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Drama. Schweiz
Alternativer Titel Die sechs Kummerbuben

Regie Franz Schnyder
Drehbuch Franz Schnyder nach einer Erzählung von Elisabeth Müller
Produktion Monopol-Films, AG
Musik Robert Blum, Hans Moeckel
Kamera Andreas Demmer

Schnitt
Anne Demmer
Darsteller Franz Matter, Linda Geiser, Urs Hofmann, Jürg Dreier, Beat Schenk,
Heinz Hiltbrunner, Uli Hager, Urs Welsch, Margrit Rainer, Ruedi Walter, Ettore Cella
Länge
120 Min.

Kinostart 1968

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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco Spiess, molodezhnaja 23.10.2018
©  Bilder SRF, Screenshots molodezhnaja


STORY
Der Tagelöhner Gottfried Kummer (Franz Matter) und seine Frau Sofie (Linda Geiser) wohnen in einem baufälligen Haus im Emmental. Sechs Söhne haben die Kummers, was ihnen einigen Stress, aber auch viel Freude bereitet. Der Alltag der Familie wird jäh durcheinandergebracht, als Garagist und Gemeindepräsident Lüthi (Peter Markus) 350 Franken Zinsen einfordert. Ende Monat will er bezahlt werden oder das Häuschen müsste verkauft werden. Das Geld muss aufgetrieben werden, dabei helfen nicht nur die Söhne, sondern auch Untermieter Benz (Ruedi Walter), der aufpassen muss, dass seine strenge Gattin Bäbi (Margrit Rainer) nichts merkt.

 

REVIEW
Man konnte 1968 durchaus einen konservativen, altmodischen Film drehen, doch eine gewisse Ablehnung war programmiert: Die Nouvelle vague fegte die Kinowelt durch, Studenten protestierten, Woodstock stand bevor. Ein Film wie "Die 6 Kummerbuben" war also schon bei seiner Erscheinung ein eher rückständiges Werk und die zeitgenössische Kritik war auch nicht gerade zimperlich mit dem Film.

Dabei standen die Vorzeichen ja noch gut. Erfolgsregisseur Franz Schnyder, der mit seinen Gotthelf-Verfilmungen Millionen in die Kinos lockte, adaptierte den populären Roman von Elisabeth Müller, hatte mit zwei Millionen Franken stattliches Budget zur Verfügung und drehte in Farbe, was schon seinem letzten Werk Geld und Geist trotz schwacher Qualität zu phantastischen Kassenresultaten verhalf.

Um den Film zu stemmen holte Schnyder das noch junge Schweizer Fernsehen an Bord, das einen Teil der Finanzierung übernahm, wenn Schnyder den Stoff auch in eine TV-Serie überführen würde. Das tat er, die 13-teilige Serie avancierte zum Gassenhauer, obwohl (oder vielleicht weil) sie technisch bedingt schwarzweiss war. Die Kinoversion, die zum Grossteil auch Material aus der Serie beinhaltet, verkam jedoch zum Totalflop.

Man kann über die Gründe nur spekulieren, vielleicht war das Fernsehen eher ein Medium für diesen Stoff, vielleicht war es tatsächlich der Umstand, dass "Die 6 Kummerbuben" ein Film war, der nicht in die Zeit passte. Doch eines ist sonnenklar: Der Film ist auch nicht wirklich gut. Das Zusammenstutzen der Geschichte sorgt für eine sehr holprige Dramaturgie, die TV-bedingte Bildsprache beeindruckt nicht und selbst die Schauspieler zeigen sich nicht von ihrer besten Seite.

Eine Teilschuld daran hat die Nachsynchronisation im Studio, die fast allen Szenen die Spontanität raubt und viele Dialoge so gestelzt und gekünstelt wirken lässt. Das Berndeutsch soll urchig und bodenständig sein, es klingt aber erzwungen und abgelesen. Und sprachen die Emmentaler in den späten 60ern wirklich noch so? Es klingt teilweise extrem umständlich formuliert, eher bei Gotthelf daheim als in der Zeit - aber da ich erst sieben Jahre später in einem Kanton weiter nördlich das Licht der Welt erblickte, bin ich nicht der richtige für eine genaue Syntax-Analyse.

Was aber auch im Nachhinein auffällt ist das Antiquiertheit, nicht nur inszenatorisch, sondern auch inhaltlich. Wie gesagt: Die Welt war im Umbruch, und hier sagen Kinder "Chrampfe, dasch mi ganzi Fröid" (Arbeiten ist meine ganze Freude). Städter sind durchs Band unsympathisch, alles, was modern ist, wird abgelehnt. Und dabei liegen die Sympathien nicht einmal unbedingt bei den Kummers - vor allem Vater Gottfried wirkt immer gehässigt, wird selbst beim normalen Gespräch laut oder stösst wütend die Spaghetti weg, weil er zu stolz ist, nachzufragen, wie man dieses moderne Zeug denn überhaupt isst. (Wenige Minuten vorher meinte er noch, sein Magen knurre wie verrückt).

Ich habe nichts gegen altmodische Filme. Gerade Schnyders Arbeiten, sieht man vom einschläfernden "Geld und Geist" ab, hatten immer ihren Charme. Und auch international musste es in den 60ern nicht zwingend Godard sein, es geht auch ein "Sound of Music". Doch der Kummerbuben-Film ist technisch zu holprig und inhaltlich zu dünn, was kombiniert mit dem altmodischen Gehabe nicht gut kommt und mit meinen 2 1/2 Sternen noch gnädig bewertet ist.

Schnyder traf der Rückschlag schwer. Er versuchte später noch, einen Pestalozzi-Film zu drehen, doch "Die 6 Kummerbuben" blieb sein letztes Werk. Er lebte verbittert und angeschlagen im Psychiatriezentrum Münsingen, wo er 1993 starb. Dass seine Karriere mit einem Flop endete, tut weh. Doch jemand, der so viele Schweizer Klassiker drehte und Millionen von Zuschauern in die Kinos locken konnte, muss sich für nichts schämen, sondern gehört in die Schweizer Kulturgeschichte.

  

EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net


 

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