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> LA VOCATION D'ANDRÉ CAREL
Stummfilmdrama. Schweiz /
Frankreich
Alternativer Titel Die Macht der Arbeit; Die Berufung des André Carel
Regie
Jean Choux
Drehbuch Jean Choux
Produktion Production Jean
Choux, Genève Les Films H. D. R., Paris
Kamera Charles-Georges Duvanel, Paul Guichard
Schnitt Jean Choux
Darsteller Stéphane Audel, Michel Simon, Blanche Montel, Camille Bert,
Maurice Déstin
Länge 94 Min.
Kinostart 1925
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 1.9.2021
© Bilder Play Suisse,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Der Schriftstellersohn André Carel (Stéphane Audel)
reist mit seinem ehemaligen Erzieher Gaston (Michel Simon) an die Waadtländer
Riviera, um sich von einer Sportverletzung zu erholen. Auf einer Schifffahrt auf
dem Genfersee erblickt André die schlafende Reine (Blanche Montel) und ist hin
und weg. Nach dem Anlegen in Meillerie folgt er ihr und
sieht, wie sie lebt, als Tochter des Schiffers und Steinhauers Lugrain (Maurice
Destain).
REVIEW
Der Wikipedia-Eintrag zur Schweizer Filmgeschichte
fängt richtig deprimierend an: "Ein nennenswertes Stummfilmschaffen gab es in
der Schweiz nicht. Nur wenige Produktionen vor 1930 sind bekannt oder
erwähnenswert." Das ist leider korrekt. Sieht man von internationalen
Produktionsteams ab, die in der Schweiz gefilmt haben, oder von Dokumentarfilmen,
existiert so gut wie kein frühes eidgenössisches Filmschaffen. Nur gerade zwei
Ausnahmen lassen sich ausmachen: Der tolle
Visages d'enfants
des Belgiers Jacques Feyder und "La vocation d'André Carel" des Genfers Jean
Choux, beide erschienen 1925, beides Co-Produktionen mit dem filmtechnisch
etwas reiferen Frankreich. "La vocation d'André Carel" wurde von der Cinématheque
Suisse in
den Nullerjahren restauriert und sieht nun tatsächlich wieder so gut aus, dass
man ihn ansehen kann. Und wertschätzen. Denn er ist nicht nur wichtig für die
brache Frühgeschichte des Schweizer Films. Er ist auch ganz solide.
Choux nimmt sich ausgiebig Zeit, die Gegend um den Genfersee in Szene zu setzen. Aber er beschränkt sich dabei nicht auf die pittoresken Anblicke, sondern richtet sein Augenmerk schon bald auf das gemeine Volk: Die Arbeiter, die am See zusammen sitzen und ihr einfaches Essen einnehmen, oder auf den Schiffen ihrer harten Arbeit nachgehen. Das grenzt oft an poetischen Realismus und bildet auch die Stärke des Films. Weitaus weniger überzeugend ist die Handlung. Der deutsche Titel "Die Macht der Arbeit" ist etwas seltsam gewählt, sinnvoller wäre "Der Wert der Arbeit", denn dies fasst den Plot gut zusammen. Verwöhnter Künstler ist doof, wer hart schuftet ist gut. Das ist aber nicht etwa in sozialistischer Manier ausgelegt, wonach etwa die Arbeiter besser entlöhnt gehören oder die Produktionsmittel in die Hände der Arbeiter überführt werden sollten. Nein, es geht um eine leicht verkitschte Glorifizierung der Arbeit an sich. Ich arbeite, also bin ich. Und das könnte man fast interpretieren, als wolle ein Kapitalist dem Fussvolk einreden, es sei besser dran da wo es ist. Diese Interpretation des Films im Dienste der Bourgeoisie geht sicher zu weit, aber man ertappt sich bei solchen Gedankenspielen, weil sonst nicht gerade viel passiert.
Nicht einmal die Schauspieler halten richtig bei der Stange. So ist Hauptdarsteller Stéphane Audel eine mittlere Schlaftablette und baut entsprechend wenig Chemie mit der etwas gefälliger agierenden Blanche Montel auf. Und der spätere Superstar Michel Simon (in einer seiner ersten Leinwandrollen) ist auch nicht gerade nach meinem Geschmack mit seiner überdimensionierten Brille und den hervorstehenden Zähnen. Das scheint gar plump auf komödiantischen Sidekick getrimmt. Aber immerhin bringt Simon ein wenig Leben in die Bude, was seine Co-Stars nicht schaffen. Wenn das alles gar negativ klingt: Ja: echt gut ist der Film nicht. Eben nur solide, wegen seiner Atmosphäre und seiner Bilder, die hier nahezu die ganze Miete sind. Einen kleinen Bewertungsbonus kriegt er dann noch wegen seiner für uns Schweizer filmhistorischen Relevanz. Muss man das gesehen haben? Wohl kaum. Aber ich bin dennoch froh, hab ichs gemacht.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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