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Stummfilmdrama. Brasilien 1931
Alternativer Titel
Limit

Regie Mario Peixoto
Drehbuch Mario Peixoto
Schnitt Mario Peixoto
Kamera Edgar Brasil
Darsteller Raul Schnoor, Olga Breno, Tatiana Rey, Brutus Pedreira
Länge 113 Min.

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 26.3.08
©  Bilder arte, Screenshots molodezhnaja


STORY
Drei Schiffbrüchige treiben einsam und hoffnungslos auf einem Boot im Ozean. Sie erzählen sich ihre traurigen Lebensgeschichten: Die eine Frau ist aus dem Gefängnis geflohen, die andere ist vor ihrem trinkenden Ehemann davongelaufen. Der Mann (Raul Schnoor) an Bord wiederum verlor seine Ehefrau und Geliebte.

 

REVIEW
Mario Peixoto (1910-1992) war gerade mal 21 Jahre alt, als er mit "Limite" seinen ersten und einzigen Spielfilm drehte. Inspiriert von den expressionistischen Künstlern Europas schuf der Brasilianer einen avantgardistischen, in seiner Erzählweise und Inszenierung überaus ungewöhnlichen Film, der die Regie-Ikonen Sergej Eisenstein und Orson Welles beeindruckt haben soll. Letzterer perfektionierte mit "Citizen Kane" die forcierte Perspektive, die hier bereits angewandt wird. Und nicht nur sie: Peixoto zeigt sich gnadenlos experimentierfreudig
: Extreme Nahaufnahmen wechseln sich mit Totalen ab, in denen das Objekt kaum zu erkennen ist. Schräge, ja gar auf den Kopf gestellte Bilder oder Handkamera-Fahrten sorgen für Unruhe. Perspektiven verändern sich, Winkel verwirren. "Limite" ist eine einzige visuelle Entdeckungsreise.

Die Geschichte ist etwas schwer zugänglich, da sie in Rückblenden stattfinden, aber ohne viele Zwischentitel auskommen muss. Peixoto setzt voraus, dass die Zuschauer das Puzzle selbst zusammensetzen. Mit Hilfe ikonographischer Bilder macht er immer sehr schnell klar, in welchem Umfeld wir uns befinden. Zudem ist sein Gespür für Montage famos. Ein Beispiel: Die eine Frau kommt die Treppe hoch, oben sitzt ein Mann, sie hält kurz inne, die Kamera zeigt seine Hand in Grossaufnahme - er trägt einen Ehering. Wenig später sitzt die Frau auf einer Klippe, die Kamera suggeriert, sie wolle herunter springen. Ohne viele Worte wird deutlich, dass hier eine Ehe kaputt ist und die Frau mit dem Gedanken spielt, sich das Leben zu nehmen.

Ähnlich düster geht es im ganzen Film zu und her. Suizidale Gefühle, Hoffnungslosigkeit und Tristesse dominieren das Geschehen. Zwar erlaubt sich Peixoto hin und wieder ein hoffnungslos romantisches Bild, etwa wenn zwei Liebende auf dem Feld stehen oder am Pier ihre Silhouetten zu einer verschmelzen. Auch frönt er gerne der Schönheit der Natur in wunderbar komponierten Aufnahmen von Bäumen und Landschaften - doch gegen das Gefühl, dass sich hier düstere Nebel auf die Seelen aller Beteiligten legen, kommt nichts an. Das fasziniert beim Zuschauen ununterbrochen.

"Limite" hat inhaltlich einige spannende und interessante Komponenten, er bietet solide Schauspieler und eine gekonnt finstere Atmosphäre. Doch dieser Film bleibt vor allem seiner umwerfenden und einmaligen visuellen Note wegen in Erinnerung. Jedes Bild ist perfekt durchdacht, jeder Schnitt überlegt platziert und jede Kameraspielerei unterlegt mit tieferem Sinn. Die Symphonie der Wellen, die am Schluss gut und gerne 5 Minuten Laufzeit in Anspruch nimmt, mag des Guten etwas zu viel sein, doch sie passt durchaus zum Rhythmus des Films. Einem Werk, das seinen Ehrenplatz in der Filmgeschichte verdient hätte und dazu unbedingt einem breiteren cineastischen Publikum zugänglich gemacht werden sollte.

PS: Der Film lief als Erstausstrahlung am 31.3.2008 (Nacht auf 1.4.2008) um 00.15 - 02.10 Uhr auf arte.

 

EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS


 

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