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1985
> SILIP - DAUGHTERS OF EVE
Erotikdrama
Philippinen 1985
Alternative Titel
Silip; Daughters of Eve; Peeping
Regie Elwood Perez
Drehbuch Ricardo Lee
Darsteller Maria Isabel Lopez, Sarsi Emmanuelle, Mark Joseph, Myrna
Manibog,
Pia Zabale, Daren Craig Johnson, Michael Angelo, Arwin Rogelio, Jenneelyn
Gadbalite
Länge 125 Min.
Molodezhnaja Altersempfehlung ab 18
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
© Text Marco,
molodezhnaja 20.12.07
© Bilder Mondo Macabro,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Ein Dorf an der philippinischen Küste: Der örtliche Priester ist krank, weshalb
die junge Tonya (Maria Isabel Lopez) für ihn einspringt und die Kinder des
Dorfes nach strengen religiösen Regeln erzieht. Die keusch lebende Tonya wird
geplagt von erotischen Träumen des maskulinen Simon (Mark Joseph), weshalb sie
sich regelmässig zu reinigen versucht und alles daran setzt, die sündigen
Gedanken zu vertreiben. Da taucht ihre Schwester Selda (Sarsi Emmanuelle) im
Dorf auf, die jahrelang in Manila gelebt hat. Sie kommt mit ihrem ausländischen
Freund an und zeigt sich äusserst freizügig. Das irritiert Tonya und schon bald
kommt es zum Streit zwischen den Frauen. Aber damit nicht genug: Als Selda
heraus findet, dass Tonya heimlich Simon liebt, verführt sie den Mann, der für
Selda sogar seine Geliebte Mona (Myra Manibog)
stehen lässt.
REVIEW
Einfach geil, dieser Film. Er orientiert sich stilistisch am europäischen
Sexploitation-Kino der 70er-Jahre, jedoch mit einem eigenen philippinischen
Flair. Das heisst viel Erotik, viel Gewalt, Religionskritik und ein nicht gerade
tiefes Potential an verstörenden Szenen. Die deftigste kommt gleich zum Anfang,
als Simon einen Büffel tot schlägt und vor den Augen der Kinder (und des
Publikums) ausweidet. Das Tier wird zwar zur Nahrungsgewinnung getötet und wäre
wohl eh dem Tod geweiht gewesen, à la "Apocalypse Now", doch in Bild und Ton zu
sehen, wie der Mann das Tier mit mehreren Hieben tot schlägt und anschliessend
aufsticht, braucht schon einen starken Magen.
Danach geht es in anderen Bereichen zur Sache - namentlich beim Sex, der stets expliziter wird und am Schluss auch vor einem erigierten Penis nicht den Schwanz einzieht. Die Erotikszenen haben alle eine rohe und ungebändigte Note. Sex wird meistens als Machtinstrument der Männer gezeigt, aber nicht nur: Die Frauen lernen, die Lust der Männer zur Manipulation zu nutzen. Auch wenn sie unter der Fuchtel der Kerle sind, so entwickeln sie doch ein Gespür dafür, wie man sie lenken kann. Nur für Tonya gilt das nicht - und umso impulsiver ist der Sex, wenn sie dann doch mal los legt. Da ist nicht nur der Sex an sich anregend, es ist die Heftigkeit des Zusammenkommens der Körper, die beinahe erlösend wirkt. Und das ist bei weitem nicht die einzige Sexszene, die einfährt. In einer anderen treibt es Simon mit Selda, während seine Geliebte vor dem Haus angekettet ist.
