Van Helsing (2004)
Quick-Links: Cast & Crew - Review
US-Start: 7.5.2004
CH-Start: 6.5.2004
28.4.04
Man kann nicht drumherumreden: "Van Helsing" ist dumm, laut und albern. Kritiken werden sich darauf stürzen, den Film als "mindless summer stupidity" zu attackieren. Und sie haben recht. Doch ist das wirklich so massgebend? Was erwartet man von einem Film, der nichts anderes will, als die berühmten Filmmonster von Universal zu einem Actionspektakel zusammenzubringen? Die wirkliche Frage, die sich stellt, ist doch vielmehr "ist er unterhaltsam?". Und das hängt davon ab, ob man die Ausgangslage akzeptiert. Die ersten paar Minuten werden allen gefallen. Publikum und Kritikern, denn Stephen Sommers, der für Universal ja schon das Monster "The Mummy" zur Franchise gemacht hat, führt den Film nach einem brennenden Universal-Logo in Schwarzweiss ein. Wir sehen, wie Frankenstein sein Monster (Shuler Hensley) für den bösen Dracula (Richard Roxburgh) erschafft, wie der Mob Frankensteins Monster zur Windmühlte treibt und das Gebäude abfackelt. Alles im Stile der 30er-Jahre-Klassiker von James Whale und Co.
Und danach wirds farbig. Dann trifft der legendäre Vampirjäger Van Helsing (Hugh Jackman) im Nôtre Dame von Paris auf Mr. Hyde. Die Szene ist recht lächerlich, die CGI-Kreatur ist mässig und der Humor eher plump. Da hängen die meisten schon ab. In dem Fall ist "Van Helsing" 131 Minuten Tortur. Aber wer da dran bleibt, wer akzeptiert, in einer nicht realen Welt einen Clash of the Monsters zu sehen, wer die Logik aussen vor lässt und sich auf die Achterbahn begibt, der hat halbwegs Freude an dem, was danach kommt. Van Helsing arbeitet nämlich für ein religiöses internationales Konsortium mit Sitz im Vatikan und wird von diesem Ende des 19. Jahrhunderts nach Transilvanien geschickt, wo er Dracula kaltmachen soll. Van Helsing und sein Begleiter Carl ("Faramir" David Wenham) werden unfreundlich empfangen. Vor allem die schöne Prinzessin Anna (Kate Beckinsale) will die zwei Fremden gleich ausschalten. Doch da greifen bereits drei Vampirbräute an. Sie wollen Anna, denn Darcula will ihre ganze Sippschaft auslöschen. Anna und Van Helsing beschliessen, zusammenzuarbeiten - und decken einen furchtbaren Plan des Vampirfürsten auf.
Das bringt mit sich, dass sie gegen allerlei Bister antreten: Dracula, Draculas drei Bräute, Wolfman (na ja, eigentlich eher Werwölfe), Draculas Brut. Mr. Hyde ist bereits weg vom Fenster. Und Frankensteins Monster ist ein spezieller Fall. Das sind die Kreaturen, die vorkommen. Sind ja gar nicht so viele. Manche sind gelungen, andere weniger. Ich fand Dracula etwas blass und seine Erotik mit den drei Bräuten funktioniert nicht. Dies ist besonders tragisch, weil der Sex zwischen ihnen ein zentrales Thema wird. Kate Beckinsale ist sehr hübsch, stets geschminkt und flink, trotz engem Korsett. In Leder kämpfte sie geiler gegen Vampire und Werwölfe (Underworld), doch sie macht klar eine gute Figur. Jackman ist cool, geht aber wie alle Schauspieler bald im Getümmel unter.
Das ist Sommers grösstes Problem: er kann nicht mit CGI umgehen. "Van Helsing" ist ein Effekte-Overkill und die FX nur leicht besser als jene in "The Mummy Returns". Deshalb nimmt man viele Szenen nicht ab und wünscht sich, Sommers hätte zu einem Modell gegriffen. Emotional bleibt man völlig distanziert. Dass man sehr wohl mit künstlichen Kreaturen Mitleid haben kann, zeigte nicht zuletzt "The Lord of the Rings" - Sommers erreicht nie dieses Niveau. Sein Film bleibt auf dem Trash-Level. 200 Millionen Dollar teurer Trash mit lauter Musik von Alan Silvestri (fand ich geil), üblen Dialogen, massiver Überlänge (eine halbe Stunde weniger wäre okay) und schlechten Einzeilern. Das "beste" Beispiel kommt gegen Schluss, als Kate eine Vampir-Tussi tötet. Die Blutsaugerin hat vorher in typischer Bad-Guy-Manier eine lange Rede gehalten. Deshalb killt Kate sie und bringt ihren One-Liner. Doch anstatt einer Zeile à la "don't talk, just kill" kommt ein halbes Essay. Die Idee ist one liner. Die Selbstironie des Kommentars verpufft nach dem 5. Wort. Und Kate hält regelrecht eine Ansprache. Funktioniert nicht, wirkt holprig. Na ja, das trifft auf einen Grossteil des Films zu.
Doch wenn er in Schwung ist, dann ist er es richtig. Man sollte nahe bei der Leinwand sitzen und die Lautstärke voll aufrehen. Dann sind das Herumgeturne in Draculas Schloss, die irrsinnigen Kamerafahrten, Sprünge und Flüge fast schon geil. Dann erreicht "Van Helsing" die Power einer Achterbahn. Und also solche ist der Film sehr gelungen. Das Finale wird unnötig im Kitsch ertränkt, danach ist der erste programmierte Blockbuster 2004 vorbei. Fazit? Dumm, laut und albern. Oh ja. Und zu 50% recht unterhaltsam. Das reicht haarscharf noch für 2½ Sterne. Erwartet einfach kein Meisterwerk. Besser als The League of Extraordinary Gentlemen ist er aber alleweil ...
Noch eine kleine Spoiler-eske Anmerkung zu Van Helsings Namen. Im Original heisst er ja Abraham van Helsing. Im Film heisst er anders - den nachfolgenden Text anschwärzen für die Lösung: Er heisst Gabriel, wie Dracula ihm verkündet. Er hat damals Dracula getötet vor Hunderten von Jahren. So lange? Ja, er ist schliesslich kein Mensch. Gabriel. Wie der Erzengel - es heisst ja im Film, die Legende verkünde, "die linke Hand Gottes" habe Dracula getötet. Eben, ein Erzengel ... Gabriel. Das erklärt den Namenswechsel.
page created:
28.4.04 ~ last updated 28.4.04
© Text molodezhnaja / Pictures
Universal
Use internet explorer on a PC to view this site! Mac and Netscape screw up the content.