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Horrorfilm. I/USA
Alternativer Titel -
Regie Luca
Guadagnino
Drehbuch David Kajganich
Produktion Luca Guadagnino,
David Kajganich, Bradley J. Fischer, Francesco Melzi d'Eril,
Marco Morabito,
Gabriele Moratti, Silvia Venturini, Fendi
Musik Thom Yorke
Kamera Sayombhu Mukdeeprom
Schnitt Walter Fasano
Darsteller Dakota Johnson, Tilda Swinton, Angela Winkler, Mia Goth,
Ingrid Caven, Sylvie Testud,
Renée Soutendijk, Alek Wek, Chloë Grace Moretz,
Jessica Harper, Elena Fokina
Länge 152 Min.
Kinostart 2018
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 13.4.2019
© Bilder Koch Medfa,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Berlin in den 1970ern: Die junge Amerikanerin Susie Bannion (Dakota Johnson)
kommt nach dem Tod der Mutter in die Stadt, um sich bei der Tanzschule "Tanz"
von Helena Markos einzutreten. Trotz fehlender Ausbildung wird sie angenommen,
nicht zuletzt, weil Tanzlehrerin Blanc (Tilda Swinton) fasziniert ist von dem
Neuzugang. Doch in dem Gebäude scheinen seltsame Mächte am Werk, die auch hinter
dem Verschwinden der Tänzerin Patricia (Chloë Grace Moretz) stecken. Die hatte
sich vorher noch dem Psychiater Klemperer (Tilda Swinton) anvertraut, der es
sich nun zur Aufgabe gemacht hat, die Tanzschule unter die Lupe zu nehmen.
REVIEW
Dario Argentos Muttertrilogie war nie mein Ding. Von
den drei Horrorklassikern hat lediglich der erste Teil, "Suspiria", einen
Eindruck hinterlassen - primär wegen Argentos greller Farbdramaturgie, der Musik
von Goblin und der unheilvollen Atmosphäre. Der Film hat schliessich nicht von
Ungefähr eine Reputation als Eckpfeiler des Italohorrors, selbst bei jenen, die
ihn noch nie gesehen haben. Braucht so ein Ausnahmwerk ein Remake? Die Antwort
ist an sich "nein", denn niemand sollte einfach Argentos Stil nachäffen. Und
"Suspiria" ohne Stil ist mehr oder weniger nutzlos.
Dennoch, und auch
wenn Argentos Tochter Asia die Idee gar nicht toll fand, hat die Vorstellung,
dass Luca Guadagnino den Stoff neu verfilmt, etwas Reizvolles. Sein "Call Me by
Your Name" war einer der besten Filme der letzten Jahre - aber es ist eher noch
"A Bigger Splash", der ihn prädestinierte, denn jenes Werk ist tief verankert im
70er-Jahre-Kino und beschwört eine höchst faszinierende Mittelmeer-Insel-Atmosphäre
herauf. Wenn also einer ein Update von "Suspiria" zutraut, dann ihm.
Und
in der Tat kann er die Erwartungen erfüllen - aber sie auch unterwandern. Und
ein wenig enttäuschen. Alles auf einmal. Fangen wir bei Letzterem an: Ich mochte
den Look nicht. Wie gesagt macht es wenig Sinn, Argento zu imitieren. Aber die
ausgewaschene Herbst/Winter-Optik, die manchmal für so dunkle Bilder sorgt, dass
man nicht sieht, was überhaupt vor sich geht, steht "Suspiria" nicht gut an. Mir
ist klar, was Guadagnino wollte: Er orientiert sich bei Rainer Werner Fassbinder
mehr als bei Argento, was nicht verkehrt ist, da der Film im Deutschland der
70er spielt.
Und dann ist die Handlung noch exakt während des "Deutschen
Herbsts" angesiedelt, einer düsteren Epoche, welche die Farbgebung fast schon in
ihrem Namen trägt. Doch was Sinn macht, muss nicht automatisch gut sein. Ich
jedenfalls habe jede Szene gefeiert, in der Farbe exzessiver zum Einsatz kam.
