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> DEUS E ODIABO NA TERRA DO SOL
Drama. Brasilien
Alternativer Titel
Black God White Devil
Regie Glauber Rocha
Drehbuch Glauber Rocha, Walter Lima Jr., Paulo Gil Soares
Produktion Luiz Augusto Mendes
Kamera Waldemar Lima
Musik Sérgio Ricardo
Schnitt Rafael Justo Valverde
Darsteller Geraldo Del Rey, Yoná Magalhães, Othon Bastos, Maurício do
Valle, Lidio Silva
Länge 118 Min.
Kinostart 1964
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 23.5.2011
© Bilder Mr. Bongo,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Farmhandlanger Manoel (Geraldo Del Rey) tötet seinen Boss und flieht mit
seiner Frau Rosa (Yoná Magalhães) in die Sertão, die von Armut regierte Einöde
im Norden Brasiliens. Dort fallen sie unter den Einfluss des selbsternannten
Heiligen Sebastiao (Lidio Silva), der im Namen des Glaubens Greueltaten begeht.
In seiner Not schliesst sich Manoel der Cangaceiros-Bande von Corisco (Othon
Bastos) an. Die Lage gerät ausser Kontrolle, als die Kirche den Killer Antonio
das Mortes (Mauricio do Valle) in die Region schickt, um aufzuräumen.
REVIEW
Der brasilianische Beinahe-Klassiker "Deus e o
Diabo na Terra do Sol" vereint cineastische Einflüsse, die fast nicht
zusammenpassen wollen - den Realismus der Italiener im Stile des jungen Pier
Paolo Pasolini, das Arrangement des späten Sergei Eisenstein und den
Surrealismus der Spanier um Luis Buñuel. Doch wie schon bei Landsmann Mario
Peixoto mit dem deutlich älteren Limite wirkt das nicht
nachgeäfft, sondern entwickelt eine eigene Kraft, eine, die in diesem Fall fast
noch stärker ist, weil Regisseur Glauber Rocha (1939-1981) die Landschaft zu
einem eigentlichen Co-Star erhebt.
Entstanden ist ein vor allem visuell rauschhaftes Werk, ein Brasilianischer
Arthouse-Spaghetti-Western. Er hat mitunter sehr statische, ja langweilige
Momente, wenn die Beteiligten nur irgendwo herumstehen und schick zueinander
angeordnet ihre abgehobenen Phrasen dreschen. Das läuft sich tot, vor allem,
wenn Antonio in der zweiten Filmhälfte verbal loslegt. Doch selbst an diesen
Stellen kann man die Augen kaum von den Bildern nehmen, weil famose
Kompositionen und karge Landschaften bei Laune halten.
Wobei "Laune" das falsche Wort ist, denn Glauber Rocha zeichnet ein überaus
nihilistisches Weltbild, in dem Menschen meist von niederen Trieben geleitet
werden. Es sieht anfänglich so aus, als ob er die Obrigkeit attackiert, vor
allem die Kirche. Deutlich natürlich in der Zeichnung des "Heiligen" Sebastiao,
der in einer Sequenz Manoel einen schweren Stein auf dem Kopf tragen lässt, und
derweil regungslos daneben steht. Eine leicht zu entziffernde Metapher über die
Machtverteilung innerhalb der Religion.
Doch auch die einfachen Leute verfallen hier dem primitiven Verhalten. So
verschwimmt der Kampf von Gut gegen Böse. Es ist nicht der einzige Kontrast und
Konflikt, der sich im Verlauf des Films verändert. Glaube gegen Gottlosigkeit,
Ordnung gegen Chaos, Gut gegen Böse - all das verliert im Verlauf der Geschichte
an Wert, bis wir uns in einer mythischen Welt befinden, in der all das nicht
mehr zu zählen scheint. In dieser Phase wird „Deus e o Diabo na Terra do Sol“
nur eben auch langfädiger. Es ist kurios, aber wenn die bekannteste Figur des
Films, Antonio das Mortes, das Zepter übernimmt, fällt er ab. Das hinderte Rocha
nicht, fünf Jahre später Maurício do Valle nochmals für den Part zu rekrutieren,
in "O Dragão da Maldade contra o Santo Guerreiro".
Weil "Deus e o Diabo na Terra do Sol" wie das logische Mittelding zwischen dem
Schaffen von Luis Buñuel und Alejandro Jodorowsky herüberkommt, wirkt es
filmhistorisch stets faszinierend. Doch die oft erstaunlich gewaltfreie
Gewaltballade mit ihren Folk-Songs von Heitor Villa-Lobos und Sergio Ricardo
erreicht in meinen Augen nicht ganz den Rang dieser surrealen Mitstreiter.
Visuell stets herausragend ist es doch ein Film der zwei Hälften, ein
ausleierndes und mit der Zeit eben auch anstrengend ödes Werk, das sich in
seinem eigenen Geschwafel verliert. Dass selbst dies aber fesseln kann, beweist,
dass Rocha immerhin inszenatorisch eindrückliche Arbeit leistete.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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