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> SELLA D'ARGENTO
Italowestern. Italien
Alternative Titel Silbersattel; They Died with Their Boots On; Sie
sterben in Stiefeln
Regie Lucio
Fulci
Drehbuch Adriano Bolzoni
Produktion Piero Donati
Musik Franco Bixio, Fabio Frizzi, Vince Tempera
Kamera Sergio Salvati
Schnitt Ornella Micheli
Darsteller Giuliano Gemma, Sven Valsecchi, Ettore Manni, Gianni De Luigi,
Cinzia Monreale, Licinia Lentini,Aldo Sambrell, Philippe Hersent, Donald O'Brien
Länge 94 Min.
Kinostart 1978
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 17.10.2012
© Bilder Koch Media,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Eine texanische Grenzstadt um 1850: Ein Bub muss mit ansehen, wie sein Vater von
einem Handlanger des Barrett-Clans erschossen wird. Er nimmt Papas Gewehr und
tötet den Schurken. Dessen Pferd mit dem legendären Silbersattel ist fortan im
Besitz des Buben. Auch Jahre später noch, als er sich als Erwachsener Roy Blood
(Giuliano Gemma) nennt und als Kopfgeldjäger unterwegs ist. Als er den Auftrag
bekommt, Thomas Barrett zu töten, nimmt er an, schliesslich hasst er den
Barrett-Clan noch immer. Doch vor Ort entpuppt sich Thomas (Sven Valsecchi) als
zehnjähriger Neffe von Barrett Sr. (Ettore Manni). Roy nimmt den Buben unter
seine Obhut und versucht, herauszufinden, wer hinter dem Mordauftrag steckte.
Gleichzeitig wird er von den Bennetts und der Justiz als vermeintlicher
Entführer Tommys gejagt.
REVIEW
Hunderte von Italowestern entstanden in der Blütezeit der
60er. Mitte der 70er war es aus: Der Markt übersättigt, die wichtigsten
Regisseure abgesprungen, das Genre mit den ironischen "Nobody"-Filmen gleich von
Sergio Leone selbst veräppelnd zu Grabe getragen. Einer der letzten, der
unbeirrt trotzdem nochmals einen Spaghettiwestern aufzog, war Lucio Fulci
(1927-1996) mit "Sella d’argento" - dem "Silbersattel" von 1978 - bevor er dann
selbst zum Horror weiterzog. Tatsächlich ist der Film ein letztes Aufbäumen,
denn bei Kritik und Publikum kam der Film nicht gut an. Er wirkt wie aus
Versatzstücken zusammengeschustert, kompetent durchaus, voll im Genre verhaftet
sowieso. Aber irgendwie nicht immens leidenschaftlich.
Schlecht wird er dadurch freilich noch nicht. Bis auf das in Endlosschlaufe
wiederholte Titellied, das wie eine Parodie auf Italowestern-Songs klingt, und
schon beim ersten Abspielen für Ohrenschmerzen sorgt, ist an "Sella d’argento"
nichts richtig übel. Wenn schon, dann begegnet man gewissen Aspekten einfach mit
Gleichgültigkeit: So etwa die Handlung, die ein Rachethema nimmt, es mit einer
Ersatzvater-Sohn-Beziehung anreichert und sonst nicht gerade viel zu bieten hat,
das überrascht oder mitreisst, selbst die brutalen mexikanischen Schurken werden
zu spät eingeführt. Zudem straucheln einige der Darsteller, so etwa der kleine
Sven Valsecchi, dem zurecht keine Filmkarriere beschieden war. Aber auch einige
der Frauen wie die etwas konturlose Cinzia Monreale als hübsche Barrett-Dame.
Blondschopf Giuliano Gemma (Una pistola per
Ringo) indes zeigt in seinem letzten richtigen Italowestern durchaus Klasse,
indem er seine Figur recht zurückhaltend, aber doch cool interpretiert. Mal
Kumpel, mal Revolverheld. Auch der Amerikaner Geoffrey Lewis gefällt als
dubioser Bestatter, der sich dem Helden anschliesst. Doch grösster "Star" dürfte
die Bildgestaltung sein: Fulci spielte schon immer gerne mit seinen technischen
Möglichkeiten, und hier setzt Kameramann Sergio Salvati dies bestens um: Mit
heftigen Zooms, rasanten Schwenks, dramatischen Nahaufnahmen. Dazu
Mundharmonika-Einsätze, hübsche Ausstattung und fertig ist ein technisch
durchaus gelungener Italowestern.
Er ist weder Schwanengesang noch Niedergang des Genres, weder Hommage noch
Demontage. Er ist einfach ein verspäteter, solider Beitrag; einer, der dann kam,
als Italowestern wieder aus der Mode waren. Italienische Regisseure widmeten
sich fortan lieber anderen günstigen, aber populären Genres - namentlich Horror,
Giallo und Sex. Alle sattelten sie um, die Fulcis, die Argentos, die D’Amatos.
Schön also, dass etwas wie "Sella d’argento" immerhin noch realisiert werden
konnte in jener Zeit.
Man stellt sich die Frage, ob der Italowestern überhaupt in die nächste Dekade
hätte gerettet werden können, oder ob er gar keine Transformation hätte
durchmachen können, da er nur als ruppige Antwort auf den klassischen US-Western
gedacht war. Wenn sich heute, über 30 Jahre später, Regisseure wie Quentin
Tarantino wieder der Ästhetik von damals bedienen, dann ist eines klar: Der
Italowestern mag tot sein, aber alles andere als vergessen. Das ist sicher nicht
"Sella d’argento" zu verdanken, dazu ist der Film schlicht zu marginal, aber er
ist Teil eines Kanons, Teil einer spannenden und irgendwie genialen Ära des
Weltkinos.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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