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Mystery-Satire. USA/D/F 2006
Alternative Titel
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Regie Richard Kelly
Drehbuch Richard Kelly
Produktion Bo Hyde, Sean McKittrick, Kendall Morgan, Matthew Rhodes
Musik Moby
Kamera Steven B. Poster
Darsteller Dwayne "The Rock" Johnson, Sarah Michelle Gellar, Seann William Scott, Bai Ling,
Justin Timberlake, Nora Dunne, Mandy Moore, Christopher Lambert, John Larroquette, Jon Lovitz
Länge 139 Min. (DVD), 160 Min. (Cannes)

US-Kinostart 14.11.2007
CH-Kinostart
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Humor Spannung Action Gefühl Anspruch Erotik
. .

©  Text Marco, molodezhnaja 6.5.08
©  Bilder Universal, Screenshots molodezhnaja


STORY
Im Jahr 2005 zerstört ein nuklearer Angriff Teile von Texas. Die Regierung Busch erklärt daraufhin den Schurkenstaaten wie Iran und Nordkorea den Krieg. In der Zeit dieses Dritten Weltkriegs wird der Patriot Act verstärkt. Innerhalb Amerikas werden die Bundesstaats-Grenzen dicht gemacht, eine Spitzel-Behörde wird eingeführt. Die Regierung führt ein eisernes Regime. 2008 befinden sich die USA im Wahlkampf für die nächste Präsidentschaft. Aussichtsreichster Kandidat ist
Senator Bobby Frost (Holmes Osborne), dessen grösstes Problem die Beschaffung von Energie ist, da die USA mit den wichtigsten Öl-Förderländern im Krieg sind. Frost bändelt daher mit der deutschen Firma des geheimnisvollen Baron Von Westphalen (Wallace Shawn) an, die im Meer vor Kalifornien ein Kraftwerk baut, das aus den Wellen "flüssiges Karma" holt und so für Strom sorgt. In der Bevölkerung wächst derweil der Unmut gegenüber der restriktiven Politik, der von Frosts Frau (Miranda Richardson) geleiteten Sicherheitsbehörde und dieser mysteriösen neuen Energie und es bildet sich eine neo-marxistische Untergrundbewegung. Ausgerechnet in diesem aufgeheizten Klima passiert um politisch am härtesten umkämpften Bundesstaat, Kalifornien, etwas Sonderbares: Der Actionstar Boxer Santaros (Dwayne The Rock" Johnson), Ehemann von frosts Tochter Madeleine (Mandy Moore), verschwindet in der Wüste. Als er wieder auftaucht, hat er sein Gedächtnis verloren und liegt in den Armen der Porno-Diva Krysta Now (Sarah Michelle Gellar). Während er mit ihr ein Drehbuch verfasst, versuchen die Neomarxisten mit Hilfe der Zwillinge Roland und Ronald (Seann William Scott), die Regierung in Verruf zu bringen.

 

REVIEW
Für einen Film wie diesen wurde der Begriff "grenzgenial" erfunden. Hinter dem Projekt steht mit "Donnie Darko"-Regisseur Richard Kelly tatsächlich ein kleines Genie, doch er verrannte sich bei der Umsetzung seiner Vision derart, dass ausser ihm kaum mehr jemand alles dechiffrieren kann. Vieles ist absurd, anderes funktioniert überhaupt nicht, weshalb der Film in Cannes bei der Premiere von Buh-Rufen begleitet zum Flop gestempelt wurde. Diese 160-Minuten-Fassung schnitt Kelly später um, wobei er ganze Nebenhandlungen entfernte (u.a. mit Janeane Garofalo) und dafür eine Erzählstimme von Justin Timberlake einsetzte. Doch es half nichts, die Kritiker blieben beim Kopfschütteln, was ich noch halbwegs nachvollziehen kann.

Aber eben nur halbwegs, denn in der Verwirrung, im Überladen und Experimentieren liegt hier genau das Genie. "Southland Tales" ist ein Lynch-Film für das Zeitalter der Popkultur, ein kryptisches Etwas zwischen apokalyptischem Sci-Fi-Szenario, verworrenem Mysteryfilm und plakativer Politsatire, die Kellys etwas diffuse Wut auf die Bush-Regierung widerspiegelt. Kelly will viel, viel zu viel, und dabei implodiert sein ganzes Drehbuch. Am Schluss scheint alles irgendwie gelöst, doch es klaffen Logik- und Verständnislöcher von gigantischem Ausmass. Meine Reaktion? Völlig egal. Bei "Mulholland Drive" hatte das komischerweise auch niemand gestört. Wieso hier? Weil der Film sich nicht ernst nimmt und zwischen virtuos und albern pendelt? Mir jedenfalls war dieses Werk sogar noch eine Spur lieber als Lynchs fiebriger L.A.-Thriller.

