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Liebesdrama. USA
Alternativer Titel -
Regie Terrence
Malick
Drehbuch Terrence Malick
Produktion Sarah Green, Nicolas
Gonda
Kamera Emmanuel Lubezki
Musik Hanan Townshend
Schnitt A.J. Edwards, Keith Fraase, Shane Hazen,
Christopher Roldan, Mark Yoshikawa
Darsteller Ben Affleck, Olga Kurylenko, Rachel McAdams, Javier Bardem,
Tatiana Chiline, Romina Mondello
Länge 112 Min.
Kinostart 12.4.2013 (USA)
Kinostart
29.8.2013 (CH)
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 17.8.2013
© Bilder Ascot-Elite,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Die aus der Ukraine stammende und in Frankreich lebende Marina
(Olga Kurylenko) findet ihr Liebesglück im Amerikaner Neil (Ben Affleck). Sie
verbringen in Frankreich eine traumhafte Zeit, bevor sie zusammen mit Marinas
zehnjähriger Tochter Tatiana (Tatiana Chiline) nach Oklahoma ziehen. Dort fühlt
sich Marina anfänglich glücklich und frei, doch bald fehlt ihr etwas. Die
Beziehung kühlt ab und auch Tatiana hat Mühe, Kontakte zu knüpfen. Als Marinas
Visum ausläuft, kehren sie daher zurück. Neil bändelt wieder mit einer alten
Flamme (Rachel McAdams) an, doch seine Sehnsucht nach Marina bleibt.
REVIEW
Dieser Film schlaucht mich. Nicht weil er schlecht
ist, sondern weil er mich fast zerreisst - so viel Schönheit, so viel Gutes, so
viel Frust, so wenig Handfestes. Dies ist Terrence Malick in solch komprimierter
und abgehobener Form, dass es fast schon als Parodie auf Malick-Filme durchgehen
würde. Und weil "To the Wonder" so knapp auf den gelobten und stilistisch fast
identischen "Tree of Life" folgt, ist das Gefühl von Déjà-vu noch grösser. Hat
einer der beeindruckendsten amerikanischen Regisseure verlernt, eine Geschichte
zu erzählen? Ist er gefangen in seinen immergleichen Stilmitteln? Tut er sich
nur noch selbst beweihräuchern?
Aber der Reihe nach: "To the Wonder" war
ursprünglich ein deutlich epischeres Projekt mit mehr Schauspielern und mehr
Plot. Doch der notorisch unberechenbare Malick schnitt bei der Montage des
Endprodukts alle möglichen Handlungselemente weg, und damit auch ganze Rollen.
So soll Ben Afflecks Protagonist die USA nach einer Reihe von Affären verlassen
haben - vielleicht mit Rachel Weisz und Amanda Peet, deren Auftritte von Malick
eben entfernt wurden? Im nun vorliegenden Film hat Afflecks Neil keine
Motivation, kaum Hintergrund. Er ist eine leere Hülle, die immer nur herumsteht
und den Film hindurch kaum ein Wort sagt. So passiv, dass er fast aufhört zu
existieren.
Malick hat seine Karriere mit Erzählkino begonnen, siehe
"Badlands" (1973). Auch sein Meisterstück "Days of Heaven" (1978) war noch
handlungslastig, doch er blieb vor allem wegen seiner genialen Optik in
Erinnerung. Dann verschwand der Exzentriker 20 Jahre von der Bildfläche, bevor
er mit "The Thin Red Line" sein geniales Comeback gab. Und das war auch die
Geburt des neuen Malick: Endlose Erzähler-Monologe mit spirituellem und
philosophischem Inhalt, der mit dem Plot nur noch marginal etwas zu tun hat.
Optik vor Inhalt, Natur vor Menschen, dazu klassische Musik und verträumte
Figuren. "The Thin Red Line" und der beeindruckende "The New World" halten noch
eine gute Balance, doch das endete mit "The Tree of Life", der endgültig beim
abstrakten Kino ankam.
Auf jeden Fall sind diese "neuen" Malick-Filme
unverkennbar und auch "To the Wonder" passt genau in diese Entwicklung. Er sieht
aus wie eine zweistündige Parfum-Werbung, wenn die Menschen oft durch schöne
Landschaften schlendern oder tänzeln, immer blendend angeordnet im Bild, ab und
zu zur Kamera blickend und immerzu einfach elegant. Calvin Kline trifft Channel.
