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> A COTTAGE ON DARTMOOR
Liebesthriller.
Grossbritannien / Schweden 1929
Alternativer Titel -
Regie Anthony Asquith
Drehbuch Anthony Asquith nach einer Story von Herbert Price
Produktion H. Bruce Woolfe
Musik William Hodgson
Kamera Stanley Rodwell
Darsteller Uno Henning, Norah Baring, Hans Adalbert Schlettow
Länge 84 Min.
Kinostart 1929
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 12.4.10
© Bilder BFI,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Barbier-Assistent Joe (Uno Henning)
ist über beide Ohren verliebt in seine Kollegin Sally (Norah Baring).
Doch die gibt seinem Werben nur zaghaft nach, hat sie doch eine lukrativere
Partie an der Angel: den Grossbauern Harry (Hans Adalbert Schlettow).
Als der Sally immer mehr auf den Pelz rückt, brodelt in Joe die Eifersucht und
er lässt sich zu einem Gewaltakt hinreissen.
REVIEW
Mit seinem dritten grossen Film etablierte sich Anthony Asquith
(1902-1968) als einer der visuell progressivsten Regisseure Englands. Der
konservative Premierministersohn, der heute für seine
dialogstarken Star-Hits wie "Pygmalion" oder "The Importance of Being Earnest"
berühmt ist? Dieser Asquith? In der Tat erstaunt es, mit welchem Schnitttempo und
mit welcher innovativen Kamera der Filmemacher in "A Cottage on Dartmoor"
vorgeht. Nicht wenige zeitgenössische Kritiker zogen deswegen Vergleiche zu
Alfred Hitchcock und erhoben die beiden zu den führenden britischen
Kinokünstlern der Stummfilmzeit.
Eine Ehre, die durchaus angebracht ist, denn was Asquith hier fertigbringt, ist bemerkenswert. Er erzählt eine simple Eifersuchtsgeschichte und peppt sie auf, indem er den Figuren Facetten verleiht und sich von der russischen Montage-Technik sowie der deutschen expressionistischen Optik führen lässt - aber stets mit beidem Boden auf den Füssen, stets britisch gepflegt. Grandios etwa die Anfangssequenz, in der Joe durch das Moor rennt und die Natur um ihn herum albtraumhafte Silhouetten zeichnet.
Am Ende dieser Sequenz werden wir erstmals Zeuge der raffinierten Montage, wenn Sally den Protagonisten im Halbdunkel erblickt und erschrocken schreit: "Joe!". Er antwortet sofort "Ja Sally?", dies jedoch in einer Rückblende. Der Cut hat uns innerhalb von Frage und Antwort zurück auf der Zeitachse in die Vergangenheit geschickt, in der ein Grossteil der Story spielt. Dies ist heute 08/15-Montagetechnik, doch damals noch etwas weniger weit verbreitet - und, was noch wichtiger ist, sie ist hier absolut mustergültig in ihrem Ablauf. Mir fallen im Stummfilmkino nur wenige Cuts ein, die so simpel und doch so raffiniert sind.
Später gibt es weitere Schnittabfolgen, die gehörig Tempo machen. Etwa im Kino, wo Sally und Harry einen Tonfilm anschauen und wir im Publikum einen Querschnitt durch die britische Gesellschaft zu sehen bekommen. Oder wenn das Liebesdreieck seinen emotionalen Siedepunkt erreicht, das Bild in immer höherer Frequenz zwischen den Protagonisten wechselt und alles in einem kurzen Einschub von knalligem Rot endet (etwas, was in Hitchcocks "Spellbound" auch zum Zug kam). "A Cottage on Dartmoor" ist nur 84 Minuten kurz und wenn man sieht, wie effektiv Asquith schneidet, dann versteht man auch, warum. Doch nicht alleine die Montage ist ein Genuss, auch die Bildsprache erfreut das Cineastenherz. Wenn etwa zwei Frauen im Salon heftig streiten und zwischen den beiden Joe sein Messer wetzt, was man in jeder Einstellung im Vordergrund sieht, egal welche Frau gerade am Brüllen ist.
Oder die albtraumhafte Anfangssequenz, die bedrohlichen Nahaufnahmen von Joes bleichem Gesicht, die leicht beunruhigenden Winkel. Da wird bisweilen die Inspiration aus Deutschland sichtbar, was durch das Casting noch unterstützt wird - so sieht der Schwede Uno Henning aus, wie dem "Caligari"-Film entsprungen und mit dem Vielfilmer Hans Adalbert Schlettow ("Nibelungen", Asphalt) ist sogar ein echter Deutscher mit von der Partie. Asquith entfernt das Fantastische, das Gedungene aus dem expressionistischen Stil der frühen 20er und belässt nur seine reine Ästhetik.
Doch wo immer die Inspirationen liegen, wo immer Asquith ausgezeichnet hantiert - das alles ist letztendlich sekundär, weil man einfach den Film geniesst. "A Cottage on Dartmoore" ist nicht allerhöchste Kunst, sein Plot ist simpel, die letzten Filmminuten fallen etwas ab. Doch wir kriegen Unterhaltung mit erhöhtem Tempo geboten, in einer Zeit, in der überlange Stummfilme oft die Geduld der Zuschauer strapazierten. Nicht Asquith. Er erzählt mit Gusto, Energie und einem Minimum an Zwischentiteln. Das alleine hebt ihn nicht in den Rang eines Klassikers, der studiert und geehrt werden will, aber dafür in den eines mitreissenden Stücks Kino aus dem letzten Atemzug des Stummfilms. Um so etwas zu fördern, runde ich grosszügig auf 4 Sterne auf.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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