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> WAR OF THE WORLDS

 


Sci-Fi-Drama. USA 2005
Alternativer Titel Krieg der Welten (deutsch)

Regie Steven Spielberg
Drehbuch David Koepp nach dem Roman von H. G. Wells
Produktion Kathleen Kennedy, Colin Wilson
Ausführende Produzentin Paula Wagner
Musik John Williams
Kamera Janusz Kaminski
Darsteller Tom Cruise, Dakota Fanning, Justin Chatwin, Tim Robbins, Miranda Otto
Länge 116 Min.

US-Kinostart 28.06.2005
CH-Kinostart
28.06.2005

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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
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©  Text Marco, molodezhnaja 27.6.05
©  Bilder Paramount / DreamWorks, Screenshots molodezhnaja


STORY
Ray Ferrier (Tom Cruise) arbeitet als Dockarbeiter an einem Hafen in New Jersey. Er lebt in einem einfachen Haus und ist alles andere als glücklich: Seit seiner Scheidung von Mary Ann (Miranda Otto) hat er sich immer mehr von seinen Kindern entfernt. Nun hat er keinen richtigen Draht mehr zum stillen Robbie (Justin Chatwin) und der kleinen Rachel (Dakota Fanning). Als die zwei mal wieder von einem Aufenthalt bei Mama, die mittlerweile schwanger ist von ihrem neuen Freund, zurückkommen, passiert am Himmel über New Jersey Seltsames. Heftige Blitze schlagen kurz darauf in den Boden, alle Elektronik, alle Autos, alle Uhren stehen still. Ray begutachtet den angerichteten Schaden auf einer Kreuzung. Plötzlich weichen die Menschen zurück, denn aus dem Loch, wo der Blitz eingeschlagen hat, bricht eine gigantische Maschine aus dem Boden. Es ist ein ausserirdischer Tripod, eine Kampfmaschine, deren Hitzestrahl alles zerstört, was ihm in die Quere kommt. Menschen werden in Sekundenbruchteilen verbrannt und pulverisiert. Dem verstörten Ray gelingt die Flucht nach Hause. Er packt seine Kids und macht sich davon - er will Mary Ann in Boston erreichen. Doch das ist kein leichtes Unterfangen, da die ausserirdischen Invasoren auf der ganzen Welt angreifen.

 

REVIEW
Ich fange eine Kritik nicht gerne so an, aber ich muss trotzdem etwas über die Bewertung sagen: Ich habe erst 4½ Sterne gegeben, was viel ist, da ich einen Film sehr selten mit mehr als vier belohne. Aber "War of the Worlds" hat unlösbare Probleme dramaturgischer wie inhaltlicher Art, die man kaum unter den Teppich kehren kann. Hat er deshalb "nur" vier Sterne verdient? Nach langem Hin und Her bin ich zum Schluss gekommen: ja. Steven Spielberg hat seit "Jaws" keinen spannenderen Film gedreht. Und es gibt soviel zu mögen, soviel zu bestaunen an diesem gigantischen Werk. Solide 4 Sterne tragen dem nun Rechnung. Und es ist eine Aufforderung: Schaut euch dieses Werk unbedingt an. Im Kino bläst es einen stellenweise beinahe aus den Schuhen.

Vor allem die oben beschrieben Szene, in der der Tripod aus dem Boden steigt, ist einfach atemberaubend. Von dem Zeitpunkt an, an dem die Leute sich versammeln bis zu der Stelle, an der Tom Cruise völlig staubig ins Haus zurückkehrt, ist dies eine Sequenz eines Meisterwerks. Und das Geniale ist: Der Film sinkt eigentlich fast nie ab. Das Niveau an nervenzerrender Spannung ist enorm. Fast zwei Stunden lang lässt Spielberg nicht los und zeigt sich von seiner härtesten Seite. Diese Kompromisslosigkeit der ersten zwei Filmdrittel findet man in Spielbergs Schaffen sonst höchstens in seinem Erstling "Duel". Derart intensiv ist dieses Unterfangen. Die erste Tripod-Szene ist denn auch keineswegs der einzige Höhepunkt. Es folgt eine ganze Serie davon. Die Panik der Leute, etwa in einer "Zombie"-artigen Auto-Belagerungsszene, ist deshalb absolut nachvollziehbar: Dies ist Krieg. Und nicht irgendeiner, sondern der grösste, den die Menschheit je erlebt hat.

Es ist auch ganz klar, dass Spielberg und sein "Jurassic Park"-Autor David Koepp ihr Versprechen eingelöst haben, keine gängigen Invasionsfilm-Klischees zu präsentieren. Die ersten Shots nach dem Eröffnungsmonolog von Morgan Freeman zeigen zum Beispiel New York. Das wurde so oft in Schutt und Asche gelegt, dass einem durch den Kopf "nicht schon wieder New York!" Und das dachten eben auch Spielberg und Koepp: Die Kamera schwenkt nach rechts, zielt auf Tom Cruise und geht nie mehr zurück. Nie mehr New York. Man sieht keinen richtigen Wolkenkratzer mehr im ganzen Film. Auch andere Stereotypen sucht man vergebens - so etwa die Montage von weltweiten Angriffen und Gegenangriffen oder die berichtenden TV-Teams. Denn Spielberg konzentriert sich ganz auf die Familie Ferrier. Alles, was von ihr ablenkt, beschränkt er auf ein Minimum.

