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Drama. Deutschland 1923
Alternativer Titel -
Regie
Karl Grune
Drehbuch
Max Jungk, Julius
Urgiss
Produktion
Karl Grune
Kamera
Karl Hasselmann
Darsteller
Liane Haid,
Hermann Vallentin, Eugen Klöpfer, Leonard Haskel,
Adele Reuter-Eichberg, Walter Brügmann, Carl de Vogt
Länge
64 Min.
(rekonstruierte Kurzfassung).
Kinostart 1923
Humor | Spannung | Action | Gefühl | Anspruch | Erotik |
. | . |
©
Text Marco, molodezhnaja 3.9.10
© Bilder arte,
Screenshots molodezhnaja
STORY
Maria (Liane Haid) ist schwanger von George, weshalb sie vom
Vater (Hermann Vallentin) des Hauses verwiesen wird. Letztendlich nimmt der
Grubenarbeiter Thomas (Eugen Klöpfer) die junge Mutter und ihr Baby bei sich
auf. In seinem Haus erholt sie sich von der Pein, und Thomas entschliesst sich
sogar, sie zu heiraten - trotz der anfänglichen Ablehnung der Mutter (Adele
Reuter-Eichberg). Doch da taucht George wieder auf, da er nun ebenfalls in der
St.-Anton-Grube arbeitet.
REVIEW
1923 brachte der Österreicher Karl Grune (1890-1962) dem
deutschen Film ein neues Genre: den Strassenfilm. Der sinnigerweise "Die
Strasse" betitelte Stummfilm erzeugte im Studio einen Naturalismus, der mit dem
Stil der Expressionisten brach. Doch nicht nur auf stilistischer Ebene ging
diese Art Film neue Wege, auch inhaltlich wurden leicht neue Akzente gesetzt. So
interessierte das Leben des Kleinbürgertums, der Alltag in der Stadt, die
Existenz im Getümmel. Während expressionistische Regisseure das Leben in der
Grossstadt als Wuchern im Moloch interpretiert hätten, sah der Strassenfilm eher
den träumenden Menschen inmitten des organisierten Chaos’ und des moralischen
Dilemmas.
Im selben Jahr, einen Film früher, inszenierte Grune mit "Schlagende Wetter" ein Werk, das indes noch den Spagat wagte. Auf der einen Seite haben wir stark expressionistisch geprägte Bilder, in denen etwa die Menschen vor den Bauten regelrecht untergehen. Selbst einfache Wohnhäuser nehmen 90% des Bildes ein, während unten, regelrecht an den Rand gedrängt, die Menschen stehen. Die Optik von Kameramann Karl Hasselmann ist eine Freude für jeden Liebhaber expressionistischer Filmkunst, wenngleich es Gebäude des Alltags sind, die hier zum Zug kommen.
Auf der anderen Seite haben wir die Sequenzen in der Grube, teilweise gedreht im Ruhrgebiet und geprägt von einer starken Verpflichtung gegenüber dem Naturalismus. Zwar erscheinen die Bergleute wie Zahnräder in einer grossen Maschine, doch ob es die Bedienung des Lifts oder die Arbeit unter Tage sind: Man spürt, dass hier (wenigstens vordergründig) die Echtheit angestrebt wird. Künstlerisch gefiltert, versteht sich, aber ohne die komplette visuelle Steuerung des Expressionismus. Mit diesem Teilweise-Realismus geht auch die Sozialkritik einher, denn wenn immer ein Künstler den Bergbau-Alltag jener Zeit dokumentiert, kommt er gar nicht umher, die Schattenseiten zu zeigen: Grubenunglücke, Raffgier der Betreiber, Schwerstarbeit der Kumpel.
"Schlagende Wetter" bietet dank dieses Spagats eine eindrucksvolle Palette an optischen Eindrücken. Und um diese noch zu verstärken, kommen zwei Tricks zum Einsatz: Einerseits werden die Bilder eingefärbt, mal grün, mal blau, mal knallrot. Zum anderen wurden per Handarbeit ganz selten ein paar Elemente hervorgehoben - etwa das Licht beim Gruben-Aufzug, das per Farbeinsatz rot leuchtet. Bei all diesem technischen Aufwand drohen die Schauspieler bisweilen etwas unterzugehen, doch mit solidem Spiel und kurzen Ausbrüchen von Theatralik sorgen sie dafür, dass der menschliche Aspekt nicht völlig überdeckt wird.
Am 15. Februar 1923 wurde "Schlagende Wetter" im Ufa-Theater am Kurfürstendamm in Berlin uraufgeführt. Das Originalnegativ ging später verloren, es ist keine vollständige Fassung erhalten. Aus der lückenhaften Kopie der deutschen Fassung sowie der gekürzten italienischen Verleihfassung wurde eine 64-Minuten-Version rekonstruiert, bei der der zweite Akt fast komplett fehlt, die Zwischentitel neu gesetzt wurden und zusätzliche Schrifttafeln und Standfotos die fehlende Handlung erklären. Selbst als solche Rumpffassung ist das Drama aber eine eindrückliche Sache und überzeugt mit seiner Optik und seinem Tempo. Die Story mag melodramatisch sein, aber Stummfilmfreunde kommen vorbehaltlos auf ihre Kosten.
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Nicht auf DVD erhältlich. Lief auf arte
EXTERNE REVIEWS
imdb.com
Screenshots der DVD mit TotalMedia Theatre 3, verkleinert und leicht geschärft mit CorelPaint
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