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Drama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
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Regie Bhavna Talwar
Drehbuch Vibha Singh
Produktion Sheetal V. Talwar
Songs Debajyozi Mishra
Kamera Nallamuthu
Darsteller Pankaj Kapur, Supriya Pathak, K.K. Raina,
Hrishitaa Bhatt, D.S. Pandey
Länge 104 Min.

Kinostart 8.6.2007
Box office classification
Flop
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 6

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 20.1.08
©  Bilder Times Music, Screenshots molodezhnaja


STORY
Pandit Chaturvedi (Pankaj Kapur) ist einer der angesehensten Brahmanen in der heiligen Stadt Varanasi am Ganges. Sein Leben widmet er tagein tagaus der Religion, er lehrt seine Schüler, betet in seinem Haus und badet im heiligen Fluss. Wenn ihn ein Unberührbarer versehentlich anfasst, wäscht er sich besonders gründlich, während seine Anhänger den Unberührbaren verprügeln. Eines Tages bringt seine Tochter Vedika ein Baby nach Hause, das eine Frau ihr übergeben habe. Die Frau verschwand danach und taucht auch nie mehr auf. Pandits Ehefrau Privati (Supriya Pathak) überredet den Gatten, den Buben zu adoptieren, weil es auch ein Brahmane sei. Sie nennen ihn Kartikeya und der Kleine bringt den verknorzten Pandit bald dazu, aufzublühen. Doch nach Jahren des Glücks steht plötzlich die Mutter vor der Türe und fordert den Buben zurück. Noch schlimmer: Sie ist Moslemin! Pandit beginnt umgehend einen Zyklus der Selbstreinigung und wird von seinen Rivalen als unrein angegriffen.

 

REVIEW
"Menschlichkeit ist Religion" lautet der zentrale Satz in "Dharm", doch ich frage mich, ob er nicht umgekehrt gedacht war. Für mich persönlich träfe der Satz so den Nagel auf den Kopf: Wir bräuchten auf der Welt keine Religion, wenn die Menschlichkeit ihren Platz einnehmen würde. Von humanistischem Gedankengut geprägte Grundsätze sind für mich ein besserer Leitfaden als schwammige, veraltete und absolutistische "heilige" Texte, die oft im Widerspruch zu einer aufgeklärten, freien Gesellschaft stehen. Gegen Glauben, den jeder für sich ausübt, etwa so, wie der Heilige am Anfang von "Dharm", gibt es auch aus meiner Sicht wenig einzuwenden. Mein Feindbild ist vielmehr der instrumentalisierte Glaube: Die organisierte Religion, deren Absicht im Minimum auf die Beschneidung der persönlichen Freiheit aus ist, im Maximum auf die Ausgrenzung, ja Vernichtung der Andersdenkenden.

Doch "Dharm" schickt sich gar nicht an, Religion an sich zu kritisieren. So weit geht Regiedebütantin Bhavna Talwar nicht - daher verwundert der eingangs zitierte Satz. Er müsste eigentlich lauten "Religion ist Menschlichkeit", dann würde er die Aussage des Films besser treffen. Talwar, wie die meisten liberalen Denker innerhalb der Religionen, ist nämlich der Meinung, dass die Religion an sich etwas Gutes sei und erst durch die Menschen korrumpiert werde - durch Menschen, die sie benutzen, um Macht zu gewinnen und ihre eigenen Interessen voranzutreiben. Das klagt sie an, nicht die Religion an sich. In meinen Augen schade, denn die Mär von der an sich guten Religion habe ich schon oft gehört, den Glauben daran jedoch längst verloren. "Dharm" versucht aber immerhin, Gewalt und Ausgrenzung zu menschlichen Attributen zu erklären, die in einer Religion nichts zu suchen haben. Ein löbliches Unterfangen.