Dadurch würde ich mal behaupten, "War of the Worlds" sei "Signs" aber mit einer echten Invasion. Beide Filme konzentrieren sich auf die Familie. Beide spielen nicht in der Stadt, beide haben auch manche Story-Parallelen, was wohl auch daran liegt, dass M. Night Shyamalan H. G. Wells' Vorlage natürlich kannte. Wer nun Angst hat, auch WotW sei voll mit religiösen Ideen wie "Signs" und wie im übrigen auch H. G. Wells' Buch (einer meiner Lieblinslektüren während meines Australien-Aufenthalts), der kann beruhigt sein: Eine Kirche, die aussieht wie jene, die am Schluss von George Pals 1953er-Kinoversion von "War of the Worlds" als sicherer Hafen dient, bricht spektakulär zusammen und danach gibts bis zu Morgan Freemans Schlussmonolog wenig zum Thema Gott zu hören.

Trotzdem bleibt Spielberg relativ nahe an der Vorlage. Kann doch nicht sein, denkt ihr nun. Schliesslich spielt das Original im viktorianischen England. Aber es gibt viele Ähnlichkeiten und man merkt, dass Spielberg und Koepp durchaus Respekt vor Wells hatten, auch wenn sie ein völlig neues Setting wählten. Da sind zum Beispiel Anfangs- und Schlussmonologe, die aus Teilen des Anfangs bzw. des Buch-Kapitels "Dead London" stammen. Da ist die Ich-Perspektive: Das Buch ist in der ersten Person erzählt und dadurch, dass wir so nahe dran sind an Tom Cruise wird der ähnliche Effekt erzielt. Es gibt weitere Gemeinsamkeiten wie das eklige rote Unkraut, das später im Film vorkommt. Und das Ende? Ich sag vorerst nichts dazu, nicht einmal, ob es jenes aus dem Buch ist - denn das wäre ein Spoiler für die, die das Buch kennen. Weiter unten gehe ich gerne schnell darauf ein. Aber das Ende hat ein ganz anderes Problem.

Spoiler-frei: Die Charaktere erleben zum Schluss eine Szene, die so leider etwas von der Dramatik des Films raubt. Es ist ein solides Ende, durchaus auch nahe am Buch, aber viele Zuschauer werden es schade finden, dass Spielberg scheinbar der Mut verlassen hat, seine Düsternis durchzuziehen. Selbst für mich war es einer dieser eingangs genannten Gründe, 4½ Sterne knapp nicht zu geben. Ein konsequenteres Durchziehen der niederschmetternden Ereignisse hätte den Film aufgewertet. Überhaupt ist der Schluss problematisch. Schon im Buch ist das Ende ja quasi eine Deus Ex Machina und der Film leidet unter einem ähnlichen Problem. Aber dazu dann eben weiter unten. Dafür gehe ich noch schnell auf die anderen "Missständchen" ein:

Tom Cruise. Er spielt gut, aber sein nervöses Fingergestikulieren ist nicht immer ideal. Er verkörpert den einfachen Arbeiter mit Bravour, aber hin und wieder hatte ich das Gefühl, er sei der falsche für den Part. Vielleicht liegts ja auch nur an seiner Scientology-Zugehörigkeit: Im Film spiegelt sich davon nichts wieder, aber Alien-Invasion ist schliesslich auch ein Fundament von Hubbards Scientology-"Battlefield Earth", deshalb geht einem die Sekte schon ein paar Mal (zu Unrecht) durch den Kopf. Das hat natürlich nichts mit der schauspielerischen Leistung geschweige denn mit der Qualität des Films zu tun! Dakota Fanning - sie spielt für ein Kind famos, aber sie muss etwas gar oft nichts anderes tun als schreien. Am Anfang ist sie jedoch fantastisch, vor allem in den Szenen mit dem Auto. Dieses Auto fährt übrigens beim Verlassen von New Jersey auf der Autobahn. Man bedenke: Alle Autos, alle Elektronik blieb stehen - aber Cruise, der sein Auto zum Laufen brachte, manövriert durch die stehenden Autos. Haben etwa alle Fahrer auf dem vollen Highway ihr Gefährt beim Blackout schön zur Seite gestellt? Mit vollem Tempo und redend fährt er da durch - es ist eine lange, intensive und fantastisch gefilmte Szene, aber eben: nicht sehr glaubwürdig. Ebenso habe ich mich hin und wieder über die Behandlung von Cruise durch die Aliens gestört. Gegen Schluss setzen die Tripods zum Beispiel ihre Hitzestrahlen nicht mehr oft ein, wohl um Cruise nicht einfach zu killen und den Film zu beenden. Aber es nagt etwas an der Glaubwürdigkeit.