Die Gründe sind mannigfaltig. Zum ersten sind die Akteure ein Genuss. The Rock ist mit seinem Part oft ideal besetzt, dann wieder überfordert - und das passt trotzdem, schliesslich soll seine Figur den Boden unter ihren Füssen verlieren. Sarah Michelle Gellar ist als Pornoqueen eine Offenbarung und wenn sie in vollem Ernst in einer TV-Show die Zeit vor den Pilgern als "Indian orgy of freedom" bezeichnet, weiss man nicht, ob man lachen oder weinen soll, weil dies einerseits so absolut absurd ist und andererseits die am TV predigenden Esoteriker gewitzt persifliert. "Southland Tales" ist in fast jeder Szene doppelbödig, satirisch und diffus. In jeder. Und das macht ihn so unglaublich unterhaltsam.

Vom apokalyptischen Anfang über die News-Meldungen bis zu den Porno-Anspielungen und Mobys atmosphärischer Musik: Alles passt, selbst dann, wenns nicht passt. Kelly schaukelt das Publikum von einer Szene, die man kaum fassen kann, zur nächsten. Justin Timberlake stimmt in einem Spielsalon "All These Things That I've Done" von den Killers an, begleitet von Krankenschwestern im Minirock? In diesem Film fast schon wieder normal. Am Schluss, wenn sich die Fäden zusammenfügen und doch kaum was richtig klar wird, setzt Kelly auf das Motto, das mehrfach angesprochen wird, nämlich dass die Welt mit einem Knall endet. In "Southland Tales" ist alles knallig und dafür bewundere ich ihn.

Neben Johnson und Gellar glänzen fast ausnahmslos alle Nebendarsteller, von der schlampigen Mandy Moore über den eiskalten Jon Lovitz, dem passend verwirrten Seann William Scott bis hin zur verruchten Bai Ling, dem kuriosen Christopher Lambert und dem durchgedrehten Justin Timberlake. Eine Besetzung mal völlig offensichtlich (The Rock als Actionstar), mal gegen den Strich - doch stets letztendlich passend. Das kann man fast als Leitmotiv des Werks sehen: Kelly sucht Gegensätze, sucht Dinge, die man so nicht macht, er versucht das Falsche, das Schräge, das Plumpe, das Trashige, das Subversive, das Primitive - und obwohl es nie und nimmer funktionieren sollte, entwickelt es in seinem ureigenen Universum auch seine eigene Aura. Seine Sogwirkung.

Ich kann mir gut vorstellen, dass so mancher sich sträubt, hinein gezogen zu werden. Ansatzpunkte für Hass auf den Film gibt es viele. Doch wer den Geist öffnet und Sex-Witze neben Politkritik, Sci-Fi-Material neben Punk-Ästhetik sowie Pop-Stars und Teen-Schauspieler in seltsamen Rollen akzeptiert, dem offenbart sich ein Film, wie er nicht alle Tage daherkommt. Eine Seifenoper der Apokalypse, die mich von Anfang bis Ende, auch gerade wegen ihrer Fehler, völlig faszinierte. Es gäbe noch viel zu berichten, von Kevin Smiths Cameo über den Einsatz von Beethovens Neunter bis hin zu den vielen religiösen Motiven im Film und dem Lästern gegen fast alles, was in der heutigen Zeit von Belang ist - doch letztendlich sollte man diese Zeitgeist-Wundertüte selbst öffnen. Erstaunt wird man sein, ob man dieses Unding nun mag oder nicht. Ich für meinen Teil bin froh, den Film gesehen zu haben und selbst wenn ich nun auch kaum schlauer bin darüber, was mir Kelly über Amerika erzählen wollte, so war ich doch unterhalten von der Art, wie er es tat.

 

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EXTERNE INFOS & REVIEWS 
imdb.com

Roger Ebert (1/4)


 

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