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Drama. Dänemark, 1913
Alternativer Titel -
Regie August Blom
Drehbuch Karl-Ludwig Schröder und Axel Garde nach dem Roman von Gerhart
Hauptmann
Produktion Ole Olsen
Kamera Johan Ankerstjerne
Darsteller Olaf Fønss, Frederik Jacobsen, Carl Lauritzen, Ida Orloff,
Ebba Thomsen
Länge 116 Min.
Kinostart 26.12.1913
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 6.1.09
© Bilder Det Danske Filminstitut,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Bakteriologe Dr. Friedrich von Kammacher (Olaf Fønss) reicht eine
Dissertation ein, die jedoch zurückgewiesen wird. Seine Frau (Lily
Frederiksen) wird ob dieser niederschmetternden Nachricht wahnsinnig und muss in
die Nervenheilanstalt. Um sich von dieser Anstrengung zu erholen, flieht
Kammacher nach Berlin, wo er von der exotischen Tänzerin Ingigerd (Ida
Orloff) verführt wird. Er lässt sein altes Leben hinter sich und
begleitet Ingigerd auf dem Schiff "Roland" nach Amerika. Auf dem Atlantik sinkt
der Kreuzer, doch die beiden Liebenden werden nach gerettet und gelangen nach
New York. Dort trennen sich die Wege der beiden wieder.
REVIEW
1913 steckte das Kino noch in seinen
Kinderschuhen. Kurzfilme dominierten die Szenerie, Slapstick war populär.
"Atlantis" mutet daher wie ein Blick in die Zukunft an, denn in seinem
Entstehungsjahr war er neben Werken wie Der
Student von Prag einer der wenigen Spielfilme neuer Generation, die eine
abendfüllende Lauflänge und eine breit angelegte Geschichte aufwiesen. Nicht zu
Unrecht sprechen Filmhistoriker vom ersten modernen dänischen Film.
Verantwortlich für das Werk zeichnete August Blom (1869-1948), der bereits auf eine eindrückliche Produktionsliste zurückblicken konnte. Die Story basierte er auf dem 1912 veröffentlichten, autobiographisch angehauchten Roman des deutschen Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann (1862-1946), dessen Story auch den Untergang eines Ozeanriesen nur wenige Wochen vor dem tragischen Unglück der "Titanic" schilderte. Dem Film wurde daher vereinzelt Sensationsgier vorgeworfen, da er nach dem Untergang in Produktion ging, doch da er sich am Hauptmann-Roman orientiert, ist die Darstellung des Schiffdesasters durchaus legitim.
Und es ist auch das Highlight von "Atlantis". Aufwendig in Szene gesetzt mit einem sinkenden Schiffsmodel und Hunderten von Statisten macht die Sequenz was her. Sie verleiht dem zuvor eher kleinkarierten Werk eine gewisse Grösse. Die behalten danach auch noch die New-York-Passagen, doch es geht wieder bergab. Und da liegt die Krux des Ganzen: "Atlantis" ist filmhistorisch bemerkenswert und zeigt eine eindrucksvolle Untergangsszene. Doch viel mehr ist nicht dran.
Am ehesten noch die Bildsprache von Johan Ankerstjerne ("Häxan", 1922), die vor allem durch ihre Präzision auffällt. Zwar verhält sich die Kamera oft zu statisch, doch die Kompositionen, egal ob in kargen Innenräumen, im kalten Norden oder in der lebendigen Stadt draussen, haben eine grosse Eleganz. Da kann sonst wenig mithalten - weder die träge Montage noch die dünne Story und schon gar nicht die teilweise blassen oder grob fehlbesetzten Schauspieler.
Besonders schwach ist die österreichische Tänzerin Ida Orloff (1889-1945). Sie war in früheren Jahren die Geliebte und Muse von Gerhart Hauptmann, der bei der Produktion ein gehöriges Wörtchen mitzureden hatte und sie sozusagen in jener Rolle besetzte, die auch seiner Romanfigur als Vorbild diente. Doch obwohl sie sich daher selbst spielt, versagt sie - sei es mit ihrem trägen Tanz auf der Bühne oder dem wenig elektrisierenden Spiel später auf dem Schiff.
Ihr Co-Star, der beliebte Däne Olaf Fønss (1882-1949), steht ihr in nichts nach, und liefert eine blasse Vorstellung. Wie die Frauen ihm fast schon reihenweise verfallen können, bleibt ein Rätsel. Doch das ist nicht alleine Fønss' "Verdienst", sondern auch jener des Drehbuchs. Die Figurenzeichnung erschöpft sich in Stereotypen und die Handlung wirkt zu episodisch, um mitzureissen. Etwas grob ausgedrückt: Der Film ist verdammt langweilig. Daran haben alle Beteiligten Mitschuld, doch vor allem Regisseur Blom, der viel zu behäbig erzählt und inszeniert.
"Atlantis" hat daher primär filmhistorischen Reiz, überzeugt von seinen Bildkompositionen her und zeigt eindrückliche Aufnahmen aus Berlin und New York. Ausserdem gibt es zwei Passagen, die hängen bleiben: Der Untergang der "Roland" und in New York der Auftritt des armlosen Charles Untham, der mit dem Plot nichts zu tun hat, aber damit beeindruckt, wie er ohne Hände trompetet, Karten spielt und eine Weinflasche öffnet! Ein faszinierender Anblick - nur eben freilich losgelöst vom ganzen Rest.
Erwähnenswert ist noch ein alternatives Ende, das lediglich in Sibirien gezeigt wurde (wo Hauptmann es nie zu Gesicht bekam). Weil die Russen nämlich düstere Enden mochten, fiel von Kammacher am Schluss tot um. Eigentlich gar keine schlechte Sache, denn mit dem Mann hat man eh wenig emotionale Verbindung. Ihn zu opfern wäre so etwas wie ironische Gerechtigkeit und würde zudem wenigstens ein Bisschen Gefühl für ihn und sein Schicksal generieren.
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Danske Filminstitut (Liefert aus DK)
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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