Sex ist in "Silip" auch nichts wirklich Schönes. Die einen stehen unter Zwang, die anderen tun es aus Pflichtgefühl, die Männer werden von den Trieben gelenkt. Sex ist Macht, Sex ist Gewalt, Sex ist Teil eines patriarchalischen Systems im Dorf, das durch die sexuell verklemmte Tonya und die lebensfrohe Selda aus den Fugen gerät. Daraus spinnen Regisseur Elwood Perez und der gefeierte Drehbuchautor Ricardo Lee (Deathrow) eine faszinierende Geschichte, die etwas ungeheuer Fiebriges an sich hat. Der Sex alleine ist heiss inszeniert und würde an sich schon eine Empfehlung rechtfertigen - doch es ist die Art, wie Perez Sex einsetzt, die fasziniert. Nicht zuletzt ist die Einbindung der Gewalt bestechend, v.a. wenn sie wie gegen Schluss von den Kindern oder der Dorfbevölkerung ausgeht. Das hat etwas enorm Verstörendes an sich. Auch weil Perez teilweise ausdruckstarke Kamerawinkel einsetzt, um Ereignisse in einem pulpigen Stil à la Russ Meyer zu filmen. Die Optik von "Silip" ist tatsächlich immer berauschend, sei es, wenn ein Büffel neben einem Pärchen beim Blowjob steht oder Kinder, die auf einen Menschen einstechen, aus der Opferperspektive gefilmt werden.
Doch "Silip" ist nicht von seiner Exploitation-Seite her ein beachtliches Werk. Die Kritik an der Religion ist auch von subversiver Sprengkraft, wurden in dieser Zeit des Niedergangs von Diktator Marcos (in der Imelda Marcos die Zensur lockern liess) die Regisseure wieder mutiger und wagen sogar einen Forntalangriff auf die "heilige Kuh" Kirche. Die kommt hier gar nicht gut weg, schliesslich ist es gerade die Unterdrückung von Sexualität und das lustfeindliche Verhalten der Religion, die das Drama ins Rollen bringt. Pasolini und Buñuel haben in "Silip" also etwa gleich viel zu melden wie Leute à la Russ Meyer, Joe D'Amato oder Jess Franco. Der Film ist gerade so kultig, weil er nicht einfach Trash ist, sondern Pulp, Systemkritik und teilweise überraschend edle Bilder zu einem vor allem fürs philippinische Kino ziemlich einzigartigen Werk vermengt.
Die Schauspieler sind dabei auch nicht zu unterschätzen. Sie leisten meistens "nur" durchschnittliche Arbeit, doch ihr Mut ehrt sie und stärkt den Film. Die ehemalige Miss Philippinen Maria Isabel Lopez ist nicht nur betörend schön, sie zeigt auch eindrücklichen Körpereinsatz. Gleiches gilt für ihre weiblichen Co-Stars. Mark Joseph auf der anderen Seite repräsentiert die Virilität und das Machismo. Er ist der ungezügelte Kerl, der am Anfang das Tier schlachtet und auch später wenig Skrupel zeigt. Obwohl er Objekt der Begierde ist (selbst die 12-jährige Ria fährt auf ihn ab), so strahlt er doch genau die Arroganz und Aktivität aus, die der Part braucht.
In meinen Augen gehört "Silip" daher zur Crème de la Crème des philippinischen Kinos. Man mag das Werk als Trash abtun, als plumpe Sexfantasie oder als wüste Exploitation. Doch es ist faszinierendes, mutiges und cineastisch oft mitreissendes Kino. Vom souveränen Soundtrack über die schönen Darstellerinnen und die tollen Drehorte bis zur ungeschönigten Gewalt und den heissen Sexszenen gibt es hier viel zu entdecken. Der Film mag etwas lang sein und seine Psychologie kratzt ebenso wie seine Kirchenkritik letztendlich nur an der Oberfläche - doch dies ist Kino mit Saft und Kraft, eine ebenso potente wie absurde und verstörende Vision einer Macho-Welt, in der die Frauen versuchen, den Weg zur Sexualität zu finden. Und brutal scheitern. Definitiv einen Kauf wert!
MEINE DVD
USA, Code 0, NTSC
Bild: Anamorphic Widescreen
Ton: Englisch und
Tagalog mono mit englischen Untertiteln.
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