Es ist ein Tanz mit der Kamera, eine Flut von Bildern, die vor Schönheit oft
fast die Leinwand zum Bersten bringen. Doch dafür bringt Malick ein Opfer:
Figuren. Hier sind nicht Menschen aus Fleisch und Blut zu sehen, sondern
Schachfiguren im Malick’schen Grosskonzept.
Beispiel Affleck: Er steht
nur herum und man weiss nicht, wo eigentlich sein Problem ist. Seine Arbeit mit
Bodenproben bleibt diffus. Sein Leitmotiv scheint die Unfähigkeit zur
Entscheidung zu sein, weshalb er sich auch nicht binden möchte. Aber dass er das Visum nicht
verlängert, dass er Olga Kurylenko danach doch wieder in die USA holt, das
bleibt alles so vage, so unmotiviert. Ähnliches gilt auch für Kurylenkos Marina,
ein bipolares Kunstprodukt. Die Schauspielerin ist bildschön und agiert auch
zauberhaft leicht, ähnlich gut wie Jessica Chastain in "Tree of Life". Aber wo
jene noch einen Charakter hatte, ist Kurylenko lediglich
Malick-Projektionsfläche. Wenn es ihr gut geht, dann tänzelt sie und ist Liebe
pur. Wenn es ihr schlecht geht, dann schmollt sie. Aber warum gut? Warum
schlecht? Nichts wird hier klar, immerzu schwankt die Stimmung ohne Motivation.
Der Film ist wie Neil: Unfähig zu Entscheiden, unfähig zu formulieren, was los
ist.
Auch bei Rachel McAdams, deren Rolle massiv komprimiert scheint. Sie
soll neuen Wind in Afflecks Leben bringen, ist aber genau dasselbe unfassbare
Tänzel-Wesen wie Kurylenko. Und schwupps ist sie weg, halt einfach so, weil sie
nicht mehr gebraucht wird. Letzter im Bunde Javier Bardem: Sein am Glauben
zweifelnder Priester soll weiteren philosophischen Gehalt über Liebe und Leben
einbringen, kommt aber rüber wie ein Phrasendrescher. Und sein
Immigrantenschicksal, ein Spiegelbild von jenem der ebenfalls entwurzelten
Kurylenko, wird erschreckend trivialisiert. Das ist ein weiteres Leitmotiv
Malicks, wenn auch ein ungewolltes: Er trivialisiert echte Emotionen, echte
Sorgen, echte Arbeit, echte Liebe, echte Beziehung. Bei ihm ist alles ein
flüchtiger Zustand, unfassbar, aber stets irgendwo in der Luft. Alle greifen
danach, tänzeln drum herum, und sinnieren darüber, so weltfremd wie letztendlich
nichtssagend.
Was bleibt ist 100% Gefühlskino. Nicht durch echte
menschliche Emotionen, da ja alle Substanz weg ist. Nein, "To the Wonder" ist
ein reines Gebilde der Emotionen: Bilder huschen in oft schneller Montage über
die Leinwand und lösen nichts im Hirn aus, sondern direkt in unserer Seele.
Worte, Bilder und Musik verschmelzen zu einer Meditation. Über was? Liebe,
Leben, Glaube, Einsamkeit, Bindungsängste - so etwas will uns Malick weismachen.
Doch diese grossen Themen sind mangels Erdhaftung nur postuliert. Nein, es ist
Meditation der Meditation wegen. Gefühle nur durch Gefühle erzeugt. Ein
cineastisches Perpetuum Mobile, das nichts braucht und nichts gibt, aber immerzu
vorankommt und uns einlullt in einen Zustand des Schwebens.
Ich kann
verstehen, wenn jemand dies als stilwichsendes Geschwätz eines realitätsfremden
Künstlers abtut. Der Film bietet so viele Angriffsflächen, dass es ein Leichtes
ist, ihn nach Strich und Faden zu zerpflücken. Und Malick hätte einen solchen,
sorry, Tritt in den Arsch vielleicht auch mal nötig. Aber auf der anderen Seite
haben wir hier einen Künstler mit einer klaren Stimme, mit einem schlicht
unverwechselbaren Stil. Und was für ein Stil dies ist! Diese Eleganz, diese
Bilder, diese Musik. Wenn dies klappt, dann schlägt es voll ein, ohne dass man
richtig merkt warum. Mir ging es zum Beispiel beim Ende von "The New World" so,
als ich schlagartig einen Schwall der Emotionen verspürt und vor
Glück/Wehmut/diffusem Gefühlschaos weinen musste. Bei "To the Wonder" passierte
das nicht. Da weint lediglich das Herz des Malick-Fans.
EXTERNE REVIEWS
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