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2006
> TUJHKO PUKARE
Drama. Indien. Hindi
Alternativer Titel
-
Regie Vinod Kumar
Drehbuch Vinod Kumar, Sanjay Joshi
Produktion Dr. Balwant Mishra, A. Soni, Jyoti Subba
Songs Gyaneshwar Dubey
Kamera Nazir Khan
Choreografie Habiba Rehman, Bali
Darsteller Vinay Anand, Heena Rajput,
Sheetal Shah, Ayushman, Priya, Kiran Kumar
Länge 149 Min.
Kinostart (*)
Trade classification -
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 12
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
© Text Marco,
molodezhnaja 25.5.06
© Bilder Spark,
Screenshots molodezhnaja
* Der Film ging Mitte 2005 durch die Zensur und soll in den letzten Tagen des Jahres in Patna Premiere gefeiert haben. Ob er danach in den regulären Release kam, weiss ich nicht. Da jedoch die DVD erst Mitte 2006 erschien, ordne ich ihn auch in diesem Jahr ein.
STORY
Der Bauernjunge Vikas (Vinay Anand) besucht ein College im indischen Bundesstaat
Bihar. Er will studieren, obwohl die Schule einen schlechten Ruf hat. Kaum
angekommen, wird er mit der knallharten Realität konfrontiert: Ältere Studenten
zwingen ihre Mitschüler als Einweihungsritual zu gleichgeschlechtlichen Küssen,
beschämenden Hintern-Abdrücken und anderen Bösartigkeiten. Vikas und seine neuen
Freunde Vijay, Amit und Pankaj weigern sich, dieses Spiel mitzumachen. Sie
wehren sich gegen die Schläger an der Schule und finden dadurch endlich Zeit
fürs Studium. Und für die Liebe: Vikand erobert das Herz von Nisha, der Tochter
des Polizisten Amrish Rana (Kiran Kumar), während Amit mit der vorlauten Shreya
zusammenkommt.
REVIEW
Ein gut gemeinter Totalreinfall: "Tujhko Pukare" schickt sich
an, das halbe Problemregister der Jugendlichen in Bihar anzupacken, tut dies
aber mit einem solchen Dilettantismus, dass einem schnell übel wird. Billige
Inszenierung, schlechtes Schauspiel und öde Dramaturgie sind nur die Spitze des
Eisbergs. Darunter macht sich ein Koloss von enormer Langeweile breit. 149
Minuten Lethargie und Blödsinn. Und dabei war die Absicht doch eine gute.
Dass dies selten reicht, beweist dieser Schund eindrücklich. Der erste Anklagepunkt ist die Gewalt an Schulen. Die Schläger werden dabei so klischiert porträtiert, dass man sie nie ernst nimmt. Und ihre Aktionen sind eher unfreiwillig komisch. Bei dem kurzen Mädchenkuss wird man zudem das Gefühl nicht los, der Regisseur geile sich eher daran auf, als dies ernsthaft anzuprangern. Schliesslich kommt es eher selten vor, dass Schulmädchen heulen: "Mami, Mami, ich will nicht mehr da zur Schule! Die zwangen mich, ein anderes Mädchen zu küssen!". Die Besessenheit von Regisseur Vinod Kumar mit dem Thgema Kuss wird auch später deutlich, wenn die Jungs durch eine missratene Mutprobe sich gegenseitig Küsschen geben. Was für ein fortschrittlicher Film, wenn er sogar gleichgeschlechtlichen Austausch von Zärtlichkeiten zeigt. Aber was rede ich, das ist ja nicht in Kumars Agenda.
Da ist vielmehr eine wachsende Liste an Anklagepunkten drin. Eben an die Gewalttäter. Aber auch die lüsternen Lehrer, illustriert in einer oberpeinlichen und unnötig langen Sequenz, in der eine Schülerin um bessere Noten bittet und ausgenutzt wird. Zum Glück liefert die Traktandenliste auch ein wenig Abwechslung: mit Romantik. Ohne die gehts ja nicht, und so werden wir mit 10 (!) Songs gefoltert, von denen keiner wirklich gut ist. Schlampig platziert, schlecht betanzt und stets lausig inszeniert schlägt man bei jeder neuen Einspielung die Hände zusammen. "Nicht noch einer!" Wenigstens zeigen die meisten davon die hübsche Nisha-Hauptdarstellerin, die in den besten Einstellungen Ähnlichkeiten mit Priyanka Chopra hat.
