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Horror-Anthologie
Japan 2006
Alternativer Titel
Kowai onna

Regie Keita Amemiya, Takuji Suzuki, Keisuke Toyoshima
Drehbuch Keita Amemiya, Takuji Suzuki, Keisuke Toyoshima
Darsteller Noriko Nakagoshi, Tasuku Emoto, Maki Meguro, Kenta Suga

Länge 102 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung
ab 16

 

Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
.

©  Text Marco, molodezhnaja 16.9.07
©  Bilder Rapideyemovies, Screenshots molodezhnaja


EPISODE 1: Kata Kata / Rattle Rattle / Das Klappern
Buch und Regie: Keita Amemiya

Story: Eines Nachts hört Kanako (Noriko Nakgoshi) vor ihrem Mietshaus ein seltsames Klappergeräusch. Kurz darauf verliert sie ihr Bewusstsein. Als sie wieder erwacht, scheint die Stadt um sie herum völlig entvölkert. Dafür lauert ihr in der Wohnung ein Monster (Yuko Kobayashi) in roten Frauenkleidern auf.

Review: Der Auftakt zur J-Horror-Anthologie bietet eigentlich nur Routine, doch Regisseur Keita Amemiya ("Zeiram") filmt sie kurzweilig und mit dem Hang zum Grotesken. Hauptdarstellerin Noriko Nakagoshi agiert ziemlich schwach und ihr Spiel beschränkt sich darauf, abwechselnd verdutzt und schockiert in die Welt zu schauen. Doch sie kann schreien, das zählt. Noch derber erwischt es das "Monster", verkörpert von Yuko Kobayashi, die in ihrem roten Kleid einige der seltsamsten Grimassen schneiden muss, die je ein Geist in einem J-Horror-Film präsentieren durfte.

Sehenswert wird die Geschichte eher durch ihre unheimliche Atmosphäre. Die ausgestorbene Stadt als Background, die oft durch CGI verfremdete Angreiferin und das mysteriöse kleine Mädchen, das immer wieder auftaucht, halten das Interesse wach und sorgen für unheimliche Momente. Eigentlich nicht verwunderlich, hat Amemiya seinen filmischen Hintergrund doch als Ausstatter und Regisseur visuell interessanter Werke. Nur beim Ende strauchelt er hier leicht: Nach einem ansprechenden Aufbau hin zum Finale gibts einen dieser in sich zwar geschlossen wirkenden Schlüsse, die aber eigentlich wenig Sinn machen. Ja, er funktioniert, um die Story abzuschliessen, doch er wirkt gekünstelt.

Dennoch ein gelungener Auftakt zu diesem Dreiteiler. Schade lediglich, dass diese Episode das Frausein weitgehend ausklammert. Die zwei nächsten Folgen sind deutlicher an diesem Leitgedanken orientiert, "Das Klappern" dagegen ist eher J-Horror von der Stange, solide gemacht und sehenswert, aber ohne echten femininen Touch. Immerhin zeigt er uns eine der "unheiligen Frauen": den Geist in Rage. Episode 2 stellt eine ganz andere Frau vor und bei Teil drei ist es die Mutter, die ins Zentrum rückt. Schön, dass alle drei Folgen mit ihren weiblichen Figuren Abwechslung garantieren.

 

EPISODE 2: Hagane / Steel / Stahl
Buch und Regie: Takuji Suzuki

Story: Der Mechaniker Sekiguchi (Tasuku Emoto) wird von seinem Boss (Teruyuki Kagawa) gebeten, mit dessen Schwester Hagane (Nahana) auszugehen. Sekiguchi sagt zu und erlebt beim Abholen des Mädchens eine herbe Überraschung: Der Oberkörper der stummen Hagane steckt in einem Kartoffelsack, nur die Beine sind sichtbar. Doch das Rendezvous kann er nicht absagen.