Die gute Absicht kann man "Dharm" denn auch niemals absprechen. Womit Frau Talwar dagegen hadert, ist die Glaubwürdigkeit. Das Finale ist in seiner Einfachheit geradezu plump, ebenso die Mechanik des halben Films, in dem Charaktere im Nu ihre Einstellung ändert, sofern das Drehbuch es verlangt. Beispiel Pandit: Der Mann ist versteift auf seinen täglichen Rhythmus, er gehört zu den Menschen, bei denen Erleuchtung mit Verblendung einhergehen, die mit einem beseelten Lächeln im Gesicht immer wissen, dass sie die absolute Wahrheit predigen und nicht bereit sind, einen Millimeter davon abzurücken. Dass so ein Mann schon beim ersten Mal mit dem Baby spielen gleich völlig auflockert, ist nicht glaubhaft. In "Dharm" passiert vieles wahnsinnig schnell. Im Finale brauchts dann nur noch zwei Sanskrit-Sätze und eine ganze Revolte ist beendet.

Überhaupt ist die Politik des Films simpel gestrickt, die Hindu-Moslem-Krawalle sind uninspiriert in den Film geflochten. Der ganze Background und die teilweise stereotypen Figuren (radikaler Hindu-Aktivist, korrupter Priester, gutmütiger Heiliger, verführtes Mädchen, westlicher Fotograf etc.) dienen nur der durchsichtigen Mechanik des Films, die in einer schulmeisterlichen Vermittlung der Positionen mündet. "Dharm" kratzt also höchstens an der Oberfläche und hat das ganze Lob, das ihm indische Kritiker aufluden, eigentlich nicht verdient. Subtil ist an dem Film nichts, er ist fast penetrant in seiner Absicht.

Aber. Ja es kommt ein "Aber". Ein ziemlich grosses - denn der Film ist trotzdem sehenswert. Das liegt zum einen an der majestätischen Darbietung von Pankaj Kapur (The Blue Umrbrella). Der Vater von Jungstar Shahid Kapoor ist mit wenig Mimik eine grandiose Präsenz im Film. Sein Brahmanen-Look verleiht ihm enorme Glaubwürdigkeit und später im Film wird jede kleine Geste von ihm Gold wert. Eine wuchtige Show, mit der keiner der restlichen Darsteller (u.a. die süsse Hrishitaa Bhatt als Mani) nur annähernd mithalten kann. Dafür wird die technische Umsetzung Kapurs Spiel gerecht: Sonu Nigams Gesänge gehen ans Herz, die geruhsame Montage überzeugt und die Kameraarbeit bereichert den Film deutlich. Kameramann Nallamuthu sucht einen Stil mit leicht übertriebener Schärfe und Beleuchtung. Das sorgt für grossen Detailreichtum der einzelnen Bilder und kippt sie beinahe ins Surreale. Die eigentlich warmen Brauntöne werden durch die Schärfe deutlich kühler.

Mit diesem faszinierenden Look, der ansprechenden Akustik, der unaufgeregten Montage und der starken Hauptrolle hat "Dharm" vier echte Asse im Ärmel. Inhaltlich ist mir das Drama zu manipulativ und simpel gestrickt. Die gute Absicht dahinter halt ich in Ehren, jeder Film, der für mehr Menschlichkeit und weniger religiösen Starrsinn plädiert, verdient Augenmerk. Doch das ändert nichts daran, dass man die Botschaft etwas cleverer hätte verpacken können. Vielleicht hätte eine halbe Stunde mehr Laufzeit gut getan, um etwa den Part zwischen Pandit und dem Buben auszubauen sowie das Ende etwas dichter zu gestalten. So wie es jetzt dasteht, funktioniert es beinahe märchenhaft-metaphorisch wie in Bombay, doch was dort funktioniert, weil es der Höhepunkt eines lange aufgebauten Konflikts ist, wirkt es hier aufgesetzt, weil schon der Konflikt hier nie ganz plausibel eingeflochten wurde. Allen Defiziten zum Trotz gehört "Dharm" aber zu den überzeugenderen Produktionen, die im etwas schwachen Jahr 2007 aus Bollywood zu sehen waren. Und er markiert das Debüt einer Filmemacherin, die auch in Zukunft Aufmerksamkeit verdient.

 

MEINE DVD
Times Music (IND), Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Hindi 5.1 mit englischen Untertiteln
Disk Rating * * * (Teilweise zu scharf, dafür farblich überzeugend)

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb
Bollywood Hungama (4/5)
Rediff.com (2½/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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