsene Kritik für diesen Film. Er ist gut, er hat Szenen von ungemeiner Brillanz, doch man sieht seine Mechanik, man durchschaut seine Moral - und wenn sie zum Schluss wortwörtlich dargelegt wird, ist das einfach zu billig und zu pathetisch. Ich freue mich trotzdem auf Letters from Iwo Jima. Zusammen bieten die beiden Filme auf jeden Fall einen spannenden Einblick in eine Schlacht, die nicht vergessen gehen darf und Erinnerungen an Menschen beider Seiten, die ihr Leben liessen, sei es nun verblendet durch die Grossmachtsgelüste eines Kaisers und seines Machtklüngels oder beim Kampf gegen eben dessen Expansion. Für den Soldaten an der Front, auf das dürfte Clints Doppelpack hinauslaufen, macht das im Moment des Todes wenig Unterschied.

 

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