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Drama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
Ein einziger Moment (Übersetzung)

Regie Onir
Drehbuch Onit, Irene Dhar Malik
Produktion Manohar P. Kanungo, Shailesh R. Singh
Songs Vivek Philip, Pritam, Mithoon
Kamera Sachin K. Krishna
Darsteller Urmila Matondkar, Sanjay Suri, Juhi Chawla, Jimmy Shergill,
Rehaan Engineer, Purab Kohli, Yashpal Sharma, Chetan Pandit
Länge 143 Min.

Kinostart 15.9.2006
Trade classification
Desaster
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 20.10.06
©  Bilder Adlabs, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der selbstbewusste Nikhil Kapoor (Sanjay Suri) baggert in einer Disco die schöne und nicht minder selbstbewusste Anamika Joshi (Urmila Matondkar) an. Die lässt ihn flirten, verrät ihm aber ihren Namen nicht. Nikhil ist dennoch verliebt und schwärmt seinem Kumpel Rahul Kher (Jimmy Shergill) von der tollen Frau vor. Mit Rahul und dessen Kollege Steve O'Brien (Rehaan Engineer) besucht Nikhil den Club wieder, in dem er die Fremde getroffen hat. Sie taucht auf - aber in Begleitung des jungen Farhad. Nikhil und er geraten in Streit, wobei Farhad eine Pistole zückt. Es kommt zum Handgemenge, während dem sich ein Schuss löst: Er trifft Rahul direkt in den Rücken. Dafür wandert Nikhil in den Knast. Da Farhad Polizistensohn ist, wird Nikhil von den Ordnungshütern misshandelt. Und auch in der Zelle erleidet er Demütigungen seitens der Häftlinge. Erst dank der Anwältin Ira (Juhi Chawla) kommt Nikhil frei. Sofort sucht er Anamika auf, doch die erklärt ihm, sie werde sich inKürze verloben: mit Rahul, der seit dem Zwischenfall im Rollstuhl sitzt.

 

REVIEW
Letztes Jahr lieferte der damals 36-jährige Regisseur mit dem mutigen Drama My Brother Nikhil einen der besten Hindi-Independentfilme jüngerer Zeit ab. Er bewegte, war toll gespielt und packte ein heisses Eisen an. Eine neue Regiehoffnung schien geboren. Mit mehr Stars, aber weniger Ideen packte Onir seinen Zweitling an - und strauchelt: "Bas Ek Pal" ist sein Versuch eines europäisch angehauchten Fünfeck-Liebesdramas, das routiniert beginnt und immer mehr Spannung verliert. Ab der Mitte schleppt sich die Handlung mit dem Tempo einer verkalkten Schildkröte zum grotesken Finale. Grotesk meine ich hierbei negativ.

Dabei hat bereits einer vorgemacht, wie man den Stoff blendend verfilmt: Pedro Almodóvar. Als Vorlage für "Bas Ek Pal", auch wenn das im Vorspann natürlich mal wieder niemand eingesteht, diente Ruth Rendells "In blinder Panik" (1986) alias "Live Flesh". Almodóvar verfilmte diesen Psychothriller 1998 zum diabolisch guten "Carne trémula", der in Deutschland unter dem Buchtitel "Live Flesh" veröffentlicht wurde und die Vorlage mit grotesken und melodramatischen Elementen anreicherte. Es war ein herrlicher, bitterböser und heisser Almodóvar-Streifen in der Balance aus Trash und Kunst, ein Übergangsfilm zwischen Almodóvars stürmischen Popart-Erotik-Grotesken und späteren Melodramen.

Onir hingegen serviert denselben Stoff ohne Sex, ohne Machismo und ohne Saft. Gerade aus der Frage der Männlichkeit zog Almodovar soviel Kraft, indem er den virilen Knasti gegen einen Rivalen antreten liess, der im Rollstuhl sitzt und in beinahe jeder Hinsicht impotent wirkt. "Bas Ek Pal" hat auch einen Knasti, der sich hinter Gittern Muckis antrainiert und hat einen Gegner, der im Rollstuhl sitzt, von wo aus er seiner Geliebten die Unfähigkeit zum Sex an den Kopf wirft - doch es bleiben kleine Charaktereigenschaften ohne wichtige Zugkraft für die Story. Überhaupt zieht Onir fast gar nichts aus der Konstellation. Das einzige, was ihn interessiert, ist die Dynamik der männlichen Eifersucht, und auch hier geht er nie aufs Ganze.

