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Dokfilm. Frankreich 2009
Alternativer Titel Die Hölle von Henri-Georges Clouzot

Regie Serge Bromberg, Ruxandra Medrea
Drehbuch
Serge Bromberg
Produktion
Serge Bromberg
Musik Bruno Alexiu
Kamera
Jérôme Krumenacker, Irina Lubtchansky
Schnitt Antoine Jesel, Janice Jones           
Darsteller (Film) Romy Schneider, Serge Reggiani, Dany Carrel, Jean-Claude Bercq, Mario David
Darsteller (Doku) Bérénice Bejo, Jacques Gamblin, Henri-Georges Clouzot, Serge Bromberg
Länge 95 Min.

Kinostart 18.2.2010 (CH)

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 16.9.10
©  Bilder Arthaus, Screenshots molodezhnaja


STORY
Marcel (Serge Reggiani) ist mit der zauberhaften Odette (Romy Schneider) verheiratet. Doch er zweifelt an ihrer Treue. Immer öfters sieht er seine jüngere Frau in fiebrigen Visionen beim Seitensprung. Immer wildere Albträume plagen ihn und treiben ihn in den Wahnsinn - so in etwa hätte die Story ausgesehen. Wenn sie vollendet worden wäre. Doch nach drei Wochen dreh wurde das Projekt abgeblasen. "L’enfer d’Henri-Georges Clouzot" rekonstruiert, was geschah. Und was geblieben ist.

 

REVIEW
D
ieser Film ist so eindrücklich wie frustrierend: Eindrücklich, weil wir endlich Bilder von "L’enfer" zu sehen bekommen - Bilder direkt aus dem genialen Kopf von Henri-Georges Clouzot, der das Werk nie vollenden konnte. Und frustrierend, weil der dazugehörige Ton fehlt, weil es nur Ausschnitte sind. Der komplette Film, so wie Clouzot ihn realisieren wollte, wird auf immer ein Geheimnis bleiben. Aber immerhin montieren die Filmhistoriker und Dokfilmer Serge Bromberg und Ruxandra Medrea aus 15 Stunden Rohmaterial, das sie gefunden haben, einen Einblick in das, was uns erwartet hätte.

Was Clouzot vorhatte, war episch. Der Regisseur solcher Klassiker wie "Le corbeau" (1943), "Le salaire de la peur" (1953) und "Les diaboliques" (1955) liess sich von Fellinis „8 ½“ dazu motivieren, weniger einen narrativen Film zu machen, als einen, der mit dem Medium spielt. Und wie er spielt! Der Hauptteil der Story ist Schwarzweiss, aber die Eifersuchts-Visionen von Serge Reggiani sind in psychedelischen Farben gehalten. Damit dies besonders fiebrig aussieht, spielte Clouzot mit Farbverfremdungen und Make-up, liess Sequenzen rückwärts laufen, setzte extreme Nahaufnahmen ein.

Dadurch entstanden ungeheuer geniale Aufnahmen - bedenkt man, dass wir es mit einem Werk von 1964 zu tun hatten. Mutig auch die Erotik, die von allen Protagonisten ausging. Romy Schneider, die damals bereits mit dem " Sissi"-Mythos gebrochen hatte und zu einem der grössten Stars Frankreichs avanciert ist, gibt sich sinnlich, auch in einigen Schmuseszenen mit der mindestens so verführerischen Dany Carrel. Und die Kerle in den Traumsequenzen strahlen pures Testosteron aus.

Derweil werden auch die Schwarzweissszenen immer mehr verfremdet. Der Wahnsinn des Protagonisten greift auf die Realität über, damit diese zur titelgebenden Hölle wird (eine Anspielung an Dantes "Inferno“). Diesen Abstieg spiegelte Clouzot auch im Ton, der komplett im Studio von Musikern arrangiert und verfremdet wurde. Kein Wunder also waren 150 Techniker in den Dreh involviert. Darunter die Kameramänner Andréas Winding ("Playtime") und Altmeister Armand Thirard (Poil de carotte), der schon zuvor für Clouzot drehte. Der immense Aufwand wurde dadurch noch kompliziert, dass die Behörden den künstlichen See beim Garabit-Viadukt leeren wollten, der ein wichtiges Set des Films darstellte.

Der unter Zeitdruck stehende Clouzot bekam einen Herzinfarkt. Der Dreh wurde abgebrochen - nach drei Wochen. Das heisst: Wir haben viel Material, aber nur ein vages Skript. Jenes verkaufte die Witwe des 1977 verstorbenen Clouzot im Jahre 1992 an Claude Chabrol, der seine eigene Version von "L’enfer" drehte. Dadurch haben wir ungefähr eine Ahnung von der Story. Doch Clouzots Version wäre auf jeden Fall die noch faszinierendere gewesen: Ein sinnliches und psychedelisches Spiel mit allem, was Kino damals zur Verfügung stellte.

"L’enfer d’Henri-Georges Clouzot" ist daher ein ebenso wichtiger wie cineastisch wertvoller Film. Er sorgt dafür, dass einer der potentiell grössten Produktionen des französischen Kinos nicht vergessen geht. Und er zeigt den Wahnsinn hinter den Kulissen, die Aufopferung der Schauspieler, die Innovationslust der Crew. Vielleicht haben wir nach Sichtung dieses Materials ja das Privileg, in schweissgebadeten Fieberträumen unsere eigene Version von „L’enfer“ zu montieren. Henri-Georges Clouzot wäre solch einer Verwendung seines Materials sicher nicht abgeneigt.

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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