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Melodrama. Deutschland 1945
Alternativer Titel -

Regie Helmut Käutner
Drehbuch
Helmut Käutner, Walter Ulbrich
Produktion
UFA
Musik Bernhard Eichhorn
Kamera
Igor Oberberg
Schnitt Wolfgang Wehrum
Darsteller
Hannelore Schroth, Carl Raddatz, Gustav Knuth, Margarete Haagen, Hildegard Knef
Länge
96 Min.

Kinostart 1945/1950

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 15.10.10
©  Bilder FAZ, Screenshots molodezhnaja


STORY
Willy (Gustav Knuth) und Hendrik (Carl Raddatz) sind Flussschiffer und schippern mit ihrem Schleppkahn zwischen Rotterdam und Berlin. Die Elbe, die Havel - das ist ihre Heimat. In jeder Stadt haben sie ein Mädchen, sie geniessen die Freiheit. An eine feste Beziehung haben sie bisher kein Interesse gehabt, denn dies würde ihre Freundschaft und Zusammenarbeit wohl beenden. Stattdessen sparen sie lieber acht Jahre lang für einen Motor. Doch ewig nur Kurzbeziehungen haben und die Mädchen auf den Brücken beobachten, wird nun wohl doch zu langweilig, denn beide sehnen sich nach etwas Dauerhaftem. Da trifft es sich gut, laden sie eines Tages die verzweifelte Anna (Hannelore Schroth) auf. Aber welcher der beiden Männer kriegt sie?

 

REVIEW
Wenn man sich "Unter den Brücken" heute anschaut, dann deutet nichts darauf hin, dass er im vorletzten Jahr des Zweiten Weltkriegs entstanden ist. Regisseur Helmut Käutner (1908-1980), der wegen seines Klassikers "Grosse Freiheit Nr. 7" (1944) mit Reichspropagandaminister Goebbels in Zwist geriet, hielt alle Anzeichen des Krieges versteckt. 1945 ging er daher durch die Zensur, doch zu einer Aufführung kam es nicht mehr. Die Premiere fand erst 1950 statt, in einem ganz neuen Umfeld, und irgendwie passte der Film da auch hin.

Doch gerade diese Entstehung in der Übergangszeit sorgt auch für eine kaum fassbare Bedrohung. Die heile Welt existiert nur auf dem Kahn, draussen wird gekämpft, gestorben. Die komplette Ausblendung der Kriegsrealität sorgt genau für den umgekehrten Effekt - man fühlt sich ständig dran erinnert. Das macht "Unter den Brücken" reizvoll, ist aber freilich nicht der einzige Grund. Käutner ist schliesslich einer der unterschätzteren und grösseren Regisseure der 40er- und 50er-Jahre. Zu seinem Nachteil war, dass er erst während dem Krieg drehen musste und später in der Nachkriegs-Wonne-Wohlfühl-Masse unterging, doch bei vielen seiner Werke erkennt man kleine Überraschungen.

Bei dem hier ist es der poetische Realismus. Jene mit den Franzosen um Marcel Carné und Jean Renoir assoziierte Kunstform ist nicht gerade mein bevorzugtes Stilmittel. Selbst Klassiker à la "Les enfants du paradis", "Quai des brumes" oder Le grand jeu ernteten bei mir wohlwollendes Schulterzucken. Das meine ich nicht in Arroganz, denn für die Bildsprache und den Aufbau der Atmosphäre hege ich durchaus Respekt, es ist eher der lethargisch-melancholische Inhalt, der mich bisweilen abschreckt. Käutner jedoch befreit seinen poetischen Realismus kurioserweise gerade davon.

Will heissen: Er übernimmt den Stil, aber weniger die Atmosphäre. Wir sehen immer wieder partiell ausgeleuchtete Gesichter, bei denen die Augen hell erstrahlen. Wir sehen Paare, die sich eindringliche Blicke zuwerfen. Kähne und Krane, die den mechanischen Hintergrund am Ufer bilden. Und bisweilen auch Nebel und Schummerlicht, jene beliebten Elemente des poetischen Realismus. "Unter den Brücken", schaltet man ihn stumm und lässt ihn halb so schnell laufen, sieht exakt aus wie ein französischer Kompagnon. Doch es gibt eben Ton, und der sorgt für etwas Distanz. Vor allem dank Witz.

Die zwei Freunde tauschen gewitzte Dialoge aus. Es fallen Sätze wie "Mädchen oder Kahn?" - "Kahn, da weisste wenigstens, wo du dran bist". Obwohl durchaus Tragik in die Story einfliesst, spätestens mit dem Auftauchen der verstörten Anne, so bleiben die Ereignisse doch stets von Lockerheit und Freiheitsgefühl geprägt. Dieser Mix aus gutdeutscher Bodenständigkeit, französischer Poesie und ein wenig vom späteren idealienischen Neorealismus - das hat was. Aber nicht nur Käutner leistet Vorzügliches, Dasselbe lässt sich auch von der Schauspielertruppe sagen.Gustav Knuth und Carl Raddatz spielen beide vorzüglich und vor allem für Raddatz dürfte dies die Rolle des Lebens darstellen.

Der weibliche Einfluss kommt von der süssen Hannelore Schroth (1922-1987), die in manchen Sequenzen auch vorzüglich ist. Man beachte etwa ihr Gesicht, wenn die Gans auf den Tisch kommt. Und in einer kleinen Rolle ist gar noch Hildegard Knef zu sehen. Eine starke Crew für einen eindrücklichen Film, dem man auch die Längen im letzten Drittel verzeiht. Schade hat das deutsche Kino nach dem Krieg ganz auf Heimatkitsch und Kriegsverdrängung umgeschalten. Mit Männern wie Käutner wäre das Potential dagewesen, das Kino nicht darben zu lassen, sondern in eine Blütezeit zu bringen, ähnlich wie jenem in Italien und Frankreich.

 

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EXTERNE REVIEWS 
imdb.com

 

SCREENSHOTS

Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint


 

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