Es scheint, als sähe er in der Fünfecksgeschichte selbst die Kraft der Story - und genau da liegt er leider daneben. Denn diese an sich birgt noch nicht viele Ideen, sie läuft abgesehen von einigen Überraschungen geradlinig zum plumpen Ziel. So geradlinig, dass sich sehr schnell Langeweile breit macht. In 90 Minuten hätte man die Story vielleicht noch einigermassen packend erzählen können, doch auch hier eine Fehlkalkulation Onirs: Über satte 143 Minuten ächzt der Film vor sich her, Dialoge werden mit bemühter Langsamkeit ausgetauscht, Shots dauern immer 1-2 Sekunden zu lang. Der Fluss stimmt nicht, der Film will und will nicht vorankommen. Selbst die Songs ziehen die Sache nur in die Länge - in My Brother Nikhil steuerte Vivek Philip das wunderbare Lied "Le Chalein" bei, hier geben er und seine Gastkomponisten ein paar adrette Lieder zum besten, deren etwas gedämpftes Tempo die Lethargie, die der Film ausstrahlt, noch verstärken.

Gegen so etwas kommen denn auch die besten Schauspieler nicht an. Urmila Matondkar, verführerisch wie eh und je, liefert zu Beginn noch ein knisterndes Antasten mit Nikhil-Star Sanjay Suri. Doch lange hält die Chemie nicht an, vor allem Urmila hat gehörige Mühe in den emotionalen Szenen, wenn ihr Schluchzen künstlich und ihr Gesichtsausdruck verkrampft wirkt. Jimmy Shergill verwechselt introvertiert mit schlafwandelnd und Rehaan Engineer wird mit jeder Filmminute seltsamer. Juhi Chawla verleiht dem Ganzen ein wenig Würde, doch auch ihre Rolle ist unterentwickelt.

"Bas Ek Pal" müsste eigentlich ein toller Film sein. Auf dem Papier ist alles blendend. Doch umgesetzt auf die Leinwand entstand ein langes und mühsames Vehikel, das ein paar attraktive Bilder, ein paar talentierte Stars und ein paar nette Lieder gnadenlos vergeudet. Da doch lieber nochmals "Carne trémula" geniessen, der hat Energie, der spielt mit menschlichen Emotionen und Gelüsten. "Bas Ek Pal" dagegen ist ein entmanntes Langweilerkino, das man nur mit einem Memo an Onir quittieren sollte: Lieber talentierter Herr Regisseur, überlassen sie europäische Filme vielleicht doch lieber den Europäern.

 

SONGS
1) Hai Ishq Ye Kya Ek Khata - Pritam goes Ricky Martin. Nicht schlecht (K.K., Sunidhi Chauhan)
2) Tere Bin - Stark gesungenes Rührstück von Gastkomponist Mithoon (Atif Aslam)
3) Ashq Bhi - Passable Routinenummer, gut gesungen (K.K., Sunidhi Chauhan)
4) Dheemey Dheemey - Zärtliches Stück, abermals angenehm gesungen (K.K., Sunidhi Chauhan)
5) Zindagi Hosh Mein - Schmuckes Liebeslied (K.K., Zubeen Garg)

 

MEINE DVD
Adlabs (USA), Code 0, NTSC
Anamorphic Widescreen
Hindi Dolby Digital 5.1 und 2.0 mit englischen und arabischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * * * (Digipack in zu engem Kartonschuber. Bildfarbe gut, Schärfe nicht immer ideal)

 

BESTELLEN 
nehaflix (USA)

 

EXTERNE REVIEWS 
imdb
indiafm.com (1½/5)
Rediff.com (3/5)

 

SCREENSHOTS

 


 

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