Review: Die beste Abwechslung kommt mit Episode 2, dem gelungensten Beitrag der Anthologie und einem wirklich guten Film für sich. Der Kurzfilmer Takuji Suzuki beschreitet mit "Stahl" absurde und doch verstörende Wege, er nimmt Ideen, die man in einem Film von Lynch oder Tsukamoto antreffen könnte, verankert sie aber vollends in der Realität, wodurch sie nie Albtraumhaft wirken - sondern real. Das gibt den Ereignissen den speziellen Touch. Ein Mann, ein Boss, ein Mädchen im Kartoffelsack. Schon nur die Idee an sich ist köstlich und ermöglicht eine ganze Reihe verschiedener Handlungsrichtungen.

Zudem birgt die Story einen stark psychologischen Touch. Die Angst eines jungen Mannes vor der Entdeckung des weiblichen Körpers wird ins Groteske überzeichnet. Offenbart werden nur die Beine, die sozusagen als Anmacher funktionieren, sowie das Geschlechtsteil - der Rest ist verhüllt und bildet ein Mysterium, von dem der Junge nicht weiss, ob er da hin überhaupt vordringen soll. Eine ganze Serie lohnenswerter freudscher Deutungen machen jede Szene zwischen Sekiguchi und Hagane zum Genuss.

Nicht zuletzt braucht ein Film wie dieser ungeheuer viel Mut von seinem Regisseur. Kann man dem Publikum zumuten, nicht zu zeigen, was in dem Sack drinnen steckt? Oder muss man ihm einen kurzen Blick erlauben? Welchen Weg Suzuki beschreitet, sei hier nicht verraten, doch auf alle Fälle steigert er die Neugier ins Unermessliche, bevor er endlich eine Form der Erlösung präsentiert. Die ist so verstörend und genial wie der Rest des Films auch. Diese Episode rauscht nur knapp an 4 Sternen vorbei und macht die Anthologie fast im Alleingang schon sehenswert. Der Mix aus Groteske, Erotik und unheimlicher Spannung zeigt, dass auch im J-Horror noch Ideen stecken, die man erforschen kann. Ganz anders als Episode 3 ...

 

EPISODE 3: Uketsugumono / Inheritance / Das Erbe
Buch und Regie: Keisuke Toyoshima

Story: Die geschiedene Saeko (Maki Meguro) zieht mit ihrem kleinen Sohn Michio (Kenta Suga) aufs Land zu ihrer Mutter (Tokie Hidari). Die Alte ist geisteskrank, seit ihr Sohn vor vielen Jahren spurlos verschwunden ist. Alls Saeko in der Scheine eine grausige Entdeckung macht, scheint der Horror abermals bei der Familie Einzug zu halten.

Review: "Das Erbe" repräsentiert ein Paradebeispiel für den aktuellen Stand des J-Horrors. Ein ideenloses Aneinanderreihen oft gesehener Stereotypen, abgefilmt aus der Distanz. Was früher mal funktionierte wirkt längst ausgelutscht. Kein Wunder eigentlich wird "Ju-on"-Regisseur Takashi Shimizu als Berater genannt: Sein Zögling Keisuke Toyoshima isnezniert einen Film ganz im Stile seines Mentors, bloss ohne den Neuigkeitswert von dessen besseren Filmen. Übrig bleibt nur noch ein Gerüst eines Films, eine vorhersehbare Abhandlung gängiger J-Horror-Elemente.

Immerhin ist das Ganze ansprechend gefilmt und von den Schauspielern auch überzeugend vorgetragen. Das ist aber die Krux des ganzen J-Horrors seit einigen Jahren: Er ist schick gemacht, doch die Geistergeschichten offerieren nichts mehr Neues. Bei "Das Erbe" kommt noch dazu, dass das Ende rasch zu erahnen ist und einem der Weg dahin überaus lang vorkommt für einen Film von gerade mal einer halben Stunde Länge. Damit markiert der Kurzfilm den Tiefpunkt der Trilogie. Es ist bei weitem kein schlechter Film, bloss einer ohne Leben und Ideen. Schade, dass die Anthologie mit einer so faden Story enden muss.

 

MEINE DVD
Deutschland, Code 2, PAL
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Japanisch 2.0 und Deutsch 5.1 mit deutschen Untertiteln.

 

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