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Stummfilmdrama. F 1925
Alternative Titel Rotfuchs

Regie Julien Duvivier
Drehbuch Julien Duvivier nach dem Roman von Jules Renard
Kamera André Dantan, Walter
Darsteller Henry Krauss, Charlotte Barbier-Krauss,
André Heuzé, Fabien Haziza, Renée Jean, Lydia Zaréna
Länge 108 Min.

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 10.6.09
©  Bilder arte edition, Screenshots molodezhnaja


STORY
In einer kleinen Provinzstadt: Der neunjährige François (
André Heuzé), genannt Rotfuchs, wächst im furchtbaren Haushalt Lepic auf. Der überarbeitete Vater (Henry Krauss) und die tratschsüchtige Mutter (Charlotte Barbier-Krauss), die seit 20 Jahren verheiratet sind, hassen sich. Und während der älteste Sohn Felix (Fabien Haziza) die Liebe der Mutter zu spüren bekommt, muss François im Haus hart schuften. Im Schulaufsatz zum Thema Familie schreibt er daher "Eine Familie besteht aus mehreren Personen, die unter einem Dach leben, und sich nicht ausstehen können". Dabei ist François eigentlich das bravste der Kinder. Der geliebte Felix etwa unterhält eine Affäre mit der Barsängerin Marie (Renée Jean) und klaut Geld aus der Familienkasse, um die Liebschaft zu finanzieren. Und der Vater hat keine Ahnung, was um ihn herum abgeht. Die junge Haushälterin Annette (Lydia Zarena) möchte François darum helfen, doch in dem Buben wächst die Verzweiflung.

 

REVIEW
Julien Duvivier (1896-1967) kennt man in unseren Breitengraden am ehesten als Mann hinter den Don-Camillo-Filmen und dem Klassiker "Pépé le Moko". Doch der Franzose gehört zu den ganz Grossen des gallischen Kinos und ging, im Gegensatz zu seinen geschätzten Kollegen wie Jean Renoir und Marcel Carné, fast schon vergessen. Seine Karriere begann er 1918 als Assistent von Louis Feuillade (Les vampires), André Antoine und Marcel L'Herbier, bevor er sich selbstständig machte und schon bald einige frühen Klassiker des poetischen Realismus inszenierte. In diese Kategorie gehört zum grossen Teil auch sein "Rotfuchs" (1925), eine Adaption des Romans von
Jules Renard aus dem Jahr 1894, den Duvivier sieben Jahre abermals verfilmte - dann jedoch mit Ton.

Die Stummfilmfassung ist aber keineswegs die vernachlässigbare Version, vielmehr sind hier die Elemente des Romans linear aufbereitet und in cineastisch überzeugender Manier präsentiert. Duvivier inszeniert ungeheuer verspielt, setzt Glasscheiben zum Unterteilen des Bildes ein oder lässt mit Spezialeffekten die Geister tanzen - etwas, was er wohl bei seinem Mentor Feuillade gelernt hat. In einer Szene realisiert der Vater, was der Sohn für Arbeiten machen muss und der Film illustriert dies mit einem Split Screen, der neben dem Vater in mehrfacher Ausführung den Buben beim arbeiten einblendet. In einer anderen Sequenz verkündet die Mutter, es seien ihr 100 Francs gestohlen worden, worauf die Kamera von einem Verdächtigen zum nächsten schwenkt. Solcher agiler Kameraeinsatz und schneller Schnitt sind beispielhaft für den Film.

Die Story, so realistisch sie daherkommt, wird durch diese Spielereien und fantastischen Elemente ergänzt. Es ist wahrhaft eine Freude, zu sehen, wie Duvivier an den Stoff herangeht, wie er mit Bildkompositionen und Tricks arbeitet, und dies alles, um die Story voranzubringen. Die Schauspieler sind dabei mit an Bord. Vor allem der 12-jährige André Heuzé agiert voller Energie. Mit seinen herrlichen Sommersprossen und dem Lausbubengemüt bettelt er nach Liebe, während er gescholten wird. Dabei agiert er anfänglich übertrieben, doch wenn die Story in düster-tragischere Gefilde eintritt, wandelt sich auch sein Spiel und es wird deutlich, wie gut der Junge ist. Überzeugend auch die Co-Stars, von denen am ehesten Charlotte Barbier-Krauss in Erinnerung bleibt, die Mme. Lepic als Hausdrachen mit Schnurrbart spielt. Ein bizarrer, erschreckender Anblick, der etwas zur Karikatur tendiert.

Die Story des Films, irgendwo zwischen Charles Dickens und "Aschenputtel", hat mich nicht vollends mitgerissen. Zwar fasziniert der Wechsel vom amüsanten Start hin zum überraschend düsteren Drama - doch zu lange wird auf dem Kleinen herumgehackt, ohne dass Konsequenzen sichtbar werden. Es geht weniger um Plot, als um Charakterzeichnung, und die ist etwas gar eindimensional. Was mich aber vollends fasziniert hat, ist die Präsentation der Geschichte: mit spielfreudigen Darstellern, prächtigen Drehorten, einer bemerkenswerten Bildgestaltung sowie netten Spezialeffekten, die stets narrative Funktion haben. Es gibt so viel zu entdecken in dem rührenden kleinen Film und wenn man seine Aussenaufnahmen oder seine Tiefenschärfe sieht, würde man ihn glatt ein paar Jahre jünger schätzen als 1925. Daher auf jeden Fall sehenswert und knappe vier Sterne wert.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit PowerDVD 8, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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