Guadagninos Bildgestaltung mit Hilfe seines "Call Me by Your Name"-Kameramanns
Sayombhu Mukdeeprom ist alles andere als schlecht: Spiegel, Fassaden, Räume,
Personen - alles ist faszinierend arrangiert. Aber ich hatte ein fundamentales
Desinteresse an der Grau-in-Braun-Trübung der Bilder.
Die Optik geht auch
schon in das zweite Argument über: Die Unterwanderung. Mit der anders gearteten
Farbgebung kontrastiert Guadagnino die Vision Argentos deutlich. Dann wirkt sein
Film auch über lange Strecken nicht wie ein reiner Horrorfilm, sondern eher ein
dystopisch anmutendes Tanzdrama. Spannung ist nicht der primäre Fokus und da der
Film auch noch eine exzessive Laufzeit aufweist, dürfte sich bei manchem Fan des
Originals eine gewisse Langeweile eingeschlichen haben.
Bleibt das
Erfüllen der Erwartungen: Wenn der Horror kommt, dann kommt er verdammt gut. Die
Verrenkungen beim Tanzen sind sensationell, die plötzlichen Gewalteinbrüche in
den Alltag verstörend. Letzteres dürfte auch der Grund sein für die Ansiedlung
im Deutschen Herbst, denn während Deutschland langsam aus dem Schatten der
Weltkriege herausgefunden hat, kommen Terroristen ins Spiel, die das Land in
seinen neu gefundenen Grundfesten erschüttern und auch Geister zu wecken
scheinen, die man lieber verbannt hat.
Man hätte mehr aus dem Setting
herausholen können, denn der Einbezug der RAF und der Nazi-Vergangenheit wirkt
manchmal eher plakativ als zwingend, die Parallelen und Metaphern eine Spur zu
gesucht, das kurz angedeutete Freimaurer-Gedöns ausgelutscht. Aber es verleiht
dem Film dennoch eine zusätzliche Ebene, die interessant ist. Auch die Kulissen
sind eine Freude, der Soundtrack von Thom Yorke kopiert Goblin nicht, sondern
setzt eigene Akzente, und die Bilder haben, abgesehen von der kritisierten
Mattheit, ihre kompositionellen Stärken.
Nicht zuletzt überzeugen die
Schauspieler. Dakota Johnson, die in "A Bigger Splash" noch das schwächste Glied
im Top-Ensemble war, spielt zerbrechlich genauso glaubhaft wie besessen. Bei den
alten Damen der Tanzschule sticht besonders Angela Winkler heraus, da sie als
Star unzähliger Werke der 70er den Neuen Deutschen Film, aus dem Guadagnino
viele seiner Inspirationen zog, mitprägte.
Und Tilda Swinton (auch schon
dabei in "A Bigger Splash") ist wie immer klasse. Sie unter dickem Makeup auch
noch die Person des Dr. Klemperer spielen zu lassen, ein Umstand, die im Vorfeld
des Filmstarts immer wieder dementiert wurde, wirkt hingegen beliebig. Klar,
jede Swinton-Rolle ist besser als keine, aber da wird zu sehr abgelenkt durch
das Casting, auch wirkt die Rolle etwas sperrig, verlangsamt den Fluss der
Hauptgeschichte zu sehr.
"Suspiria" hat das Fanlager entzweit. Die einen
hassen ihn mit Leidenschaft, die anderen loben die neuen Ansätze. Ich fall
irgendwo in die Mitte. Der Film hat seine Faszination, er beweist Mut und ist
sein ganz eigener Hexentanz. Doch er ist auch deutlich zu lang, vergeudet Zeit
mit einer Nebenhandlung, die viel will, aber im Kontext nichts bringt. Er wirkt
eher prätentiös als tiefgründig, und die Kraft seiner Bildgestaltung wird
sabotiert durch unnötige Dunkelheit.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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