Zuschauer werden noch weitere Dinge finden, zum Beispiel, dass beim Aufstieg des Tripods Leute fotografieren und filmen, obwohl alle Elektronik nicht mehr läuft - aber ich sags mal so: Das meiste sind Kleinigkeiten. Wer absolute Logik erwartet, sitzt im falschen Film. Es ist immer noch Fantasy und es ist Spielbergs Verdienst, dass er die Tempo-Zügel nie drosselt. WotW ist eben sein intensivster, wuchtigster Film. Die Spannung ist enorm, das Wechselspiel aus Nerventerror und schierem Actionexzess atemberaubend. Überhaupt ist die Action, die meist Teil des Hintergrunds ist (die Familie muss ja eben im Zentrum stehen), von einer selten zuvor gesehenen Perfektion. Damit meine ich die Spezialeffekte von ILM, die Actionchoreografie, die Kamera von Janusz Kaminski, der Schnitt von Michael Khan - alles zahnt so perfekt ineinander, dass hier eben nur der Unterkiefer zu Boden plumpsen kann. Klar findet man bei jedem Spielberg-Streifen Fehler, aber das tut man in jedem Film. Aufgewogen gegen die Raffinesse, die Kraft und das über Jahre angesammelte Talent dieses Filmteams sind es schlicht und einfach Peanuts.

Nochmals zurück zu den Effekten und den Akteuren: Sie FX sind grandios. Die Tripods hauen einen aus den Socken - ihr Sound ist etwas vom besten, was ich je im Kino gehört habe. Das geht durch Mark und Bein. Die Aliens selber (ja man sieht sie) sind passabel. Und netterweise hat Spielberg mit ihren dreifingrigen Händen gegen Ende eine Hommage an den Schluss der 1953er-Version drin. Weniger gelungen sind dagegen einige Nebenaspekte der Aliens, wie etwa ihre zu wenig erklärte rote Unkraut-Brut oder eine Anus-ähnliche Öffnung, auf die nicht eingegangen wird. Wells erklärt im Buch enorm viel an Background, etwa, dass die Aliens nicht essen, nicht schlafen und keinen Sex haben. Im Film erfährt man leider so gut wie nichts über ihre Herkunft, ihre Zivilisation und Motivation. Wohl auch, weil sie eine fast "anonyme Gefahr" darstellen sollen. Und eben auch, weil alles auf Cruise & Co konzentriert sein muss.

Für andere Akteure bleibt wenig Platz: Tim Robbins hat eine etwas undankbare Rolle, gleiches gilt für Miranda Otto. Morgan Freeman ist ein Genuss, wenn er Wells liest. Am Anfang und am Schluss, eben wie ein Buch. Er hilft auch enorm, den hastigen Schluss abzurunden. Gesehen hat man danach ein spektakuläres und doch ziemlich intimes Meisterwerk vom besten oder zweitbesten Regisseur unserer Zeit (ich warte auf einen neuen James-Cameron-Film, um endlich die Ränge zu verteilen). Ein Meister auf der Spitze seines Könnens, der eine doch relativ einfache Geschichte nimmt und ein Schreckensszenario daraus bastelt, das selbst jenes von "Saving Private Ryan" übertrifft. Die Horrorvision, die einem durch den Kopf geht, das Gefühl "was würde ich tun?" lässt einen am Sesselrand kleben. Und deshalb gibts abgerundete 4 Sterne. Weil mich dieser Filmemacher zwei Stunden durchschüttelt, fasziniert, begeistert, schockt, rührt und enorm unterhält. Weil Spielberg uns Staunen lässt, weil er uns durchschüttelt, uns schlaucht und begeistert. Das macht eben auch grosses Kino aus.

SPOILER ZUM ENDE
Ich liebe das Buch und bedaure ja, dass Spielberg nicht 1:1 das Teil im viktorianischen England spielen liess. Aber es tut ziemlich gut, dass er ansonsten so nahe dran blieb - nahe am Geist, nicht an den Worten. Das betrifft auch das Ende. Es sind wiederum die Bakterien welche "God, in his wisdom, has put upon this earth", die die Aliens killen. Und das wird die gleichen Kommentare hervorrufen, wie das Wasser bei "Signs": Haben die ollen Aliens nicht erst mal getestet, was auf der Erde so lebt? Die Frage ist berechtigt, aber letztendlich schmälert es den Impact des Endes nur wenig. Es kommt einfach arg plötzlich. Aliens tot, Bild auf Bakterie (ironischerweise auch das erste Bild des Films), Monolog, fertig. Im Buch genauso wie um Film. Und in gewissem Sinne ist es wie bei "Signs": zwei Stunden extreme Spannung (diesmal eher mechanischer Art als psychologischer wie bei "Signs") und dann einfach *plopp* fertig. Es ist einfach nicht 100% befriedigend. Man dürstet nach mehr - vor allem nach mehr Wissen betreffend den Marsbewohnern. Wells hat ja eifrig über Mars und Aliens berichtet; das vermisst man hier. Die Moral von der Geschicht bleibt dieselbe.

Auf imdb gibt es hier ein gutes FAQ, das immer wieder auftauchende Fragen und Nörgeleien mit Antworten versieht.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
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James Berardinelli (3/4)
Roger Ebert (2/4)
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Filmspiegel (4/5)

 


 

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