Wenn alles endlich etabliert ist und man sich auf einen "Liebe in Zeiten der College-Revolution"-Film gefasst macht, kommt die Wende. Vikas wird zwangsverheiratet. Warum plötzlich? Keine Ahnung. Das Skript will es so, da dies anscheinend ein Problem ist in Bihar - dem oft als besonders rückständig und korrupt verschrienen Unionsstaat. Als ob dieser Story-Wechsel nicht schon schlimm genug wäre, findet Kumar plötzlich einen Weg, die Ehe zu zelebrieren und die eigentliche Hauptdarstellerin auszuschalten. Sie hat ihre Funktion verloren, wahre Liebe zählt in dem Film nicht mehr, sondern die Aufrechterhaltung der Ehe. Böse Leute wollen die Ehe bekämpfen, da sie zwischen verschiedenen Kasten geschlossen wurde (Punkt #42 auf der Traktandenliste), doch Moment mal: Sollen wir nun für oder gegen die Hochzeit sein? War es nicht eine Heirat, die mit Gewalt erzwungen wurde? Nein, lang lebe die zwischenkastliche Liebe. Lang lebe die Ehe. Die erzwungene. Mit Waffengewalt. Ich war verwirrt.
Wenn es etwas gibt, was Herr Kumar bestens schafft, ist es, die Zuschauer zu verwirren. Was sind die moralischen Standpunkte des Films? Was seine Absichten? Er klagt die Sexualisierung an den Schulen an, hat aber nichts dagegen, in der ersten Nummer ein Hohelied auf die Hot Pants anzustimmen. Er klagt Gewalt an der Schule an, lässt den Helden aber bis zum lahmen Schlussmonolog gerne die Fäuste schwingen. Er klagt Zwangsheirat an, findet sie aber plötzlich ganz in Ordnung, wenn sie ein Statement gegen Kastentrennung macht. Junge, leg dich mal fest oder mein Gehirn verknotet sich.
Ich weiss: Mein Fehler war es, mir zu viele Gedanken über diesen Schwachsinn zu machen. Kumar will was Gutes sagen, also soll ich ihn lassen. Wenn ich das tue, lenkt sich meine Kritik auf andere Punkte: Die schwachen Lieder, die geklaute Musik von "Mein Name ist Nobody", die schlechten Schauspieler, die Sterbenslangweile, die lausige Kameraarbeit, die peinlichen Witzchen, die Überlänge, den holprigen Schnitt, die öde Story. Kurz: An diesem Film ist fast alles Müll. Sieht man mal von der Fast-Priyanka ab, die der Film gegen Schluss dann sauber entsorgt. Kumar: setzen. Durchgefallen! Zurück ans College zum Zungenkuss mit deinem Kameramann.
SONGS
1) Haaf Paint Mein - Lausiger
Hot-Pants-Song.
2) Anjaane Mein - In jeder Hinsicht unterdurchschnittlich.
3) Meri Naiya I - 08/15 "Devotional Song" zu einer Montage.
4) Patt Gayi Patt Gayi - Unbrauchbarer Up-Tempo-Track, immerhin mit Schmiss.
5) Mehendi Mehendi - Passables Hochzeitslied mit nicht immer treffsicherem
Gesang.
6) Meri Naiya II - Reprise als Background für eine Montage.
7) Nazar Malike - Plumpes Liebeslied.
8) Main Delhi Chali - Schlüpfriges Punjabi-Lied, dessen witzige Lyrics endlos
wiederholt werden.
9) Sanam Hum Tumse - Noch ein ödes Liebeslied.
10) O Mere Pardesi - An dieser Stelle sollte der Film längst beendet sein. Darum
nervt dieses ansonsten passable Stück.
MEINE DVD
Spark / Viva (GB), Code 0, NTSC
Letterboxed Widescreen (Hülle sagt anamorph)
Hindi Dolby Digital 2.0 mit englischen, französischen und holländischen Untertiteln (Film und Songs).
Disk Rating * ½ (Sattes Bild, der Ton ist etwas
im Ungleichgewicht zwischen laut und leise. 2. Disk mit Extras: Making-of,
Deleted Scenes, Behind the Scenes u.a.)
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