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Sci-Fi-Satire. Polen 1984
Alternative Titel Sexmission; Sex Mission
Regie Juliusz Machulski
Drehbuch Juliusz Machulski, Pavel Hajný, Jolanta Hartwig
Produktion Zespól Filmowy "Kadr"
Musik Henryk Kuzniak
Kamera Jerzy Lukaszewicz
Schnitt Miroslawa Garlicka
Darsteller Olgierd Lukaszewicz, Jerzy Stuhr, Bozena Stryjkówna, Boguslawa
Pawelec,
Hanna Stankówna, Beata Tyszkiewicz, Ryszarda Hanin, Barbara Ludwizanka, Hanna
Mikuc
Länge 109 Min.
Kinostart 1984
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. |
©
Text Marco, molodezhnaja 28.3.10
© Bilder ostalgica,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Im Jahr 1994 werden die beiden Freiwilligen Albert Starski (Olgierd Lukaszewicz)
und Maksymilian "Maks" Paradys (Jerzy Stuhr) zu Testzwecken für einige Zeit
eingefroren. Doch statt 3 Jahre später wachen sie 50 Jahre in der Zukunft auf!
Anno 2044 gibt es keine Männer mehr, die Frauen regieren die Welt
absolutistisch. Deshalb sperrt das Regime die Neuankömmlinge schnurstracks ein
und es wird eingeleitet, die beiden umzuwandeln oder zu entsorgen. Die hübsche
Jung-Forscherin Lamia Reno (Bozena Stryjkówna) jedoch erkennt als erste, dass
diese seltsamen Wesen vielleicht doch für etwas zu gebrauchen sind.
REVIEW
Der Titel "Sexmission", den der Film auch im
polnischen Original "Seksmisja" trägt, ist etwas irreführend - denn die
Sci-Fi-Satire ist deutlich cleverer, als suggeriert wird. Regisseur Juliusz Machulski
entwickelt nämlich auf witzige Weise eine Zukunftsvision, die gleich zwei
Extreme der Gegenwart auf die Schippe nimmt: aus dem Ruder gelaufenen Feminismus
und übertriebenen Männlichkeitswahn. Es ist besonders stimulierend, wenn sich
ein Regisseur gleich bei mehreren Fraktionen unbeliebt macht. Bei mir jedenfalls
macht er sich dadurch sehr beliebt.
Manche seiner Attacken sind etwas plump und gegen Schluss verlagern sie sich auf die eine Seite, doch es geht gerade auch darum, den Extremismus beider Positionen auf die Spitze zu treiben, ohne dass das Massenpublikum dabei überfordert wird. Daher sind die Dialoge meist verständlich, aber in ihrer Aussage dennoch raffiniert. Ein Beispiel? So sagt eine Frau einmal kühl "Ich finde täglich mehr Beweise dafür, dass die Männer das fehlende Evolutionsglied zwischen uns und den Menschenaffen sind". Die Damen der Zukunft sind Emanzen im übelsten Sinn, Sexisten mit umgekehrten Vorzeichen, die am liebsten alle Männer ausrotten würden.
Auf der anderen Seite halten sich die Kerle für unwiderstehliche Typen und der Film macht sich einen Spass daraus, ihre Anziehungskraft zu demonstrieren: Jede Frau, die von ihnen geküsst wird, wird regelrecht bekehrt und verfällt in Ekstase. Dabei sind die Jungs alles andere als attraktiv. Aber weil viele Jahre keine Frau einen Kuss bekommen hat, ist die Reaktion durchaus noch nachvollziehbar. Und dass ausgerechnet Liebe, Sex und Küsse uns vom Diktat der reaktionären Frauenplage befreien sollen, ist natürlich doppelt ironisch und eine Attacke gegen die durch Extrem-Feminismus und politische Korrektheit heraufbeschworene Lustfeindlichkeit.
Die herrschenden Frauen würde dagegenhalten, in dieser weiblichen Zukunft gäbe es keinen Krieg mehr, keine Misshandlung, keine Ungerechtigkeit. Daran sind ja schliesslich über Jahrtausende immer nur die Männer schuld gewesen. Insofern ist das Gezeigte durchaus doch eine positive Utopie. Gegen diese These spricht lediglich, dass es auch innerhalb der Frauengesellschaft eine strenge Hierarchie gibt, dass Gewalt und Unterdrückung vorkommen und man sich gut vorstellen kann, dass auch diese Gesellschaft irgendwann durch einen Krieg zerbröckeln wird - es gibt bereits erste Anzeichen für eine starke Fraktionsbildung innerhalb des Frauenrats.
Doch keine Angst, derartige Gedanken werden nie verkünstelt oder zu kompliziert dargeboten, sondern stets in Form einer lockeren Farce. Es gibt viel zu schmunzeln, über männliche Allüren und die Selbstverständlichkeit ihres vermeintlichen Machtanspruchs. Aber auch über die frigiden Emanzen, ihre Doppelzüngigkeit und ihre Verdrehung der Geschichte. Wer mehr Fett wegkriegt? Ich würde sagen, die Frauen, vor allem gegen Ende, wenn die Männer einem Albtraum gleich "umgepolt" werden sollen. Doch mehr noch als Frauen an sich ist es die Idee einer ideologisch versteinerten Diktatur, die angeprangert wird. Man kann die Frauen hier durchaus ersetzen durch jegliche Form von autoritärem Regime.
Um so erstaunlicher, dass solch bissige Botschaften in einem Film aus dem Ostblock enthalten sind. In seinem Entstehungsland Polen lief der problemlos, später auch in der DDR. Dabei ist die anti-totalitäre Haltung mehr als deutlich erkennbar. Verpackt in eine trashig wirkende, amüsante und mit leichtem Erotik-Touch inszenierte Satire war sie wohl für die Zensoren versteckt genug. "Sexmission" verliert am Ende viel Tiefgang, ist etwas lang und ein wenig in die Jahre gekommen. Doch von seinem Biss hat er nicht viel eingebüsst. Und für alle, die neben Geschlechterkampf auch noch etwas Greifbares wollen, gibts einen angenehmen B-Film-Zukunftslook, ein paar erschreckende Sequenzen sowie heisse Damen. Ein überaus ansprechender Mix.
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EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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