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> DER SCHWARZE TANNER
Drama. Schweiz
Alternativer Titel -
Regie Xavier
Koller
Drehbuch Xavier Koller, Walo Deuber
Musik Hardy Hepp
Kamera Elmer Ragalyi
Schnitt Fee Liechti
Darsteller Otto Mächtlinger, Dietmar Schönherr, Renate Steiger, Ernst C.
Sigrist, Liliana Heimberg, Susanne Betschaft, Dieter Moor
Länge 101 Min.
Kinostart 1985
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco Spiess, molodezhnaja 25.2.2018
© Bilder Praesens,
Screenshots molodezhnaja
STORY
1941 in der Innerschweiz: Die Bergbauern von Oberschwand vollen sich der
"Anbauschlacht" des Bundes nicht beugen. Dieser Plan sieht vor, dass die Schweiz
Angesichts des Krieges mehr Nahrung selbst produziert, und darum auch in den
Alpen Kartoffeln angepflanzt werden. Da die Behörden mit Strafen drohen, geben
die meisten Bergbauern nach - nicht aber der alte Kaspar Tanner (Otto
Mächtlinger). Er wirtschaftet mit seiner Familie so weiter wie gewohnt, ja
verkauft seine Ware letztendlich lieber schwarz, als sich in die Gemeinschaft
einzufügen.
REVIEW
"Ein Film voller Witz und Widerstand" stand auf einem
der Poster von damals. Und in der Tat kommt beides in "Der schwarze Tanner" vor.
Doch die Geschichte ist im Kern doch eine sehr traurige und melancholische.
Oscarpreisträger Xavier Koller ("Reise der Hoffnung") ist auch gar nicht darauf
aus, die Leute zu amüsieren, sondern entführt sie in eine Welt, in der es hart
zugeht, in der Widerstand gegen die Elemente genauso angeboren scheint wie der
Widerstand gegen die Obrigkeit.
Die Schweiz ist nun mal historisch
gewachsen obrigkeitsskeptisch. Der Kampf gegen die "fremden Vögte", die Legenden
um Wilhelm Tell, das extrem föderalistische Staatssystem und vieles andere sind
Manifestationen einer tief verankerten Skepsis gegenüber Macht. Die Bergbauern
erfahren in diesem Kontext eine geradezu mythische Überhöhung - selbst heute
noch, wo sie ohne staatliche Subventionen gar nicht überleben könnten.
"Der schwarze Tanner" vollzieht nun eine interessante Gratwanderung in diesem
Umfeld. Zum einen zeigt er das harte Leben der Bauern ehrlich und auch
ehrerbietend. Es wird pflichtbewusst gearbeitet, die Familie vertraut sich
uneingeschränkt und man fügt sich auch ins System ein (Milchgenossenschaft,
Militärdienst). Die Kehrseite dessen zeigt der Film aber auch: Wer Neues
versucht, wird als Judas verunglimpft, und selbst angesichts eines nationalen
Notstands wie des Zweiten Weltkriegs ist man nicht bereit, einzulenken.
Dadurch kann man auch Tanner als Held oder negativer als "huere schtiere Grind"
sehen. Oder beides: Er ist ein Mann der Prinzipien, aber auch uneinsichtig und
unsozial. Otto Mächtlinger (1921-85) verkörpert ihn in seinem letzten
Kinoauftritt famos, macht beide Facetten an ihm erlebbar. Und da kommt er auch
immer wieder rein, der eingangs erwähnte Witz. Mal lehnt sich Tanner amüsant
auf, mal gibt er schnoddrige Antworten, die mit seinem extrem starken Dialekt
doppelt amüsant klingen. Auch wenn seine Figur eine tragische ist, so kann man
doch mit und über ihn schmunzeln.
Dazu bei trägt auch, dass die Behörden
alles andere als ansprechend herüberkommen, sieht man mal vom hinter Brille und
Hut schwer erkennbaren Dietmar Schönherr ab. Aber auch da die Frage: Das System
mag kalt sein, es mag persönliche Erfahrung weniger werten als allgemeinen
Nutzen. Nur, braucht es im Fall eines drohenden Krieges nicht ein System, das
vorausdenkt? Und braucht es nicht Innovation von oben, wenn sie unten nicht
stattfindet? Der Staat im Film ist durchaus im Recht, und doch bringt man Tanner
mehr Sympathien entgegen - das macht die Geschichte so spannend.
Diese
basiert übrigens auf einem Werk des Schwyzer Schriftstellers Meinrad Inglin und
ist an sich eher simpel. Aber Koller inszeniert sie richtig toll, mit erdigem
Look und ungeheurem Lokalkolorit. Dies wird kombiniert mit einer Art
Synthesizer-Alpenwestern-Musik von Hardy Hepp, die eigentlich nicht so zum
urchigen Kern des Films passt, aber ihn gerade darum aufwertet, ihm seine eigene
Aura verleiht. Auf jeden Fall ein sehenswerter Film, der zusammen mit dem
zeitnah erschienenen "Höhenfeuer" ein bemerkenswertes Doppel bildet.
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit VLC, verkleinert und geschärft mit Picture Converter und Paint.net
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